Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith

Vom Netzwerk:

bedeutet. Ein Synonym für kondomlosen Sex. Offenbar gehört dieser Teil der Bronx zu jenen Gegenden, in denen man von einer Frau, die länger als eine Nanosekunde allein auf der Straße steht, annimmt, daß sie eine Hure ist. »Magst du es auf die harte Tour?« fragt Tikki.
    Der Mann lächelt, dann sieht er nach unten. Durch Tikkis Duster lugt die Mündung einer TZ-115-Colt-MP und preßt sich gegen den Bauch des Mannes.
    »Ich bin Vergangenheit«, sagt der Mann.
    Und die Vergangenheit verblaßt.
    Um kurz nach drei Uhr morgens entdeckt Tikki zwei hochgewachsene Gestalten: eine mit einer üppigen weißen Mähne, die andere mit spitzen Ohren, Elfenohren. Sie gehen durch die Vordertür von Brogan Bail Bonds und verschwinden in dem Laden. Tikki überquert die Straße und stutzt auf dem Bürgersteig. Unter den Ausdünstungen der vorbeigehenden Zweibeiner ist auch ein Geruch, eine Sammlung von Düften, an den sie sich aus der Hütte an der Straße nach Nirgendwo erinnert. Es ist der Gestank des Elfs, den sie als Eigin O'Keefe alias Tang identifiziert hat, und seiner Elfenkomplizin namens Whistle.
    Der Instinkt befiehlt, gleich durch die Vordertür hineinzugehen - und sie falls nötig einzuschlagen -, und Tikki ist mehr als versucht, aber dann geht sie doch den Block entlang und biegt um die Ecke. Auf der Querstraße findet sie eine Gasse, die hinten an den Häusern vorbei und zur Hintertür von Brogan Bail Bonds führt. Die Tür ist versperrt, doch für ihr Magna Z Passepartout sollte das kein Problem sein. Sie steckt das Passepartout in das Schloß, legt Perücke und Duster ab und zieht mit der einen Hand die Colt-MP und mit der anderen die Viper A-12 Automag. Die Tür klickt. Sie geht hinein.
    Sie befindet sich in einem schmalen Flur, der zur Vorderseite des Gebäudes führt. Rechts und am Ende des Flurs befindet sich je eine Tür. Durch die Tür am Ende des Flurs tritt eine hagere, hochgewachsene Gestalt mit spitzen Ohren, die eine schwarze Panzerweste und dunkelgrauen Drillich trägt.
    Als der Mann in den Flur tritt, bleibt er stehen und sieht Tikki an. Er zieht eine Miene, als sei er überrascht, aber er riecht nicht überrascht, nicht im geringsten.
    »Hände hoch«, sagt Tikki.
    »Was hat das zu bedeuten?« sagt der Elf, indem er die Hände hebt. »Hier ist kein Geld.«
    »Wir haben etwas zu besprechen, Mann.«
    »Und was, wenn ich fragen darf?«
    O'Keefe sieht zu Boden, und sein Geruch verändert sich. Tikki verhält mitten im Schritt, erstarrt. O'Keefe blickt auf ihren linken Fuß, der noch in der Luft schwebt. Nur die Fußspitze berührt den Boden. Sie tritt mit der Spitze auf, nur ein wenig, dann ein wenig mehr. Plötzlich verschwindet der gesamte Fußboden zwischen ihr und O'Keefe. Er stürzt einfach ein und in die nächsttiefere Etage.
    Eine Falle. Man hat sie erwartet, vielleicht sogar hergelockt. Das bedeutet, sie ist Gefahren ausgesetzt, über deren Charakter sie nur Vermutungen anstellen kann.
    Ihre Instinkte gewinnen die Oberhand - Fell überzieht ihr Gesicht, und aus der Tiefe ihrer Kehle stößt sie ein tiefes, tierhaftes Knurren aus. O'Keefe pfeift. Tikkis Zeigefinger krümmt sich um den Abzug der MP, doch dann explodiert mit ohrenbetäubendem Knall die Wand rechts von ihr.
    Die Colt knattert. O'Keefe taumelt zurück. Tikki sieht einen blauen Lichtblitz. Sie hört ein Dröhnen, das sich zu einem quälenden Rauschen steigert. Sie spürt, wie sie von Trümmern der Wand getroffen und gegen die linke Wand geschleudert wird. Sie registriert, daß sie an hundert verschiedenen Stellen verletzt ist. Sie weiß, daß einige der Wunden ernster Natur sind, vielleicht sogar so ernst, daß sie einen Zweibeiner direkt töten würden, und selbst als sie schon fällt, spürt sie, wie sie sich verwandelt, wie ihr Körper anschwillt und ihre Kleidung reißt.
    Dann ist es zu spät.

43

    Amy wischt sich über die Augen und lächelt. Bandit erwidert das Lächeln und geht den Flur entlang zu den Aufzügen. Der Flur ist leer und still. Es geht auf Tagesanbruch zu, also wird es höchste Zeit für ihn zu gehen. Er hält noch einmal inne, um sich umzudrehen und zu winken, dann geht er durch die Tür zum Treppenhaus.
    Die Einzelheiten von Amys Problem lassen sich nur schwer nachvollziehen, aber der entscheidende Punkt ist ganz klar. Sie glaubt, daß jemand ihren Konzern bestiehlt. Herauszufinden, ob das stimmt, wird wahrscheinlich mehr erfordern als ein paar simple Tricks. Die Hauptbeteiligten sind Magier. Magier machen die