Jaegerin der Daemmerung
Beute unterschätzte. Das Paar in ihrem eigenen Gebiet zu jagen war vermutlich die dümmste Idee, die jemand seit Langem gehabt hatte, aber er würde seinen Atem sparen.
Als Nicolae eine Hand in die Luft streckte, duckten sich alle, schwärmten aus und ließen ihre Körper verschwimmen, um inmitten des Schneesturms nicht so leicht entdeckt zu werden. Der Wind frischte auf und fuhr durch die Bäume, sodass sie auf der Lichtung vor sich Gestalten ausmachen konnten - viele Gestalten. Groß, klein, dick, dünn. Alle mit nach vorne gestreckten Armen, die an krumme Stöcke erinnerten, die Finger ausgestreckt, als ob sie etwas suchen würden.
»Was ist denn das?«, fragte Vikirnoff. »Das sind nicht Ivory und Razvan.«
»Ghuls? Eine Ghularmee?«, schlug André vor.
Gregori verdrehte die Augen. »Das wage ich zu bezweifeln.«
Während sie versuchten, etwas durch den Schleier aus herumwirbelndem Schnee zu erkennen, setzten sich die Figuren in Bewegung und liefen hin und her, als würden sie etwas bauen.
»Eine Mauer?«, raunte Tarik.
»Das wird schnell größer. So schnell, dass es sich nur um Magie handeln kann«, warf Mataias ein und gab seinen Brüdern ein Zeichen, sich der Lichtung aus verschiedenen Richtungen zu nähern.
Im Schutz der Bäume krochen die Jäger näher. Was auch immer das Paar beschützte, hinterließ keine Fährte. Von Ivory und Razvan war indes keine Spur mehr zu sehen.
»Eine Burg«, zischte Lojos.
Im selben Moment wirbelten Wurfgeschosse durch die Luft, von denen keiner sein Ziel verfehlte.
»Säure!«, warnte Tomas.
Die Männer machten sich unsichtbar und stürmten auf das Schlachtfeld. Einige von ihnen attackierten die Ghuls und durchschlugen ihre Brust, um an die verschrumpelten Herzen zu gelangen, andere schlugen den Handlangern der Vampire die Köpfe ab.
Gregori, der sich am Rande der Lichtung an einen Baumstamm gelehnt hatte, verschränkte wieder die Arme vor der Brust und betrachtete das wilde Getümmel. Einige Ghuls schleuderten weiter Wurfgeschosse, während andere Wände hochzogen und ein Dach draufsetzten, um die Kämpfenden von allen vier Seiten einzuschließen.
»Das ist eine Falle!«, warnte Tarik die anderen. »Über euch!«
Mit einem Salto lösten sich die sieben Karpatianer von ihren Gegnern und betrachteten das entstandene Gebäude, das sie umgab.
Gregori schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. Minute um Minute verging, in denen die Ghuls immer mehr wurden und sich die Anzahl der Geschosse verdoppelte.
Vikirnoff bahnte sich seinen Weg über das Schlachtfeld zu Gregori und stellte sich neben ihn. »Willst du uns nicht helfen?«
»Ich käme mir ein wenig albern vor, gegen Schneemänner zu kämpfen, aber lasst euch nicht stören«, antwortete Gregori und deutete mit eleganten Bewegungen eine Verbeugung an.
Stirnrunzelnd sah Vikirnoff sich um. Als er versuchte, die Situation mit all seinen Sinnen zu erfassen, war ihm, als würde alles um ihn herum langsamer ablaufen. Der unerbittliche Kampf ging weiter, mit dem Unterschied, dass die Ghuls jetzt weiß waren und kugelförmige Leiber und Köpfe hatten. Bei genauerem Hinsehen entpuppten sich die Arme als Äste und Zweige. Und die Geschosse waren nichts weiter als Schneebälle.
Vikirnoff atmete tief durch. Jetzt zeigte sich ihm ein klares Bild der Szenerie. Röte kroch ihm vom Hals hinauf in sein Gesicht.
»Ich fürchte, ihr seid gerade verhauen worden«, sagte Gregori. »Und das von einem Mädchen.«
»Terád keje - Mögest du versengen, Gregori!«, blaffte Vikirnoff ihn an. »Das ist nur eine Illusion«, rief er den anderen zu. »Sie kann gut zaubern. Eine Verzögerungstaktik. Sie wussten die ganze Zeit, dass wir ihnen auf den Fersen waren.«
Der Kampf wurde langsamer und erlahmte schließlich ganz, als den Karpatianern bewusst wurde, dass sie reingelegt worden waren. Um sie herum gefallene, in der Mitte durchtrennte Schneemänner und unzählige Köpfe, die frech zu ihnen heraufgrinsten.
»Ich fasse es nicht, dass wir darauf reingefallen sind«, sagte Tarik. »Sie ist ausgebuffter, als ich gedacht habe. Nicht einen Moment lang habe ich Energieströme gefühlt.«
Die Jäger sahen einander an. Es vergingen einige Augenblicke, ehe Lojos, der im Ruf stand, ein hervorragender Krieger zu sein, die Stille durchbrach und mit Anerkennung in der Stimme sagte: »Abgesehen von der fehlenden Energie war die Illusion auch sonst perfekt. Das war keineswegs das Werk eines Amateurs. Denkt nur an die ausgefeilte Kampftechnik der
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