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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte
Autoren: Nyx Smith
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kein Wissenschaftler und ganz gewiß kein Magier ist. »Diese Kauforder müßte mit einem ergänzenden Bericht versehen sein, der den Bedarf für diesen speziellen Gegenstand erklärt. Bei dem sogenannten ›Anhängsel‹ handelte es sich um eine Schuppe vom Schwanz eines lebenden Drachen. Wie Sie sich wahrscheinlich vorstellen können, lieben Drachen ihre Schuppen und sind im allgemeinen nicht geneigt, sie einfach so wegzugeben. Die Schuppe mußte gekauft werden. Der Preis betrug fünfhundert K Nuyen.«
    »War das das billigste Angebot?«
    »Es war das einzige. Mein Chefeinkäufer hat sich persönlich um diese Anforderung gekümmert. Von den wenigen Drachen, mit denen wir Kontakt aufnehmen konnten, war nur einer bereit, die Angelegenheit überhaupt zu besprechen. Sein Preis betrug fünfhundert K Nuyen.«
    »Wissen Sie, ob dieser Gegenstand je benutzt worden ist?«
    »Das müßte in dem ergänzenden Bericht stehen.«
    »Ich habe diesen Bericht gelesen, Ms. Berman, und finde keinerlei Anzeichen dafür, daß der Gegenstand je benutzt worden ist. Das wirft die Frage auf, ob dieser Gegenstand vielleicht verfrüht gekauft wurde. Sie werden mir sicherlich zustimmen, daß fünfhundert K Nuyen eine bedeutende Summe sind, die in der Regel nicht investiert wird, bevor ein Gegenstand auch tatsächlich benötigt wird.«
    »Selbstverständlich.«
    »Meine erste Durchsicht aller Unterlagen hat mehrere andere Gegenstände ähnlicher Natur zutage gefördert. Gegenstände, die zwar gekauft, aber anscheinend nie benutzt wurden. Die insgesamt in diese Gegenstände investierten Gelder belaufen sich auf eine ziemlich beträchtliche Summe.«
    »Geben Sie mir eine Aufstellung. Ich werde mich darum kümmern.«
    »Ich weiß Ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit sehr zu schätzen, Ms. Berman. Ich möchte in diesem Zusammenhang meiner Erwartung Ausdruck verleihen, daß wir durch gute Zusammenarbeit diese Revision zu einem zufriedenstellenden und pünktlichen Ende bringen werden.«
    Amy nickt und zwingt sich zu einem Lächeln. »Das wollen wir hoffen.«

13
     
    In diesem Raum sollte es nichts als Erleichterung geben, sagt sich Bandit. Das träge, stete Wispern von Shells Atem, ihre Wärme, der sanfte Druck ihres Körpers, der ganz leicht an seine Brust gelehnt ist. Die Atmosphäre der Abgeschiedenheit. Die schattige Dunkelheit. Und auf der Astralebene die pulsierenden Rhythmen des Lebens, die subtilen Farben, die ruhige Intensität eines fest schlafenden Lebewesens.
    Er könnte einen Zauber gegen sich wirken, sich in den Schlaf lullen, würde er so einen Zauber kennen und wollte er wirklich schlafen. Aber beides ist nicht der Fall. Er hat beschlossen, den Nachmittag in innerer Einkehr zu verbringen. Shell hat beschlossen, ihm Gesellschaft zu leisten, und dann beschlossen, ein Nickerchen zu machen. Die Kinder sind alle draußen. Das Nachdenken müßte ihm leichtfallen, aber das tut es nicht.
    Behutsam formuliert er die Worte für einen kleinen Zauber, eine Art Trick. Bei Shadowruns hat er ihn schon sehr oft benutzt. Es gibt viele Anwendungsmöglichkeiten für ihn. Jetzt benutzt er ihn, um eine Art Schild um Shell zu errichten, so daß sie nicht spürt, wie er sich bewegt, nicht hört, wie er sich vom Sofa erhebt und leise durch das Zimmer geht. Er will sie nicht stören. Sie hat genügend eigene Probleme und würde sich Sorgen machen, wenn sie wüßte, daß ihn etwas bedrückt.
    Shell ist eine erstaunliche Person, wie ihm bisher nur ganz wenige begegnet sind. Alles über sie zu erfahren, sie kennenzulernen, sie vielleicht sogar ein wenig zu verstehen, hat ihm mehr dabei geholfen, sich auf Leute - und damit auf die ganze Natur - einzustimmen, als alles andere, was er versucht hat, seitdem er Newark verlassen hat. Sie tut Dinge für Leute, ohne dafür je eine Gegenleistung zu verlangen. Die Kinder sind nicht einmal ihre eigenen. Sie sind Waisen, Ausgesetzte, die für niemanden außer Shell von Bedeutung sind. Sie nennt sie ihre Familie, ihren kleinen Stamm. Als Bandit sie kennengelernt hat, waren es nur sechs. Mittlerweile sind es acht. Shell liest sie auf, wo sie sie sieht, wenn sie glaubt, daß sie ihnen helfen kann. Sie lehrt einige der Alteren die harten Lektionen des Sprawl, wie man überlebt, wie man sich beschafft, was man braucht, aber sie besteht darauf, sie von dem zu ernähren und zu kleiden, was sie selbst oder Bandit anschafft. Sie nimmt nichts von dem, was die Kinder selbst abstauben. Sie will von niemandem etwas, nichts... außer
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