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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte
Autoren: Nyx Smith
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Der Ausdruck in seinen Augen wird durchdringend, seine Miene ist wie Granit. Wenn das seine Imitation eines Ausbilders der Marines ist, nicht schlecht. »Dann will ich dich mal was fragen«, sagt er gelassen. »Was glaubst du, warum du hier bist?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Art starrt ihn an, dann sagt er: »Ich erzähle dir eine kleine Geschichte, Junge. Es gibt vielleicht zwanzig Millionen Leute in diesem Megaplex, Jersey eingeschlossen. Was glaubst du, wovon das Leben dieser Leute mehr als alles andere abhängt? Was glaubst du, würde passieren, wenn irgendein häßliches Sechste- Welt-Virus in die Wasserversorgung gelangte? Hast du irgendeine Vorstellung, wie schnell dieser ganze Plex den Bach runtergehen könnte?«
    Das ist alles völlig unwirklich. Brian fragt sich, ob er halluziniert. Niemand außerhalb des Militärs weiß, daß er beim Kommando Eins war und in Marokko, und auch den Rest nicht. Art muß massive Verbindungen zu den Bundesbehörden haben, aber bei diesem ganzen Gerede über Wasser...
    »Wovon reden Sie überhaupt?«
    »Du hast mich schon verstanden.«
    »Was wollen Sie mir hier eigentlich erzählen? Daß Sie hier irgendein Sicherheitsbetrieb sind, um die Wasserversorgung zu schützen?«
    »Wir tun, was wir tun müssen, Junge.«
    Brian verkneift sich einen jähen Temperamentsausbruch. Es reicht jetzt mit diesem ›Junge ‹-Quatsch. Er wird nächste Woche dreißig, verdammt noch mal. »Was meinen Sie mit ›wir‹? Wer ist ›wir‹?«
    »Du. Ich. Jeder, den das Amt braucht.«
    »Das Wasseramt?«
    Art nickt. »SAWA.«
    »Und Sie wollen mich haben.«
    »Ja.«
    »Um was zu tun?«
    »Alles, was nötig ist.«
    »Das ist doch Novadrek.«
    Art starrt ihn ein paar Sekunden an, dann sagt er: »Wie hört sich dreieinhalbfaches Gehalt an?«
    Brian gafft ihn an. »Sie machen Witze.«
    »Das ist mein voller Ernst.«
    »Niemand wird so gut bezahlt.«
    »Glaubst du nicht, daß das Leben von zwanzig Millionen Leuten ein paar Extra-Nuyen wert ist?«
    »Ich kann nicht glauben, daß das Wasseramt...«
    »Junge, du weißt nicht mal die Hälfte.«
    »Und vielleicht will ich es auch gar nicht wissen...«
    »Gut. Du stellst sowieso zu verdammt viele Fragen.«
    Art wendet sich ab und geht den Flur entlang zur Rückseite des Gebäudes. Die Leuchtröhren an der Decke springen vor ihm an und erlöschen hinter ihm.
     
    Brian erwägt einen raschen Vorstoß Richtung Ausgang, fragt sich aber, ob er es lebend bis auf die Straße schaffen würde.
    »Kommst du?« fragt Art vom anderen Ende des Flurs.
    »Ich denke gerade darüber nach«, erwidert Brian. Dreieinhalbfaches Gehalt. Das ist verlockend, auch wenn Art balla-balla ist.
    »Denk nicht zu lange nach, Junge.«
    »Im Gewerkschaftsvertrag steht nichts über Drek wie diesen.«
    Art nickt. »Du hast recht. Vergiß es, Junge. Es ist nicht dein Job. Ich bin sicher, irgendwo im Amt muß es noch einen anderen Burschen mit deinen Qualifikationen geben. Verzieh dich. Ich werde mein Leben keinem Schlappschwanz anvertrauen, der es nicht bringt...«
    »Augenblick mal, ja!«
    »Junge, entweder hast du Mumm oder nicht.«
    »Für wen halten Sie sich eigentlich...«, fängt Brian so wütend an, daß er glaubt, platzen zu müssen, aber dann tritt Art durch eine Tür und ist verschwunden. Die Leuchtröhren an der Decke erlöschen, und der Flur wird dunkel.
    Echt Sahne.

7
     
    Wirbelnde Gewitterwolken verwandeln Tageslicht in Dämmerung. Schweiß wischt das Blut aus ihrem Fell und gefriert dann. Die kalte stechende Luft brennt in Kehle und Lungen, aber das Brennen läßt rasch nach. Ihre Glieder schmerzen vor Erschöpfung, aber die Schmerzen lassen ebenfalls nach. Tikki springt und läuft. Sie hat die Fährte klar vor Augen - die Witterung, die Spuren im Schnee und das treibt sie vorwärts. Sie wird nicht ruhen, nicht rasten, bis sie ihr Junges wieder und die Rechnung mit den Elfen beglichen hat.
    Die Spur des Luftkissenfahrzeugs der Elfen folgt dem alten Weg durch den Wald, um den Fuß des Berges herum, bergauf und bergab, durch dicht bewaldetes Gebiet und über halb zugefrorene Flüsse. Jeder Schritt, jeder Atemzug, jede Luftströmung, die an ihrer Nase vorbeizieht und ihr dichtes Fell zerzaust, erinnert sie an die Winter in Sibirien und der Mandschurei. Sie und ihre Mutter waren einmal wochenlang unterwegs auf der Suche nach Beute, ständig in Bewegung, witternd, nach Spuren potentieller Beutetiere Ausschau haltend und ständig im Kampf gegen andere Wesen, um ihr Recht auf die Beute,
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