Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith

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ihn intensiv mustern. »Nicht ganz, aber nah genug dran«, sagt der Bursche.
    »Wer, zum Teufel, sind Sie?« fragt Brian.
    Der Bursche senkt das Streichholz. Er trägt eine schwarze Weste, die nach Panzerweste aussieht. Auf der linken Brust ist ein ovales Abzeichen mit unvollständigen Druckbuchstaben, die das Wort ›Art‹ ergeben.
    »Sind Sie hier der Manager?« sagt Brian.
    »Du stellst zu viele Fragen, Junge.«
    Was soll nur dieser ›Junge ‹-Quatsch? Und was, zum Teufel, geht hier überhaupt vor? Dieser Bursche, ›Art‹, kommt ihm langsam ziemlich balla-balla vor. »Hey, wenn das ein Problem ist, kann ich auch zurück zu Metro Zwo. Ist sowieso gleich Mittagspause. Art.«
    Art grinst höhnisch. »Gewerkschaftler.«
    »Kennen Sie einen Arbeiter beim SAWA, der keiner ist?«
    »Ich bin ein G-67. Was sagt dir das?«
    Brian runzelt unsicher die Stirn. Er selbst ist ein G-8. Sein Abteilungsleiter ist ein G-12. »Niemand hat so einen hohen Tech-Grad.«
    »Du mußt noch viel lernen, Junge.«
    Ohne Vorwarnung gehen die Lichter an. Brian blinzelt ein paarmal, dann kann er einen ersten ungetrübten Blick auf seine Umgebung und auf ›Art‹ werfen. Sie stehen in einem engen Flur, der zur Rückseite des Gebäudes führt. Art ist in etwa so groß wie Brian, also mittelgroß, aber er ist untersetzt, stämmig. Seine Miene hat irgend etwas von einem Pitbull an sich, was darauf hindeutet, daß er im Kampf ein gefährlicher Gegner sein könnte. Unter der Weste trägt er schwarzen Drillich, dessen Hosenbeine in die Militärstiefel gestopft sind.
    Sie beobachten einander einen Augenblick, dann greift Art hinter seinen Rücken und bringt etwas zum Vorschein, das Brian als großkalibrige israelische Automatik identifiziert. »Weißt du, wie man damit umgeht?«
    »Wovon reden Sie, zum Teufel?«
    Art wirft ihm die Pistole zu. Brian hat die Wahl, sie mit den Händen oder mit dem Gesicht aufzufangen. Er benutzt die Hände. Art drückt sich sofort mit dem Rücken links an die Wand und zeigt auf das Ende des Flurs, der in Dunkelheit getaucht ist. »Da ist dein Ziel!«
    Irgend etwas kommt aus der Dunkelheit gerast. Es sieht aus wie ein Gangmitglied, vielleicht wie einer von den Blood Monkeys. Der Kerl trägt glänzendes Kunstleder, Beschläge, Dornen und Ketten. Er richtet eine Maschinenpistole auf Brians Gesicht. Brian reagiert fast automatisch. Er sinkt in die Hocke und gibt drei schnelle Schüsse ab: zwei in die Brust, einen ins Gesicht.
    »Bingo«, sagt Art. »Wir haben einen Volltreffer.«
    In diesem Augenblick kommt die Gestalt, die durch den Flur rast, voll ins Licht. Es ist eine Attrappe wie eine Schaufensterpuppe, die an einem Draht von der Decke hängt. Die Waffe der Puppe sieht jedoch absolut echt aus. Es handelt sich um eine Sandler TMP.
    »Die nehme ich«, sagt Art, indem er die Hand ausstreckt.
    Brian betrachtet die schwere Automatik in seiner Hand und den Mann vor sich. Ganz klar, Balla-balla-Land. Brian entfernt das Magazin, lädt durch, so daß die eine Patrone im Lauf ausgeworfen wird, und gibt Art die Pistole, behält aber das Magazin. »Das behalte ich, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Bedien dich.« Art sieht nicht besonders erfreut aus, aber dann greift er in seine Westentasche, zieht noch ein Magazin heraus, rammt es in die Pistole, legt dann den Sicherungsflügel um und steckt die Waffe dorthin zurück, wo er sie hergeholt hat, irgendwo hinter seinem Rücken.
    »Nicht schlecht«, sagt er und begutachtet dann die Puppe. »Die Brustschüsse sind okay, aber der Kopfschuß wäre tödlich gewesen. Ich schätze, du mußt gut sein, wenn du es ins Kommando Eins geschafft hast.«
    »Wovon reden Sie?«
    Art dreht sich um, sieht ihn von oben bis unten an und nickt. »Klar, Junge. Wenn du dich dumm stellen willst, nur zu. Null Problemo. Wir tun so, als hättest du nie von Kommando Eins gehört. Du bist nie bei der Ersten Division der UCAS-Marines gewesen. Und du warst nicht bei diesem kleinen Unternehmen in Marokko dabei. Du hast nicht die Eingeweide aus dem Bauch deines Vorgesetzten Offiziers quellen sehen, und das hat nichts damit zu tun, daß du in den Plex zurückgegangen bist und dich einer friedliebenden Organisation wie dem SAWA angeschlossen hast. Wenn du es so willst, bitte.«
    Brian sagt zögernd: »Wer sind Sie, zum Teufel?«
    »Du stellst zu viele Fragen.«
    »Jedenfalls gehören Sie nicht zum Wasseramt.«
    »Ach nein?« Art tritt näher, so nah an Brian heran, daß dieser seinen Pfefferminzatem riechen kann.