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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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hat.«
    Ich neigte den Kopf und starrte ihn ungläubig an. Dann
richtete ich den Blick auf meine Vermieterin. »Ich muss eine
Brandmeldung ausfüllen, oder?«
    »Das können Sie auch von einer Telefonzelle aus
erledigen«, erwiderte K mit so bemühtem Langmut, als
müsse er einem Schwachkopf ein einfaches Spiel
erklären.
    Wie ein Roboter folgte ich ihm durch die Reihen gaffender
Nachbarn. Die Menge lichtete sich: So was passiert in Berkeley
alle Tage.
    Aufgrund der Nachwirkungen des Schocks war mir schwindelig. Als
wir den Rauch und die verkohlten Ruinen hinter uns gelassen hatten,
hob ich kurz den Blick, weil hinter uns ein schnelles Klicken zu
hören war, das ich für das Rasseln einer Fahrradkette
hielt. K zog mich just in dem Augenblick mit einem Ruck zur Seite,
als ein großer, schwarzbrauner Hund mit gefletschten
Zähnen meine Hosenbeine erwischte, zuschnappte und sie mit einem
langen Riss zerfetzte.
    Kein Fahrrad also, sondern die Kettenhalsbänder großer
Hunde: Eine junge schwarzhaarige, schwarz gekleidete Diana hielt, das
Gesicht in höchster Wut verzerrt, zwei Dobermänner an
langen Laufleinen.
    »Du verdammter Mistkerl!«, kreischte sie. »Du
verkommenes Arschloch! Reißt ihn in Stücke, Reno und
Queenie!«
    Die Hunde zerrten an ihren Halsbändern, als wollten sie sich
selber strangulieren. K rannte ein Stück weg, blieb dann jedoch
– und das rechne ich ihm hoch an – stehen, pfiff und
stampfte mit den Füßen, um die Hunde von mir abzulenken.
Die Hände flehend und mich gleichzeitig schützend
hochgerissen, trat ich eilig den Rückzug an, wobei ich das prall
gefüllte Couvert meines Bruders als Schild benutzte.
    Die Frau war außer sich. Auf ihren Lippen stand Schaum. Ich
konnte nicht fassen, was ich da gerade erlebte.
    »Du machst unser ganzes Viertel kaputt, du schleichst hinter
unseren Kindern her und fährst mit deinem dicken Wagen über
unseren Rasen, du gaffst uns lüstern in den Supermärkten an
und schleichst in unsere Schlafzimmer!« Ihr blieben die Worte im
Hals stecken.
    Die Dobermänner tanzten in rasender Wut hin und her, man sah
nur noch das Weiße in ihren Augen. Ihre Hinterläufe
trommelten und pumpten wie die Kolben einer Maschine, die Sehnen
spannten sich so straff wie Drahtseile. Ihre Vorderpfoten wirbelten
durch die Luft und schlugen mir Robs Umschlag aus den Händen.
Ihre Krallen schrammten über meine Handflächen und
hinterließen breite, blutende Kratzer. Vage konnte ich ihre
weiß blitzenden Fänge ausmachen, die, weniger als einen
halben Meter von meiner Kehle entfernt, auf und zu schnappten. Ich
konnte ihren heißen, nach Dosenfutter stinkenden Atem riechen.
Sie bellten und japsten geifernd und hingen im wahrsten Sinne des
Wortes an ihren weißen Nylonleinen. Das Weiß ihrer
hervorquellenden Augen färbte sich rot, weil die Halsbänder
die Nackenadern abquetschten.
    Schließlich sprang der Dobermann rechts von mir hoch und
erwischte mich am Daumenballen. Als er mich erneut ansprang, biss er
fester zu. Noch ehe ich den Schmerz spürte, schrie ich los. Aber
die Hundehalterin zwitscherte und trällerte beim Anblick des
hervorquellenden Blutes nur fröhlich und gab ihren Bestien noch
mehr Leine. Daraufhin stürzte sich der Hund links von mir mit
den Pfoten auf meine Schultern, legte den Kopf schief, knuffte mich,
stieß mit seiner Schnauze meine abwehrend fuchtelnden
Hände weg und ging mir mit gefletschten Zähnen an die
Kehle. Als ich zu Boden stürzte, spürte ich seine
kühle Nase an meinem Adamsapfel. Ich merkte noch, wie sich seine
nasse Schnauze ruckartig öffnete, wie sich scharfe Fänge in
mein Fleisch gruben – dann versank ich in unsäglichen
Schmerzen.
    »Rufen Sie die verdammten Hunde zurück, Lady!«,
brüllte irgendjemand mit heiserer, tiefer Stimme.
    Gleich darauf…
    … zwei Schüsse, die wie Donner hallten…
    … und dann…
    Ich fiel über einen Pflanzenkübel, hielt mich an einem
Schössling fest, rutschte ab und schlug über ein
Absperrseil. Irgendwie bekam ich trotzdem mit, dass die beiden Hunde
nach rechts ruckten und zusammenbrachen, als hätten zwei riesige
Hämmer sie niedergestreckt. Blut spritzte auf den Asphalt.
    Vor Entsetzen schluchzend und nach Atem ringend, krachte ich auf
den Boden, rollte einmal um die eigene Achse und blieb auf dem
Rücken liegen, die Hände gegen mein Hemd gepresst. K rannte
mit seinen kurzen Beinen erstaunlich schnell auf mich zu, hob Robs
Umschlag vom Gehsteig auf und starrte der Hundehalterin mit kaltem
Zorn ins

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