Jäger
Bett
herum und inspizierte behutsam und ein bisschen traurig meinen
Körper.
Nachdem sie sich über die eigene Haut gestrichen hatte,
spuckte sie in die Handflächen und ließ sie über
meinen Körper gleiten. Erneut steckte sie mir die Finger in
Nase, Mund und Ohren. Aber sie schlief nicht mit mir und ich wollte
es auch gar nicht. Mir reichte die Belohnung dafür, dass ich ein
so braves Hündchen war.
Sie erlaubte, dass ich mir einen Stuhl nahm und mich nach
draußen auf den Gehweg setzte, während wir darauf
warteten, dass die lahme Klimaanlage das Zimmer kühlte. Nur um
nicht so stumm dazusitzen, erzählte ich ihr von der Klimaanlage
in dem Hotel in San Francisco. Das machte sie noch trauriger.
Sie nahm neben mir auf einem der verrosteten Eisenstühle
Platz und sah zu, wie die Sonne über den rot glühenden
Bergen unterging. Das Motel, eine heruntergekommene Absteige an einer
alten, ausgestorbenen Straße, hatte bis auf uns keine
Gäste. Vielleicht hatte sie es gerade deswegen ausgesucht.
Ein kleiner weißer Toyota fuhr, ein tiefes Schlagloch
umkurvend, auf den Parkplatz. Der andere Typ, den ich in Berkeley
gesehen hatte – der Kumpel des Mannes, den ich als Leiche in der
Tiefkühltruhe gefunden hatte –, stieg aus und kam,
während er sich mit dem breitkrempigen Hut Kühlung
zufächelte, zu uns herüber. Er blieb vor meinem Stuhl
stehen und sah aus starren, schwarzen Augen auf mich herab.
Lissa redete mit ihm in einer Sprache, die ich nicht verstand. Ich
lächelte beiden zu. Dann kehrte er zum Toyota zurück,
ließ sich in den Fahrersitz sinken und schenkte, obwohl er die
Tür offen ließ, weder ihr noch mir Beachtung. Arrogantes
Arschloch, dachte ich.
»Kennst du ihn?«, fragte ich Lissa.
»Er ist mein Ausbilder«, antwortete sie.
»So was wie ein Löwendompteur?«
»Nein. Er trainiert mich für die Olympischen Spiele. Nur
hab ich mir leider den Knöchel gebrochen.«
»Das tut mir Leid.«
Sie schüttelte den Kopf, als sei das alles Schnee von
gestern.
Irgendwann hielt ich es für angemessen, mich nach ihren
weiteren Plänen zu erkundigen.
»Du wirst hier bleiben«, erwiderte sie.
»In Ordnung.«
Sie sah mich an. »Weißt du überhaupt, was vor sich
geht?«, fragte sie.
»Nein.«
»Möchtest du’s wissen?«
»Eigentlich nicht, jetzt noch nicht.«
»Es sollte dich aber interessieren.«
»Warum knallst du mich nicht einfach ab?« Ich streckte
den Finger aus und schnalzte mit der Zunge.
»Das ist nicht unsere Art. Niemand bringt zum Spaß
Leute um, wenn es auch anders geht.« Aus dem Mund der Frau, die
den Kerl im Fischgräten-Anzug so kaltblütig und ohne zu
zögern umgelegt hatte, klang das durchaus komisch.
»Anderen die Drecksarbeit zu überlassen ist ja auch viel
sauberer«, sagte ich, um das Gespräch in Gang zu halten.
»Da hast du sicher Recht.«
Sie hob den Blick zum Horizont. Die Sonne versank bereits hinter
den Bergen.
»Wenn mich schon jemand erschießt, wär’s mir
am liebsten, wenn du das erledigst«, sagte ich.
»Du hast wirklich keine Ahnung, was vor sich geht,
oder?«
»Nun ja«, ich wandte meinen Blick den letzten
Sonnenstrahlen zu und verglich deren Glanz und Schönheit mit
Lissa, »du hast mich mit deiner Haut und mit deinem Körper
eingerieben, mit deinen Ölen und Säften. Sie enthalten
wahrscheinlich spezielle Bakterien, die aus der Hautlotion in der
Flasche stammen… Eine heftige Dosis. Du hast keine Seife
benutzt.« Zu dumm, dass ich mir all diese Dinge nicht
früher zusammengereimt hatte, weil ich nur noch mit dem Schwanz
gedacht hatte…
»Sie geben ihre speziellen Peptide ab und erzeugen dadurch
ein Glücksgefühl, aber… irgendwie bin ich noch immer
resistent und kein völliger Zombie. Vielleicht liegt es an der
Behandlung, die ich mir verabreicht habe. Oder an den Antibiotika.
Ich weiß es wirklich nicht.«
»Integumycin ist so konzipiert, dass es im Körper bleibt
und nicht durch die Haut ausgeschieden wird«, sagte Lissa.
»Bist du sicher?«
»Aber du bist verwundbar, mehr als du ahnst.
Allerdings werde ich dich nicht dazu bringen, jemand anderen zu
töten, falls dir das ein Trost ist«, bemerkte sie.
»Für wen, glaubst du, arbeite ich?«
»Für niemanden«, log ich mit einem Lächeln.
»Du bist Supergirl.«
»Ich gehöre mit Herz und Seele Silk. Und mein Ausbilder
ebenfalls.«
»Das wundert mich gar nicht«, erwiderte ich.
»Und warum nicht?«
Ich dachte darüber nach und versuchte, meine wirren Gedanken
zu ordnen. »Ich vermute, sie halten
Weitere Kostenlose Bücher