Jäger und Gejagte
den beiden Sätzen einlegt, weiten sich Kurushimas Augen, aber dann sitzt seine ausdruckslose Maske wieder perfekt. »Ich hatte gehofft, daß dies der Fall sein würde, Ms. Berman«, sagt Kurushima. »Es war meine Absicht, mich so klar wie möglich auszudrücken. Vielleicht wollte ich zuviel sagen, zu viele Details vermitteln, anstatt mich ganz allgemein über die Methodik zu äußern, die unserer Revision zugrunde liegt. Ich will damit sagen, Ms. Berman, daß ich vielleicht zu direkt war.«
»Vielleicht war auch ich zu direkt.«
Kurushima zögert. »Das könnte ich nur schwerlich behaupten, Ms. Berman. Gewiß, Sie haben Ihre Meinung sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Da sich der Standort von Hurley-Cooper Laboratories in New York befindet, ist es nur selbstverständlich, daß seine Direktoren der westlichen Art des Managements den Vorzug geben.«
Amy kann sich mühelos vorstellen, was Kurushima von der ›westlichen Art‹ des Managements hält. Das gleiche, was vermutlich auch seine Vorgesetzten davon halten. Daher auch die Revision. »Ich verstehe Ihren Standpunkt«, erwidert Amy. »Mein Standpunkt war der, daß wissenschaftliche Forschung äußerst empfindlich auf bürokratische Störungen reagieren kann.«
»Tatsächlich«, sagt Kurushima, »habe ich Sie ebenfalls sehr genau verstanden, Ms. Berman. Seien Sie versichert, daß wir alle Anstrengungen unternehmen werden, um alle eventuellen Störungen zu minimieren, die die Revision verursachen könnte. Des weiteren habe ich meinen Stab angewiesen, sich ausschließlich an das Verwaltungspersonal von Flurley-Cooper zu halten, soweit dies möglich ist, und die Wissenschaftler nicht zu behelligen.«
»Das freut mich zu hören.« Dieses Gespräch nimmt in der Tat einen enttäuschenden Verlauf, falls Amy ihm glauben kann. Damit hat sie jedoch Probleme. Sie hat zu viele japanische Execs kennengelernt, auf die die typische Beschreibung der Elfen zutrifft, wie man sie auf der Straße hört: sechs Gesichter und drei Herzen. Unmöglich zu durchschauen. Unberechenbar. Nicht vertrauenswürdig.
»Natürlich könnte das unglücklicherweise dazu führen, daß dem Verwaltungsstab zeitweilig eine größere Last auferlegt wird.«
»Mr. Kurushima«, erwidert Amy entschlossen, »ich war schon immer der Überzeugung, daß die Aufgabe des Verwaltungsstabes darin besteht, den wissenschaftlichen Stab zu unterstützen. Hurley-Cooper ist in der Forschungsbranche tätig. Alles andere ist zweitrangig. Daher ist alles, was ich tun kann, um die Forschung zu fördern, genau das, was ich auch tun sollte. Wenn meine Leute und ich ein wenig härter arbeiten müssen, um zu verhindern, daß die Forschungsabteilung durch diese Revision gestört wird, dann ist das genau das, was wir auch tun werden.«
Falls Kurushima aufrichtig erfreut ist, das zu hören, zeigt er es jedenfalls nicht. Er sagt lediglich: »Derartige Ansichten sind sehr lobenswert, haben sie doch die strategischen Ziele Hurley-Coopers anstelle der Ziele Ihres spezifischen Verantwortungsbereichs im Auge.«
»Ich bin froh, daß Sie es so sehen.«
»Das tue ich in der Tat. Und tatsächlich überrascht mich diese Ansicht auch nicht. Ich bin mir Ihrer Bemühungen, aus Hurley-Cooper eine effizientere Organisation zu machen, durchaus bewußt. Ich denke da insbesondere an die Einkaufsabteilung und das Einkaufsverfahren, beziehungsweise dessen Auswirkungen auf die Forschungsgruppen.«
»Ach?«
»Mit Ihrer Erlaubnis würde ich gerne gewisse Dinge in bezug auf die Einkaufsabteilung und ihre Verfahrensweisen mit Ihnen besprechen.«
Einen Augenblick lang sagt Amy gar nichts. Sie haben um den heißen Brei herumgeredet und eine Reihe von Komplimenten oder Beinahekomplimenten ausgetauscht. Vielleicht werden jetzt die Samthandschuhe ausgezogen. »Bitte, nur zu.«
»Bei KFK-Tochtergesellschaften ist es üblicherweise so«, sagt Kurushima, »daß alle Materialanforderungen die Verwaltungshierarchie durchlaufen. Sie werden vom betreffenden Abteilungsleiter gestellt und schließlich vom Abteilungsdirektor gegengezeichnet.«
Amy nickt rasch. Das ist ihr nicht neu. »Wir haben ein dezentralisiertes Zuteilungsprogramm eingeführt, um den Einkaufsvorgang zu beschleunigen, insbesondere im Hinblick auf die Forschungsgruppen. Das Zuteilungskomitee ordnet jeder Gruppe ein Budget zu, dessen Höhe von einer Vielzahl verschiedener Faktoren abhängt, unter anderem auch von der Höhe der Wahrscheinlichkeit, daß die Forschungsresultate einer bestimmten
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