Jaegerin der Daemmerung
träge eine Entenfamilie schwamm.
Ivory schaute sich um. Bist du hier aufgewachsen?
Razvan nahm ihre Finger und legte sie in Höhe seines Herzens auf seine Brust. Es war das Zuhause meiner Mutter. Nach ihrem Tod haben wir noch eine Weile hier gewohnt. Bis mein Vater eines Tages verschwand und Xavier uns zu sich holte. Aber hier waren wir zusammen und glücklich.
Es ist wunderschön.
Ich dachte immer, das hier sei der schönste Ort auf der Welt, und ich glaube, du könntest ihn in deinem Zuhause nachbilden. Razvan ließ ebenfalls den Blick umherschweifen und füllte seine Lunge mit dem Duft von Lavendel.
Unser Zuhause, berichtigte Ivory ihn. Jetzt ist es unser Zuhause.
Razvan spürte sofort die Reaktion seines Herzens auf ihre Worte. Zuhause. Wie würde sich das anfühlen, wenn er ein Zuhause hätte und eine Frau, die sein Leben mit ihm teilte? Sie hatten eine Aufgabe in ihrem Leben, für die sie durch die Feuer der Hölle gegangen waren: die Welt von Xavier, ihrem größten Feind, zu befreien. Einen kurzen Moment noch konnte er nur bei Ivory sein und mit ihr durch diesen schönen Garten wandeln.
Er sah, wie Ivory ihm einen flüchtigen Blick zuwarf, ehe sich ihre langen Wimpern senkten, sodass ihm der Ausdruck in ihren Augen verborgen blieb.
Razvan blieb stehen, um ihr das lange seidene Haar aus dem Gesicht und über die Schulter zu streichen. Du versteckst dich vor mir.
Zarte Röte stieg ihr in die Wangen. Mag sein. Ein wenig vielleicht.
Mir war gar nicht bewusst, dass du ein bisschen schüchtern bist. Du bist solch eine unerschrockene Kriegerin, dass ich dachte, du seist bei allem so selbstsicher.
Ivory zuckte mit den Achseln. Ich habe nicht gerade viele Erfahrungen mit Männern. Die meisten davon liegen schon eine halbe Ewigkeit zurück und waren nicht gerade schön.
Als sich Razvans Lippen zu einem kleinen atemberaubenden Lächeln verzogen, das seine geraden weißen Zähne zeigte, wirkte er mit einem Mal selbst ein wenig befangen. Mein Körper mag viele Erfahrungen gesammelt haben, aber nicht mein Herz - oder meine Seele. Genau genommen fühle ich mich wie ein Jüngling bei seiner ersten Verabredung.
Ivory hob das Kinn. Dies ist meine erste Verabredung.
Er sah sie mit festem Blick an. Seine dunklen Augen tasteten die fein geschnittenen Züge ihres Gesichts ab, ehe sich sein Blick auf ihre vollen Lippen konzentrierte. Dann sollten wir sie unvergesslich machen. Für Razvan war es undenkbar, dass er diesen Moment, in dem sie ihm an seinem Lieblingsort so nah war, dass er dieselbe Luft atmete, je vergessen würde.
Ivory führte ihre Hand zu seinem Gesicht, einem gezeichneten, verbrauchten Gesicht, das er weder in seinen Träumen noch in seiner Erinnerung ändern konnte. Er wusste schon gar nicht mehr, wie er in früheren Tagen ausgesehen hatte, vergessen war seine unbeschwerte Jugend. Er konnte ihr nur das geben, was er jetzt war, und hoffen, dass es ihr genügte.
Du wirst immer genug für mich sein, flüsterte sie. Ich habe schon vor langer Zeit aufgehört, von meinem Prinzen zu träumen.
Wie war er denn?
Das warme Lächeln auf ihren Lippen reichte bis in ihre Augen. Groß, mit wallendem schwarzen Haar und breiten Schultern. Ein großartiger Krieger, der mich aus dem Turm rettete, in den meine Brüder mich gesperrt hatten. Er wollte, dass ich mit ihm auf seinem schnaubenden Ross ritt - einem kräftigen Tier, das Rauch durch die Nase blies und mit den Hufen scharrte, weil es nicht erwarten konnte, endlich in die Schlacht zu ziehen. Die Fantasien, denen sie als junges Mädchen nachgehangen hatte, brachten sie jetzt zum Lachen.
Razvan hingegen verzog das Gesicht. Ich bin groß, aber mein Haar ist bereits stark ergraut, und ein besonders guter Krieger scheine ich auch nicht zu sein. Dennoch würde ich dich gerne retten und dich bitten, neben mir zu reiten, überallhin, auch in eine Schlacht.
Ivory nahm eine silbrige Strähne und rieb sie zwischen den Fingern. Ein Krieger ist nicht jemand, der nichts anderes tut als zu kämpfen, Razvan. Du hast das Herz eines Kriegers und die Seele eines Poeten. Ich bin fasziniert von dir. Sie ließ den Blick sinken. Und ich finde dich verführerisch.
Einen Moment lang verschlug es Razvan den Atem. Verführerisch? Sie fühlte sich zu ihm hingezogen? Er horchte angestrengt in sich hinein, ob er einen Schatten des Bösen finden konnte. Doch es gab nichts, das zwischen ihnen stand, und sie gab zu, dass sie ihn anziehend fand. Ivorys völlige Aufrichtigkeit bewegte ihn
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