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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte
Autoren: Nyx Smith
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Ihnen. Das wissen Sie.«
    »Ich will nicht, daß Kurushima glaubt, er kann gehen, wohin er will, und anfangen, in den Akten der Leute herumzuschnüffeln.«
    »Er hat das Recht dazu...«
    Bevor Janasova ausreden kann, hebt Amy die Stimme und ruft: »Wenn ich kooperieren muß, werde ich das auch tun! Aber ich will jederzeit ganz genau wissen, was los ist, wonach Kurushima sucht und was er will.«
    Janasova starrt auf seine Schreibtischplatte. Sein Gesicht hat sich ein wenig gerötet. Er kann nicht sehr gut mit Konfrontationen umgehen. Wütende Personen bringen ihn aus der Fassung. »Ich verstehe wirklich nicht, warum Sie sich so aufregen«, sagt er leise. »Der Revisorenstab scheint sehr gut durchorganisiert zu sein. Ich bin sicher, daß es nur minimale Störungen geben wird.«
    »Vernon, was für Sie und mich minimal ist, muß für jemanden in der Forschung noch lange nicht minimal sein.«
    »Aber Amy, die Forschungsgruppen fallen doch überhaupt nicht in Ihr Ressort.«
    »Erzählen Sie mir nichts über Ressorts! Ich bin ein Direktor dieses Unternehmens. Es kümmert mich einen Drek, was hier los ist.«
    »Amy, bitte...«
    Sie starrt wieder an die Decke.
    »Ich habe den Eindruck, daß Mr. Enoshi ein sehr vernünftiger Mann ist. Und ich bin sicher, daß Mr. Kurushima Sie gerne über alle Einzelheiten hinsichtlich Ihrer Gruppen auf dem laufenden halten wird.«
    »O ja, gewiß.«
     
    »Lassen Sie uns doch nicht darüber streiten. Wirklich, ich zähle Sie zu meinen besten Leuten. Wir hatten immer eine gute Beziehung. Aber Sie müssen verstehen... Wir müssen mit den Revisoren auskommen. Denken Sie daran, was es für einen Eindruck machen wird, wenn Tokio erfährt, daß wir nicht kooperieren.«
    »Ich bin sicher, es würde nicht sehr gut aussehen.«
    »Dann verstehen Sie meinen Standpunkt.«
    »Ja, natürlich.«
    Amy steht auf und verabschiedet sich von Vernon Janasova. Ihr Magen hat sich zu einem Knoten verkrampft, und ihr Blutdruck steigt. Es hat keinen Sinn, noch weiter mit dem Mann zu reden. Sie verschwendet hier nur ihre Zeit.
    Am Empfang hält sie inne und sieht hinüber zur Büroflucht des Verwaltungsdirektors. Ein Gespräch mit dieser Frau könnte etwas bewirken oder auch nicht. Unglücklicherweise hat sich Amy bereits an die Spitze gewandt. Janasova würde gewiß einschreiten, wenn er die Vorstellung bekäme, daß Amy versucht hat, seine Autorität zu untergraben. Er könnte die beiden Direktoren sogar der Verschwörung gegen ihn bezichtigen. Janasova ist in solchen Dingen sehr empfindlich.
    In mancherlei Hinsicht viel zu empfindlich.
    Was würde sie im Moment für einen Geschäftsführer mit eiserner Faust anstelle des rückgratlosen Vernon Janasova geben. Im normalen Geschäftsverlauf führt er Hurley-Cooper sehr gut, da er immer um Kompromisse und Konsens bemüht ist. Gegenüber ihrer Muttergesellschaft ist er allzu rückgratlos.
    Einer der Männer am Empfang sieht hinter seinem Tresen auf, begegnet Amys Blick, lächelt und erhebt sich dann. Sein Name ist Bryce, und er hat einen ausgeprägten britischen Akzent. Außerdem ist er ziemlich attraktiv, wenn einem der drahtige Typ gefällt. Er war die Antwort des Verwaltungsdirektors auf Janasovas Einstellung einer hübschen Empfangsdame, die zufällig japanischer Abstammung ist, ein Punkt, der wahrscheinlich irrelevant ist, vielleicht abgesehen davon, daß er ein bezeichnendes Licht auf Janasovas Haltung gegenüber Tokio wirft.
    »Mr. Kurushima hat mich gerade gebeten, Sie anzuklingeln«, sagt Bryce mit einem zuckersüßen Lächeln. »Wenn Sie eine Minute Zeit haben...«
    Amy zeigt auf die Türen des Konferenzraums. »Dort drinnen?«
    Bryce nickt und sagt: »Ja, das ist das neue Revisions- HQ.«

9
     
    Die Raststätte befindet sich hundert Kilometer nördlich von Bangor. Regen und Graupel durchschneiden den düsteren Himmel wie kleine Dolche. Eine harte Schicht aus gepreßtem Schnee und Eis bedeckt den Boden. Tikki steigt aus ihrem gestohlenen Pick-up aus und steckt den Kredstab in den Schlitz eines öffentlichen Telekoms.
    Orakel berichtet.
    »Kredstab erworben bei der Bayerischen Vereinsbank in Boston von einem Agenten der Union Affiliates Corporation. Handelte im Auftrag der in der Schweiz eingetragenen Firma Solothurn Trading. Fassade für die in Brüssel eingetragene Firma Anderlecht Travel Associates. Scheintochter der im Freistaat Kalifornien eingetragenen Firma Vonnegut Athletics. Scheintochter der in New York eingetragenen Firma NewMan Management Systems,
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