Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte
Autoren: Nyx Smith
Vom Netzwerk:
Alles.«
    »Abtastung.«
    Ein paar Sekunden vergehen.
    »Bericht in fünf Stunden.«
    Der Anruf ist beendet. Tikki hängt ein und wendet sich von der Wand ab. Die neonleuchtende Musikbox in der Ecke ist verstummt. Jeder Zweibeiner in dem Raum starrt sie an. Mehrere zeigen die Zähne und lächeln. Ihr wird klar, warum, als eine Frau zu ihr geht und auf sie zeigt. »Hey, Schätzchen«, sagt die Frau, »du siehst aus, als würde dir was fehlen.«
    Tikki nickt verstehend. »Gib mir deine Sachen.«
    Die Frau runzelt die Stirn und starrt sie an, dann wirft sie den Kopf in den Nacken und lacht. Dieses Lachen soll nicht etwa Belustigung zum Ausdruck bringen, sondern Spott, Verachtung und Dominanz. Tikki packt die Frau an der Kehle, reißt sie herum und schleudert sie gegen die Wand.
    »Gib mir deine Sachen.«
    Schlagartig hat sich die Situation verändert. Die Frau plappert unzusammenhängend, duckt sich vor Angst und sackt zu Boden. Ein großer Mann erhebt sich von einem Tisch in der Nähe und nähert sich Tikki von links. Er riecht nach Wut und ballt eine Faust, und das ist ein Fehler. Bevor er zuschlagen kann, treibt ihm Tikki ihre Ferse in die Brust, dann springt sie vor und knallt ihm ihren Schädel unter das Kinn.
    Der Mann geht zu Boden, doch jetzt springen andere auf. Zwei Männer greifen sie gemeinsam an, und da ist es zu spät, um noch aufzuhören. Es riecht nach Gewalt, und dieser Geruch spricht ihren Instinkt an. Blutrotes Fell mit schwarzen Streifen überzieht ihre Hüften, dann ihr Gesicht und schließlich ihre Arme. Ihre Hände verwandeln sich in Pfoten, und ihr Oberkörper schwillt an. Sie schleudert einen Mann durch ein Fenster und wirft einen anderen zu Boden. Andere brüllen und schreien, und der Gestank der Furcht läßt sie die Lippen zurückziehen und ihre lang und spitz gewordenen Zähne blecken. Eine Schrotflinte donnert, und irgend etwas zerfetzt ihre linke Hüfte. Der sich aus der Wunde ergießende Blutstrom wird zu einem Rinnsal und versiegt schließlich ganz. Eine Frau kreischt vor Entsetzen laut und schrill auf. Der Mann hinter der Bar beeilt sich nachzuladen. Tikki stürmt los, wirft sich über die Bar, trifft den Mann frontal und schleudert ihn mit ein paar Schlägen gegen Kopf und Brust zu Boden.
     
    Als sie sich umdreht, windet sich die Zweibeiner- Frau, mit der alles begonnen hat, hektisch aus ihren Kleidern. Sie rennt kreischend und nackt zur Tür. Tikki zieht sich an, dann wendet sie sich an die wenigen, die noch übrig sind.
    Jetzt braucht sie noch ein Fahrzeug.

8
     
    Sie bauschen die Sache zu sehr auf.«
    »Ich stehe für meine Überzeugung ein.«
    Das Büro ist feudal und vertäfelt. In den Ecken stehen künstliche Bäume. Auf einem besonderen Tisch an der Seite steht ein neunzig Jahre alter Bonsai. Vernon Janasova sitzt hinter seinem glänzenden Onyxschreibtisch. Amy sitzt ihm gegenüber auf der anderen Seite. Sie sieht zur Decke, als Janasova lächelt. Es ist noch kein herablassendes Lächeln, kommt diesem aber doch so nah, daß es sie aufbringt.
    »Amy«, sagt er, indem er die Hände auf den Schreibtisch legt und faltet, »unsere Firma befindet sich vollständig in Fremdbesitz. Diese Leute sind unsere Bosse. Wir können ihnen nicht sagen, nein, tut uns leid, keine Revision. Es ist unvernünftig, so eine Haltung auch nur in Erwägung zu ziehen.«
    »Also halten Sie mich für unvernünftig.«
    Janasovas Miene nimmt einen warmen und zugleich ernsten Ausdruck an. »Ich halte Sie für eine sehr engagierte Abteilungsleiterin. Sie haben sehr hart gearbeitet, um Ihre Abteilung zu verbessern. Ich persönlich glaube, daß Sie fabelhafte Arbeit geleistet haben. Der Wissenschaftsstab liebt die Veränderungen, die Sie am Kaufsystem vorgenommen haben. Ich sage nur, daß wir realistischerweise mit den Revisoren kooperieren müssen. Wenn sich das Forschungspersonal darüber aufregt... tja, dann tun wir eben, was wir können, um die Wogen zu glätten.«
    Amy findet es schwierig, sich mit jemandem zu streiten, der so offensichtlich entschlossen ist, so vernünftig zu sein. Janasova wird den Revisoren ganz eindeutig keine Steine in den Weg legen. Um so mehr Grund für Amy, jetzt hart zu bleiben. Hartnäckig und fordernd.
     
    Auch wenn sie sich wie ein selbstgerechtes Miststück benimmt. Sie verkündet: »Ich werde nicht Zusehen, wie Kurushima und seine Meute über mich und diese Organisation hinwegtrampeln.«
    »Amy, bitte...« Das aufreizende Lächeln ist wieder da. »Niemand verlangt das von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher