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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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beunruhigen mich. Ich hasse Krankenhäuser und ihre
Bakterien.

 
Kapitel 21
     
San Francisco
     
    »Jetzt glaube ich Ihnen«, sagte K, als wir über die
Oakland Bridge fuhren. Ich trug Ks zerschlissenes Jackett und
darunter ein grünes OP-Hemd, das man mir im Alta Bates gegeben
hatte. An einer Hand hatte ich mehrere Bisswunden, aber nichts war
durchtrennt, vor allem keine Sehnen, und weder meine Knochen noch die
Nervenbahnen waren verletzt. Der andere Dobermann hatte mich zwar am
Hals erwischt, aber keine lebenswichtigen Gefäße zerfetzt.
Er hatte mich gebissen, aber nicht in Stücke gerissen, wie es
seine Herrin verlangt hatte. Ich hatte Glück gehabt.
    Robs Umschlag drückte gegen meine Seite. Ich lehnte den Kopf
gegen das Wagenfenster. Mir war übel vor Schmerz – die
Wirkung des Demerol ließ allmählich nach – und
sicherlich auch wegen der ersten intravenös verabreichten Dosis
Integumycin.
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Aber wieso ist das so
wichtig?«
    »Sie sind nicht markiert worden«, erwiderte er.
»Und falls doch, hat es bei Ihnen nicht angeschlagen.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie damit sagen wollen.«
    »Die Frau mit den Hunden und wer immer das Feuer gelegt hat
waren markiert.«
    »Mit einem Kainsmal oder etwas in der Art?«, fragte
ich.
    K gewann meinem müden Scherz mehr ab, als er verdiente: Ein
verhaltenes Grinsen huschte über sein Gesicht. »Daran ist
nichts Lustiges. Wenn Sie markiert wären, könnten Sie
für sich selbst, für mich und möglicherweise auch
für andere eine ernsthafte Gefahr darstellen.«
    »Na schön«, räumte ich ein. »Worum
handelt es sich? Um eine auf die Psyche wirkende chemische Substanz?
Sie besprühen damit Obst und Gemüse – und alle, die
davon essen, flippen aus?«
    Die vielen Worte raubten mir fast die letzte Kraft. Ich
fühlte mich schwach und matt wie eine Stubenfliege.
    »Wie ich schon sagte, bin ich kein Biologe. Ihr Bruder fing
an, die Zusammenhänge zu verstehen, als sie ihn markierten. Er
kämpfte dagegen an, so gut er konnte.« K starrte grimmig
den Gang des nur halb besetzten Busses hinab. »Er hat mir eine
Erklärung für meine Schwierigkeiten geboten: Er sagte, man
müsse mich wohl irgendwann vor zehn Jahren markiert haben. Und
jetzt bin ich nur noch ein ganz kleiner Fisch. Es ist eine wahrhaft
paranoide Vorstellung.«
    »Silk?«, fragte ich. »Silk, wie die
Seide?«
    Er nickte.
    »Klingt finster«, sagte ich. »Als würde man
mit einem Seidenschal erdrosselt.«
    »Wir suchen uns in San Francisco ein billiges und anonymes
Zimmer. Ich habe einige Erfahrung mit dem Untertauchen. Wir haben
genügend Bargeld, um fürs Erste über die Runden zu
kommen. Ehrlich gesagt, bin ich erleichtert. Jetzt wissen wir
wenigstens, woran wir sind.«
    K schien sich in San Francisco, was billige Absteigen anbelangte,
bestens auszukennen. Wir landeten schließlich in einem
schmalen, geduckten Gebäude in Haight, das ein Hotel
beherbergte. Das Algonquin lag, eng eingequetscht, zwischen
einem chinesischen Lebensmittelgeschäft und einem Laden, der
Poster, Wasserpfeifen und Betty-Boop-Puppen verkaufte.
    Das Hotel hatte zehn Zimmer und eine winzige Lobby. Deren einzige
Sitzgelegenheit bestand aus einer kleinen, durchgesessenen,
ausgeblichenen Couch, die vor einem mit Fliegendreck verklebten
Fenster zur Straße stand. Beim Anmieten des Doppelzimmers trat
K wie ein erfahrener, betuchter Tourist aus Europa auf: Zwar habe er
im Augenblick eine kleine Pechsträhne, erwarte jedoch in
Kürze eine Überweisung seiner Londoner Bank.
    Er zahlte in bar.
    Das Zimmer war klein und nur mit zwei Einzelbetten, einem
Frisiertisch und einem winzigen Schrank möbliert, hatte aber
wenigstens ein eigenes Badezimmer. Vom Waschbecken im Bad war eine
Ecke abgeschlagen. Ich war viel zu erschöpft, um mehr als einen
flüchtigen Blick darauf zu verschwenden.
    Ich zog das hässliche grüne Hemd aus, streckte mich auf
dem Bett aus und nahm mir vor, die letzten dreihundert Dollar von
meinen Konto abzuheben, um K das Geld für meine
Krankenhausbehandlung zurückzuzahlen. Außerdem würde
ich meine Mutter anrufen und sie fragen, ob sie mir etwas Geld leihen
könne.
    K zog den Stuhl ans Fenster und rieb sich mit den Händen die
Schläfen, als versuche er, seine psychische Energie auf die
Backsteinwand auf der anderen Seite des engen Lichtschachts zu
lenken.
    »Churchill hat ihn gezwungen, es zu tun«, murmelte er.
»Das war zwar nicht der Anfang, aber es hat zu dem geführt,
wo wir heute sind.«
    Ich

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