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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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zwei Etagen hoch, mit steilen Mansardendächern und hoch aufragenden Giebeln. Trotz der späten Stunde sind die Fenster noch erleuchtet. Der gewundene Kiesweg führt an der ausladenden Front des Hauses vorbei. Liron läßt den Mercedes dort stehen. Er ist so altmodisch, daß er es vorzieht, durch die Haustür einzutreten, anstatt durch die Garage wie ein Chauffeur oder Stallbursche.
    Gwyna, die Krankenschwester seiner Frau, öffnet die Tür, als er die Steinstufen zur Frontveranda erklimmt. Gwyna ist groß und schlank, offensichtlich eine Elfin, was selbst auf diese Entfernung unschwer zu erkennen ist. Sie begrüßt ihn mit einem unsicheren Lächeln.
    »Wie geht es Mrs. Phalen heute abend?« fragt Liron.
    »Früh am Abend hat sie sich etwas unwohl gefühlt«, erwidert Gwyna. »Ich habe ihr fünf Kubikzentimeter Tukenol gegeben.«
    »Sie dürfen es nur sehr sparsam verabreichen«, sagt Liron mit ruhigem Nachdruck.
    »Ja, Dr. Phalen. Ich weiß.«
    »Natürlich wissen Sie es.« Liron lächelt entschuldigend. »Ich scheine mich ständig unnötigerweise zu wiederholen. Es ist sehr schwierig, eine professionelle Distanz zu wahren, wenn einem der Betroffene so nah steht, meine Liebe.«
    Gwyna ist offensichtlich gerührt. »Natürlich«, sagt sie leise. »Ich verstehe. Ich muß sagen...«
    »Ja, meine Liebe?«
    Gwyna zögert, sieht ihn an und sagt dann: »Ich bewundere Ihren Mut, und den von Mrs. Phalen auch. Ich bewundere ihn sehr.«
    Liron nimmt ihre Hand und tätschelt sie sanft. Ein Lächeln des Verständnisses, mehr braucht er nicht zu antworten. Es scheint ausreichend zu sein. »Würden Sie Mrs. Phalen bitte ausrichten, daß ich gleich nach ihr sehe.«
    »Gewiß.«
    »Vielen Dank, meine Liebe.«
    Im Schlafzimmer, seinem Schlafzimmer, verweilt Liron, um sich eine Zigarre anzuzünden, eine unzivilisierte Angewohnheit, wie seine Frau immer zu sagen pflegte, aber sein einziges Laster. Vorteria kommt durch die Tür wie ein Geist und nimmt ihre Frauengestalt an, nachdem sie die Schwelle überquert hat. Seltsamerweise macht es Liron nichts aus, daß sie anwesend ist, während er sich auszieht und seine Laborkleidung durch seine rituellen Gewänder ersetzt. Vorteria hat zuviel von seiner Seele gesehen, als daß der Anblick seiner verfaulten körperlichen Substanz große Bedeutung haben könnte.
    »Du hast mich heute gar nicht im Labor besucht.«
    »Die Geister sprachen dagegen«, erwidert Vorteria. »Dort gibt es eine Dunkelheit, Meister. Sie beunruhigt mich.«
    Dieses oder ähnliches hört er nicht zum erstenmal von ihr. Präkognition? Liron kennt keine dokumentierten Fälle. Keinen einzigen, der auch nur dem manchmal etwas getrübten prüfenden Blick der Metawissenschaft standhalten würde. Er ist sich jedoch der Tatsache bewußt, daß die vielen Ebenen des Astralen Myriaden von Wesenheiten beherbergen, über die die Menschheit ein bestenfalls unvollständiges Wissen besitzt. »Von welchen Geistern redest du? Haben sie Namen?«
    »Keine, die ich dir nennen könnte, Meister.«
    Eine vertraute Antwort.
    Liron dreht sich zum Spiegel um und entfernt behutsam die Maske und das Haarteil, die sein Gesicht und seinen Kopf bedecken, und danach die Theaterutensilien und Kontaktlinsen, die die für seine Arbeit erforderliche Täuschung vervollständigen. Jeder, der ihn so sehen könnte, wie er wirklich ist, würde nur eine Schauergestalt sehen, einen kahlrasierten Schädel und ein Gesicht, dem selbst die trivialsten menschlichen Züge fehlen. Seine Nase ist eine abscheuliche geschwärzte Grube, sein Mund eine gräßliche skelettartige Grimasse, Stirn und Wangen sind nur von einer dünnen Hautschicht bedeckt, die sich straff über die Knochen spannt.
    Das verdankt er seiner Reise in den Mittleren Osten, die er mit Unterstützung einer längst nicht mehr existierenden Stiftung vor vielen Jahren unternommen hat. Die Krankheit nennt sich Metamycobacterium Leprosis, die Sechste-Welt-Form der Lepra. Sie ist ziemlich virulent. Sein Gewebe ist rasch verfallen, das seiner Frau noch rascher. Jetzt sucht er nach einem Heilverfahren. Er verfügt schon seit langer Zeit über ein Mittel, das seinen Zustand und auch den seiner Frau stabilisiert, aber ein Heilverfahren... Das Heilverfahren entzieht sich ihm immer noch! Er muß in seine Bibliothek gehen, die mit all den uralten und arkanen Wälzern eines Forschungslebens gefüllt ist, und seine Arbeit am Heilverfahren fortsetzen.
    »Victoria ruft«, sagt Vorteria leise.
    »Ja, natürlich.« Wie

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