Jäger
hellem Holz, rostfreiem
Stahl und dickflauschigem grünen Velours ausgestattet, der
farblich zu Betty Shuns Lederjacke passte. Ein Mann vom
Sicherheitsdienst kontrollierte meine Karte und händigte Shun
und Bloom zeitlich befristete Passierscheine aus. Ich zeigte ihnen
den Weg zu dem im Erdgeschoss untergebrachten Labor, das im
nördlichen Teil des Gebäudes am Ende eines langen Flurs
lag.
»Muss er dabei sein?«, fragte ich Shun und deutete zu
Bloom hinüber.
»Ja.«
Bloom hob den Kopf, als spüre er scharfen Wind und blinzelte
mir zu.
»Die Exemplare sind möglicherweise in schlechtem
Zustand«, warnte Betty, als wir den Flur entlang gingen.
»Wir konnten nicht erkennen, ob sie noch leben. Jedenfalls haben
wir, auf Owens ausdrücklichen Wunsch, unser Bestes
getan.«
»Haben Nadia oder Jason beim Transport geholfen?«
»Nein«, sagte Betty. »Nadia befindet sich
inzwischen in Polizeigewahrsam.«
Das kam für mich völlig überraschend. »Weshalb
das?«
»Sie wird verdächtigt, mit dem Essen an Bord der Sea
Messenger herumgepanscht zu haben.«
»Das ist doch Schwachsinn«, bemerkte ich.
»Das sehen wir genauso.«
»Auf welche Weise herumgepanscht?« Gleich darauf fielen
mir der Sahnepudding und seine Folgen ein. »Einige von der
Besatzung haben eine verdorbene Nachspeise gegessen,
aber…«
Bloom unterbrach mich. »Von Anfang an hat es auf dieser Fahrt
viele seltsame Zwischenfälle an Bord gegeben: unbegründete,
der Situation nicht angemessene Behauptungen, Auseinandersetzungen,
zum Teil sogar handgreifliche Streitereien.«
Ich hatte die meiste Zeit in meiner Kabine verbracht, zum einen,
weil ich kein besonders geselliger Mensch bin, zum anderen, weil ich
viel Lesestoff aufzuarbeiten hatte.
»Jemand könnte tatsächlich Drogen ins Trinkwasser
oder ins Essen gemischt haben«, führte Bloom den Gedanken
fort.
Mein Labor bestand aus zwei Räumen, jeder etwa fünfzig
Quadratmeter groß, die durch eine weiße, horizontal
geteilte Schwingtür miteinander verbunden waren. Ich hatte
für die Exemplare spezielle Tanks bestellt. Dan und Valerie,
meine beiden Assistenten, waren damit beschäftigt, die Tanks
unter den erforderlichen Druck zu setzen, als wir eintraten.
Dan war Postdoktorand in Meeresmikrobiologie, dem Aussehen nach
ein stämmiger Junge vom Lande, im Umgang mit Laborgeräten
jedoch ein wahrer Zauberer. Er sah vom Druckmesser auf und
begrüßte mich mit einem unglücklichen
Kopfschütteln. »Die Exemplare sind ziemlich traumatisiert,
Dr. Cousins«, sagte er.
Ich brummelte grimmig vor mich hin.
Valerie trat einen Schritt zurück, die Arme vor der Brust
verschränkt, mit den Händen die Schultern umfassend, als
stünde sie in Gedanken versunken am Sarg eines Verwandten.
»Sie sehen wie tot aus.«
Ich sprang eine Weile mit flatternden Händen –
wahrscheinlich hatte ich auch die Zunge herausgestreckt – um
Shun und Bloom herum und versuchte zu entscheiden, wo ich anfangen
sollte. Ein Stahlbehälter voller Acrylrohre, die mit armlangen
Bohrkernen von unserer ersten und zweiten Tauchfahrt gefüllt
waren, stand noch immer auf dem Transportkarren. Die
Metallbehälter mit den Exemplaren, die wir während des
dritten Tauchgangs gesammelt hatten, waren inzwischen an eine
große Wärmeplatte angeschlossen, aber immer noch kalt.
Offenbar enthielten sie einige recht interessante Dinge, wie mir ein
schneller Blick durch die beschlagenen Kunststoffscheiben
verriet.
Trotzdem – der Schaden war vermutlich bereits angerichtet;
wie sollte ich vorgehen, um seine Folgen zu begrenzen?
»Diese Kreaturen haben von Anfang an nicht sonderlich
lebendig ausgesehen«, brummte ich in der Hoffnung, die Spannung
ein wenig zu lösen und Dan und Valerie zu beruhigen. »Sie
sind nun mal an ihr Milieu gebunden.«
Valerie schüttelte den Kopf und kämpfte mit den
Tränen. Ich war kein besonders überzeugender
Lügner.
»Alle Exemplare sind hier«, sagte ich nach kurzer
Bestandsaufnahme. »In diesem kleinen Tank dort drüben
– der da, der Oberflächendruck hat – sind einige
Sedimentablagerungen, die wir analysieren müssen. Ich bezweifle,
dass wir ein paar unversehrte nicht-tierische Proben erwischt haben,
aber wir können sie zumindest konservieren, eine
Zytoplasmafärbung vornehmen und die Reste der
Röhrenwürmer im Schlamm registrieren. Besorgen Sie Formalin
und Bengalrosa.«
Dan und Valerie konzentrierten sich auf die Sedimentproben und die
Ergebnisse oberflächlich vorgenommener Bohrungen. Ich wollte
nicht, dass
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