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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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es für sinnvoll, Leute
aufzuspüren, die auf dem Gebiet der… äh…
Langlebigkeit forschen. Und die in ihrer unmittelbaren Umgebung
verdienen besondere Beachtung. Eine Ehefrau, zum Beispiel, die
Spitzeldienste leistet, über den Fortschritt berichtet und ihren
Mann, falls nötig, bearbeitet.« Ich runzelte die Stirn.
»Aber über eine Sache bin ich mir nicht klar: Wie haben sie dich programmiert?«
    »Das haben sie nicht, jedenfalls nicht so, wie du
denkst«, sagte sie. »Ich bin eine Waise. Sie haben mich in
Budapest gefunden.« Sie sprach es Budapescht aus.
    »Und was waren das für Eltern, die du Rob und mir
vorgestellt hast?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Gehören sie auch zu Silk? Du meine Güte! Muss ja
ziemlich verbreitet sein.«
    »Weiter, als dir lieb sein kann.«
    Der Abend verlief auch weiterhin angenehm. Die Temperatur, die am
späten Nachmittag gut und gern 35 Grad betragen hatte, war auf
30 Grad abgekühlt. Und wir hatten ein sehr nettes
Gespräch.
    Der Mann in Grau war im Toyota vor Hitze bestimmt fast umgekommen,
aber er hatte sich nicht von der Stelle gerührt.
    »Könntest du mich in unser Zimmer bringen und noch ein
bisschen einreiben?«
    »Du brauchst es nicht.«
    »Warum wirken die Bakterien auf dich nicht genauso?«
    »Ich trage Kulturen in mir, die darauf zugeschnitten sind,
Rob glücklich zu machen. Allerdings haben seine
Forschungsexperimente die Wirkung teilweise blockiert, außerdem
wurde er nach und nach misstrauisch und wollte nicht mehr mit mir
schlafen. Schließlich hat er mich verlassen.«
    »Du bist wirklich sehr, sehr attraktiv.«
    »Noch ein paar Stunden, dann willst du ständig bei mir
sein. Wie ein Liebhaber oder Ehemann.«
    »Anhänglich wie ein Schoßhündchen.«
    »Versteh mich nicht falsch. Ich werde dich sterben
lassen.«
    »Daran zweifle ich keinen Augenblick.«
    »Bilde dir bloß nicht ein, du wärst James Bond und
ich würde mich in dich verlieben.«
    »Das würde ich nie tun, ich verspreche es. Nicht, wenn
es dich unglücklich macht.«
    Sie stand auf und nahm mein Gesicht in ihre Hände. »Du
bist nicht halb der Mann, der dein Bruder war. Ich werde nicht
traurig sein, wenn du stirbst.«
    »Du musstest Rob lieben, um deinen Job überzeugend
machen zu können«, sagte ich.
    »Jedenfalls war es ein ähnliches Gefühl.«
    »Vielleicht hast du ihn inspiriert.«
    »Jeder von euch kannte eine Hälfte des Geheimnisses,
aber ihr habt die beiden Hälften nie zusammengebracht. Ihr wart
dumme, ständig miteinander streitende Brüder. Es ist ein schmutziges kleines Geheimnis, weißt du? Du hast keine
Ahnung, wie schmutzig.«
    »Erzähl’s mir«, sagte ich. »Warum nimmt
Silk nicht Drogenhändler aufs Korn? Tyrannen? Serienmörder?
Wirklich üble Burschen? Ihr solltet daran arbeiten, die Welt zu
verbessern, anstatt überhebliche Wissenschaftler
anzubaggern.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Lissa.
    »War meine Frau auch eine Agentin von Silk?«
    »Nein.« Dann fügte sie hinzu: »Soweit ich
weiß.«
    »Das glaube ich auch nicht. Sie war ganz anders als du. Nicht
annähernd so schön.«
    »Diese Schönheit gibt uns Silk. Nicht, dass ich ein
hässliches Kind gewesen wäre.«
    Ein hässliches Kind. Das löste eine bestimmte
Assoziation bei mir aus. »Man schluckt Mudds glänzende
Pillen und ist plötzlich schön?«, erkundigte ich
mich.
    Sie runzelte die Stirn und kniff ein Auge zusammen, da sie nicht
begriff, auf was ich anspielte. Eine Frau heiratet einen
Wissenschaftler, hat aber nie Star Trek gesehen? Kein Wunder,
dass Rob misstrauisch geworden war. »Wir sind sehr gesund«,
sagte sie. »Und werden nie krank.«
    »Trotzdem wirst auch du alt und stirbst«, knurrte ich
und wünschte mir plötzlich, ich könnte es
zurücknehmen. Ein furchtbarer Gedanke. Schönheit, die
vergänglich ist.
    »Alles andere wäre auch Wahnsinn.«
    »Und was ist mit Golochow?«, fragte ich so unschuldig,
wie ich konnte. »Wird er ewig leben?«
    Lissa schlug mir fest ins Gesicht, packte mich unter den Armen,
zerrte mich in das Motelzimmer, in dem es immer noch stickig war, und
stieß mich rückwärts aufs Bett. »Ich werde nicht
zulassen, dass jemand hier reinkommt und dir ein Leid antut«,
sagte sie. Ich entdeckte Tränen auf ihren Wangen. »Aber es
wird mich glücklich machen, wenn du dir selber was antust. Es
wird mich sehr glücklich machen. Ich muss jetzt gehen.
Schlaf jetzt.«
    Ich schob mir ein Kissen unter den Kopf und versuchte zu befolgen,
was sie mir befohlen hatte, aber es war zu heiß.
    Aus den

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