Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
nicht …«
Weiter kam sie nicht, denn er küsste sie. Er konnte nicht anders. Ein Vampir hatte sie angegriffen, und um ein Haar hätte er sie verloren. Bei allen übersinnlichen Kräften waren Incendoren letztlich nur Menschen, und im Gegensatz zu Vampiren konnten sie keine Kugeln einstecken und wieder aufstehen.
Sie waren viel zu leicht zu töten.
Seine Lippen streiften ihre zunächst ganz leicht, weil Jana so verteufelt zart war, so zerbrechlich. Aber sie vergrub die Hände in seinem Haar, drängte sich an ihn und vertiefte den Kuss, indem sie ihren Mund fest auf seinen presste.
Zanes Zunge drang in ihren Mund, und er drückte sie an sich. Ihm war bewusst, dass er sie zu heftig drückte, doch er konnte einfach nicht loslassen.
Um sie herum stürzte die Welt ein, doch er hielt Jana in den Armen und fragte sich, wie es dazu kommen konnte, dass sie ihm derart viel bedeutete. Genug, dass er gewillt war, für sie zu töten.
»Zane!« Der Ruf durchschnitt das Chaos, aber Zane löste weder den Kuss noch die Umarmung. Noch nicht.
»Zane, verdammt!« Schritte kamen auf ihn zu. »Ich tobe hierher, um dir den Arsch zu retten, und finde dich knutschend vor.«
Judes Timing war mal wieder fantastisch. Langsam hob Zane den Kopf und blickte nach rechts zu dem Gestaltwandler. »Du kommst zu spät zur Party.«
Jude stieß einen Pfiff aus, als er sich umschaute. »Was zur Hölle hast du angestellt?« Die Frage richtete er allerdings nicht an Zane, sondern an Jana.
Tony kam angelaufen. »Die Feuerwehr ist unterwegs, aber … Mist, Catalina? Was machst du hier?«
»Wie ich schon sagte«, murmelte Zane, »eine Party.« Eine tödliche Party.
Jana versteifte sich merklich. »Der Cop?«, flüsterte sie und stemmte sich von ihm ab, so dass Zane sie loslassen musste. Er wusste, dass sie eine Menge zu klären hatten. Sirenen heulten in der Ferne. Das dürften die Feuerwehr und wohl auch einige Streifenwagen sein.
Zane atmete einmal tief durch. »Du hast aber reichlich Zeit gebraucht, um mich zu finden.« Für gewöhnlich war Jude ein exzellenter Fährtenleser, deshalb hatte Zane insgeheim erwartet, sein Freund wäre eher hier – vor dem Feuer und den Schreien.
Tony lief zu Catalina, die einen Arm um den Vampir gelegt hatte und sich abmühte, ihn aus dem Wasser zu ziehen.
»Was ist mit dem passiert?«, fragte Tony.
Catalinas Blick huschte zu Jana.
»Ich war das«, sagte Jana, machte sich extragerade und ging noch weiter von Zane weg. Was sollte das?
Zane beobachtete misstrauisch, wie Tony der Hexe helfen wollte. »Pass auf, Tony«, warnte er den Polizisten. »Der Mistkerl ist bissig.«
»Ach, du Schande«, raunte Jude. Ja, der Gestaltwandler begriff es natürlich. Wahrscheinlich hatte er den Vampir schon am Geruch erkannt.
Statt nach dem Vampir zu greifen, zog Tony blitzschnell seine Waffe und richtete sie auf den Mann. »Meine Kugeln enthalten Weihwasser. Eine falsche Bewegung, und die erste geht direkt zwischen Ihre Augen.«
Tony war stets vorbereitet. Ein kluger Bursche.
Jana trat ein paar Schritte zurück.
Feuerwehrlaster und Streifenwagen fuhren vor. Die niedrigen Flammen flackerten, und Qualm waberte auf. Dann sprangen die Uniformierten aus ihren Wagen. Showtime.
Ihr Hals brannte. Er schmerzte, pochte und brannte . Was sollte das? Da versuchte man, etwas Nettes für jemanden zu tun, wie zum Beispiel ihn aus dem Feuer zu holen, und zum Dank biss der zu. Sah sie vielleicht wie ein beknacktes Büfett aus?
Als die Cops erschienen, zog Jana sich unauffällig in die Dunkelheit zurück. Die Feuerwehr löschte die verbliebenen Brandstellen, auch wenn es jetzt sinnlos sein dürfte. Die Flammen erstarben schon von allein, denn ohne eine Incendorin, die sie speiste, gingen sie sowieso aus.
Die Incendorin.
Jana sah zu Beths Körper. Am Ende hatte Beth die Kontrolle verloren, denn das Feuer war zu neu für sie gewesen. Sie konnte es gar nicht beherrschen.
Weil dies meine Flammen waren, meine Kraft.
Die Beth ihr weggenommen hatte. Und jetzt war Jana einfach nur menschlich.
Ein Mensch, an dessen Händen eine Menge Blut klebte, und hier wimmelte es von Polizisten.
Der Waffenknauf drückte ihr unten gegen den Rücken. Sie hatte Zane die Waffe wieder abgenommen, während er sie küsste.
Ich kann ihn noch schmecken. Und ich will ihn immer noch.
Aber Zane war ungefähr sechs Meter entfernt und sprach mit der Frau mit dem blassblonden Haar. Die ihn überdies ein bisschen zu viel anfasste. Sie hatte den Vampir gerettet und
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