Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
Vom Netzwerk:
kennengelernt. Sie könnte zu diesem Sabot gehen und ihm ein paar Fragen stellen, und vielleicht tut sie das auch, aber zunächst konzentriert sie sich auf das Telekom vor ihr. Ein interessantes Gerät, so ein Telekom. Viele sind zugleich komplette Unterhaltungs- und Kommunikationssysteme. Manche beherrschen alle Funktionen von Computern, Trideos, Sim- Sinn-Decks und mehr. Sogar die einfachsten Modelle sind mit vielen anspruchsvollen Funktionen ausgestattet, und um diese Funktionen auch ausführen zu können, müssen sie ein anspruchsvolles Innenleben haben: Chips, Schaltkreise, Einzelteile. Manche Einzelteile führen bestimmte Funktionen aus, während sich andere lediglich an Dinge erinnern, die der Benutzer eingegeben hat.
    Welche Einzelteile sich erinnern, wissen Techniker. Und das, woran sich diese Einzelteile erinnern, könnte ganz nützlich sein.
    Tikki reißt das Telekomkabel aus der Wand und klemmt sich das Gerät unter den Arm. Sie wird sich einen Techniker suchen, einen, dem sie vertrauen kann, und das Gerät analysieren lassen.
    Im Flur stellt sie das Telekom ab und wirft sich dann gegen die wieder verschlossene Bürotür, die nach innen fliegt.
    Einbruchsdiebstahl.
    So nah bei New York City müßte so etwas Routine sein. Vielleicht gibt es O'Keefe zu denken. Soll er sich ruhig fragen, wann sie kommt.

25
     
    Sie sitzen im Dunkeln auf dem Sofa und halten einander umschlungen. Amy hat ihrem Bruder die Arme um die Brust gelegt und den Kopf an seine Schulter gelehnt, und Scottie... nun... Er hat ihr einen Arm um die Schulter gelegt, und das reicht. Es ist mehr, als sie von dem Bruder erwartet hätte, den sie einst kannte. Mehr, als ihn hier bei sich zu haben, kann sie nicht verlangen. Wahrscheinlich ist es mehr, als sie verdient.
    Es dauert eine Weile, bis sie sich wieder so weit beruhigt hat, daß sie reden kann. Als sie schließlich den Kopf hebt, um ihn anzusehen, kommt ihr ein so alberner und völlig sinnloser Gedanke, daß sie unwillkürlich grinsen muß. Grinsen und fast wieder weinen. Sie streicht mit den Fingern über seine Wange. »Wo ist deine Maske?« fragt sie leise.
    Mit gedämpfter Stimme sagt Scottie: »Ich brauche sie nicht mehr.«
    Und dann sieht er weg, zu Boden, zur Decke. Es ist so typisch für die Art, wie er sich immer verhalten hat, daß Amy spürt, wie sich ihre Lippen zu einem strahlenden Lächeln verziehen, bis sie die dunkle Verfärbung in seinem Nacken sieht, die sich langsam auf seine Wangen ausbreitet. Er ist durcheinander. Seine Augen sehen feucht aus. Das ist so ein Schock, daß Amy wieder dieses sonderbare Zerren in ihrer Brust spürt und sich erneut an ihn klammert.
    »Ich bin jetzt ein Schamane«, sagt Scottie leise. »Ein Initiat. Ich habe es weit gebracht. Aber jetzt muß ich... muß ich...«
    Als er zum zweitenmal zögert, hebt Amy den Kopf, sieht genauer hin und erkennt, daß er fast weint. Der Gefühlsausbruch verzerrt sein Gesicht und läßt ihn zittern. Der Anblick bringt sie ebenfalls fast zum Weinen. Sie zieht seinen Kopf an ihre Schulter und hält ihn.
    »Schon gut«, murmelt sie. »Das kriegen wir schon hin. Wir kriegen alles hin. Ich will dich nur wieder in meinem Leben haben. Mehr nicht. Du bist mein Bruder. Ich habe dich vermißt.« Sie muß innehalten, sich an ihn klammern, während sie ihn hält, muß die Fassung wiedergewinnen, aber es gelingt ihr noch zu sagen: »Scottie, ich liebe dich. Geh nicht wieder weg.«
    Scottie faßt sich. Er löst sich von ihr und wischt sich über die Augen. Dann streckt er zu Amys Überraschung die Hand aus und streicht zärtlich über die Tränen, die ihr über die Wangen laufen. Es ist eine Geste der Zuneigung, zu der sie ihn nicht für fähig gehalten hat. Scottie war immer so distanziert, so weit entfernt. Sie nimmt seine Hand in ihre und verschränkt ihre Finger mit seinen.
    »Ich benutze diesen Namen nicht mehr«, sagt er. »Du kannst mich aber so nennen, wenn du willst. Die Leute nennen mich Bandit.«
    Amy schüttelt den Kopf. »Warum?«
    »Es ist sicherer.«
    Es ist alles zuviel auf einmal, das ist es: sein plötzliches Wiederauftauchen, die warme, herzliche Art, wie er sich verhält. Amy erinnert sich noch allzu deutlich, wie er früher war, wie alles angefangen hat, und sie ist sich allzu sehr der langen Zeit bewußt, die vergangen ist, Zeit, die sie unwiderruflich verloren haben.
    Scotties alberne Maske fällt ihr wieder ein. Bandit. Ja, natürlich. Die Maske, die er immer getragen hat, sah wie eine aus, die ein

Weitere Kostenlose Bücher