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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Hand
nehmen.«
    »Sie haben Selbstversuche gemacht, nicht wahr?«, fragte
Montoya.
    »Ich würde ein paar Dinge lieber für mich behalten,
bis sich unsere Beziehung weiter gefestigt hat.«
    »Sie haben also tatsächlich Selbstversuche
gemacht«, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch
erwartete. »Sie haben sich Virushüllen injiziert, die
modifizierte Gene enthielten, aber niemand weiß, welche Gene
das waren – zumindest niemand, der für mich
arbeitet.«
    »Ich habe das eine oder andere getan, das über das
theoretische Stadium hinausgeht«, räumte ich ein.
    Montoya hob den Blick und sah mir forschend in die Augen.
»Und?«
    »Offensichtlich habe ich die Angelegenheit nicht ganz und gar
vermasselt. Ich bin nach wie vor hier. Aber das ist nur der
Anfang«, fuhr ich fort. »Solange ich nicht herausgefunden
habe, warum vor ein paar Milliarden Jahren der individuelle
Alterungsprozess eingesetzt hat, werde ich nach wie vor altern und
schließlich sterben. Und Sie ebenfalls.«
    Ich redete immer noch um den heißen Brei herum, wie mir sehr
wohl bewusst war. Der Schweiß unter meinen Achseln scheuerte
unangenehm.
    »Bisher sind wir nur um den Kern der Sache
herumgetänzelt. Es war ein sehr interessanter und anregender
Tanz, aber ich brauche noch einiges mehr. Ich habe Ihren Antrag auf
Fördermittel unterschrieben, Hal.« Montoya lächelte
breit und kehrte seinen patentierten Charme hervor, mit dem er es in
der Geschäftswelt so weit gebracht hatte. »Geben Sie mir
einen Hinweis, was sich hinter der Tür mit der Nummer eins
verbirgt. Als Gegenleistung bekommen Sie ein paar Tage Aufenthalt auf
meinem Schiff – gratis. Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen das auch
schwarz auf weiß.«
    »Nicht nötig«, sagte ich und schluckte.
    »Ich bin ganz Ohr. Ich habe die ganze Nacht Zeit.«
    »So lange wird es nicht dauern«, erwiderte ich und
ordnete im Kopf meinen Stichwortkatalog. Das hier würde
wahrscheinlich der wichtigste Vortrag meines Lebens werden. »Ich
beginne damit, ein paar Gene in E. coli, gewöhnlichen
Darmbakterien, zu verändern.« Ich tippte mit dem Finger auf
meinen Bauch. »Danach modifiziere ich ein paar meiner eigenen
Gene…«
    »Radikale Gentherapie«, sinnierte Montoya.
    »Manche nennen es so«, entgegnete ich. »Aber das
sind nur die ersten Schritte zur Lösung eines sehr alten,
geheimnisvollen Mordkomplotts, das älter ist als die Menschheit.
Wer oder was ist dafür verantwortlich, dass wir sterben
müssen, und warum ist das so? Wie sich herausgestellt hat,
werden wir von Zellorganellen hintergangen, von winzigen Organen in
unseren Zellen, die Mitochondrien genannt werden. Mitochondrien
produzieren ATP. ATP ist das Molekül, das unsere Zellen
brauchen, um Energie zu speichern und freizusetzen. Vor langer Zeit
waren die Mitochondrien Bakterien. Das wissen wir, weil sie ihre
eigenen kleinen DNS-Spiralen haben, ähnlich den Chromosomen der
Bakterien.«
    Er beobachtete mich aufmerksam. »Dabei scheint die Atmung
eine ziemlich wichtige Rolle zu spielen. Die Aufnahme von Sauerstoff,
richtig?«
    Ich nickte.
    »Warum also lassen wir zu, dass alte Bakterien das für
uns erledigen?«
    »Mitochondrien lebten vor einigen Milliarden Jahren noch frei
und nicht an Zellen gebunden. Dann drangen sie in primitive
Wirtszellen ein und wurden zu Parasiten. Schließlich stellten
die Wirtszellen – unsere einzelligen Vorfahren – fest, dass
die Eindringlinge eine besondere Fähigkeit besaßen: Sie
waren bei der Umwandlung von Zuckermolekülen in ATP achtmal
effektiver als sie selbst. Die Einzeller gingen mit ihnen eine
symbiotische Partnerschaft ein. Die Mitochondrien wurden
lebenswichtig. Und jetzt können wir ohne sie nicht mehr
leben.«
    »Und die Mitochondrien bestimmen, wann wir altern und
sterben?«
    »Sie haben dabei ein gewichtiges Wort mitzureden.«
    Er zupfte sich am Ohrläppchen. »Erklären Sie mir
das genauer.«
    »Die Mitochondrien fungieren als Kronzeugen gegen uns. Eine
Art fünfte Kolonne. Sie überprüfen unseren
Stresspegel, überwachen unsere körperliche und geistige
Gesundheit und geben diese Informationen an winzige Bakterien weiter,
die sich in unserem Körpergewebe verbergen.«
    »Wir haben Bakterien in unserem Gewebe?«, fragte Montoya
mit gerunzelter Stirn. »Werden sie nicht von unserem Immunsystem
eliminiert?«
    »Manche dieser Bakterien vergraben sich tief und verstecken
sich über Jahre hinweg. Sie lösen bestimmte Krankheiten wie
zum Beispiel Arteriosklerose, die Verkalkung der

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