Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
Vom Netzwerk:
ein Labyrinth von Gängen, manche groß genug, um darin aufrecht stehen zu können, manche so klein, daß sie auf Händen und Knien kriechen müssen. Monk steht gerade kurz vor dem Entschluß, eine weitere Frage zu stellen, als der Tunnel, in dem sie sich befinden, plötzlich endet und Minx sich zu ihm umdreht.
    »Hilf mir hoch, du Kick.«
    Monk verschränkt seine Hände zu einer Hühnerleiter. Minx stellt einen Fuß darauf und steigt halb auf seine Schultern. Danach kann er nicht mehr erkennen, was sie tut, da sich ihr Unterleib direkt vor seinem Gesicht befindet und sich gegen seine Nase preßt. Der Geruch, der ihm in die Nase steigt, der direkt aus dem Schritt ihrer Jeans zu kommen scheint, ist voll und süßlich und...
    Plötzlich stellt sie beide Füße auf seine Schultern und klettert durch eine quadratische Öffnung in der Tunneldecke.
    »Komm rauf, Kick«, flüstert sie.
    Ein Seil fällt ihm auf den Kopf. Er packt es und klettert daran empor. Es führt ihn in einen dunklen, trockenen staubigen Raum wie einen Keller. Die Wände sehen aus, als seien sie aus Holz, einem rötlichen Holz.
     
    Der Boden ist aus Beton. Rötlichem Beton. Eine Menge Kisten, Kästen und Regale stehen herum, manche bis zur Decke gestapelt, und machen aus dem Raum ein Labyrinth mit schmalen Gängen.
    »Beweg dich nicht«, flüstert ihm Minx ins Ohr.
    Monk schüttelt den Kopf.
    Wenig mehr als zwei Meter entfernt steht eine hochgewachsene Gestalt, die in einen dunklen Umhang gehüllt ist. Eine Kapuze und eine Maske bedecken Kopf und Gesicht. Die Hände stecken in Handschuhen. Die Gestalt ist von einer Art neblig roter Korona umgeben.
    Monk nimmt an, daß das der Meister ist.
    Er kann sich nicht bewegen.
    »Komm, mein lieber Jäger«, sagt der Meister mit leiser, beruhigender, irgendwie väterlicher Stimme. »Komm zu mir.«
    Monk spürt, wie sein ganzer Körper kribbelt, als er sich zu bewegen versucht, aber seine Füße sind wie festgenagelt und rühren sich nicht. Minx tritt vor. Sie geht zum Meister und hebt ihre Hände zu seinen Schultern. Da geschieht irgend etwas. Der Umhang des Meisters breitet sich aus, hüllt Minx ein, und dann... kann Monk nichts mehr erkennen. Es ist, als würde aus dem Umhang eine dunkle Wolke, die Minx und den Meister verbirgt. Monk steht da und sieht zu, bewegungsunfähig, und da ist nur diese Wolke der Dunkelheit, die dort vor seinen Augen schwebt.
    Zeit verstreicht.
    Die Wolke der Dunkelheit verblaßt. Der Meister kommt wieder in Sicht. Er senkt seinen Umhang. Minx dreht sich um, geht zu Monk, legt ihm die Hände auf die Schultern und lächelt. »Du Kick«, sagt sie sanft. »Hast du begriffen?«
    »Hä?«
    »Jetzt bist du an der Reihe.«
    »Ich bin an der Reihe?«
     
    »Den Meister zu füttern.«
    »Hä?«
    »Wenn du es nicht tust, wird er sterben«, flüstert Minx, »und wenn er stirbt, sterben wir mit ihm.«
    Das wäre schlimm. Wenn sie stürben, würde Minx sterben, und dann könnte Monk das Leben nicht mehr ertragen. »Wie mache ich das...?«
    »Du weißt schon...«
    Minx preßt die Lippen auf seine und atmet aus. Der warme Strom ihres Atems elektrisiert ihn förmlich. Der Hauch des Lebens ... Ihres Lebens. Des Meisters Lebens. Monk nickt. Er begreift jetzt. Minx nimmt seinen Arm und führt ihn, einen Schritt, dann noch einen, immer näher, bis der Meister seinen Umhang öffnet, der immer größer wird, unendlich, und sagt: »Komm zu mir, mein Jäger. Komm ...«
    Und Monk geht.

42
     
    Die Firma heißt Brogan Bail Bonds. Sie beansprucht die Ladenfront eines fünfstöckigen Steingebäudes, das inmitten des vulgären stroboskopischen Pandämoniums auf der Straße fast untergeht. Grelle Neonschilder und blinkende Laserreklamen beleuchten fast jedes Fenster in jedem Gebäude. Manche reichen sogar über die Straße. Reklamestände am Randstein lassen das Stampfen und Dröhnen ihrer elektronischen Musikuntermalung in das rhythmische Summen und Tosen des vorbeifahrenden Verkehrs und die chaotischen Rufe und Schreie der Zweibeiner einfließen, die die Bürgersteige bevölkern.
    Irgendwo in der Ferne knattern automatische Waffen. In der Nähe jault eine Sirene. Es riecht nach Fleisch und Schweiß und nach den Giften des Sprawl. Tikki beobachtet Brogan Bail Bonds von der anderen Straßenseite. Die Masse der Zweibeiner gibt ihr Deckung, und sie ist ohnehin verkleidet: Perücke, Make-up, Duster.
    Ein asiatischer Mann nähert sich ihr.
    »Magst du Sumara?«
    Das ist ein japanisches Wort, das ›nackter Penis‹

Weitere Kostenlose Bücher