Jaegerin der Daemmerung
seinem Inneren ein wenig linderte.
»Ihr seid herzlich eingeladen, mit zu mir nach Hause zu kommen. Meine Gefährtin ist in anderen Umständen und bleibt lieber zu Hause, aber sie würde nur zu gerne eure Bekanntschaft machen«, sagte Mikhail. »Die Seelengefährtin meines Bruders, Shea, und Gary arbeiten ununterbrochen daran, ein Gegenmittel zu finden. Vielleicht würde es eure Arbeit erleichtern, wenn ihr euch ein wenig mit ihnen unterhieltet.«
Ivory zuckte mit den Schultern. »Vielen Dank für die Einladung, aber solange wir nicht wissen, wie wir Xavier davon abbringen können, in Erfahrung zu bringen, was wir vorhaben, ist es ratsam, nicht zu viel Zeit in eurer Nähe zu verbringen.«
»Dem stimme ich zu«, sagte Gregori, ehe Mikhail etwas erwidern konnte. Er bedachte den Prinzen mit einem glühenden Blick. »Du und Raven müsst die ganze Zeit über beschützt werden.«
Mikhail grinste Razvan an. »Verstehst du nun, wie es ist, mit ihm leben zu müssen? Mecker, mecker, mecker. Und dann ist er auch noch der Seelengefährte meiner Tochter.«
»In diesem Fall komme ich jedoch nicht umhin, ihm recht zu geben«, sagte Razvan. »Wenn Xavier wüsste, dass er dich mit meiner Hilfe angreifen könnte, würde er dem nicht widerstehen. Der Gedanke daran, mich mental zu foltern, amüsiert ihn. Besonders gefällt ihm, mich zu benutzen, um meine Schwester zu quälen. Gar nicht auszudenken, wie es ihn beflügeln würde, wenn er wüsste, dass er zum Schlag gegen den Prinzen des karpatianischen Volkes ausholen könnte.«
Obwohl Razvan mit ruhiger Stimme sprach und ein ausdrucksloses Gesicht machte, spürte Ivory seinen sengenden Schmerz. Die Last der Sorgen bedrückte ihn sehr. Seine Gefühle waren noch frisch, widersprüchlich und nur schwer zu kontrollieren. Die Liebe zu seiner Schwester Natalya und die Entschlossenheit, sie um jeden Preis zu beschützen, hatten Xavier sehr erzürnt, und nun erinnerte Razvan sich an den Verrat, empfand ihn wie einen Stich ins Herz.
»Vorausgesetzt, wir finden seine Hintertür, Drachensucher«, sagte Gregori, »dann haben wir die Möglichkeit, sie zu schließen.« Er sah abermals zu Ivory. »Lasst uns beginnen.«
Ivory fuhr mit den Fingerspitzen über Razvans Unterkiefer und verweilte dort ein wenig, ehe sie ohne Vorankündigung aus ihrem Körper trat und, nur noch aus Licht und Energie bestehend, Gregori folgte, in der Hoffnung, dass er die dunkle Stelle im Innersten von Razvan fand, die Xavier benutzte, um ihn zu beherrschen. Obwohl es ihr ein wenig widerstrebte, kam sie nicht umhin, dem Heiler ihre Bewunderung entgegenzubringen. In Windeseile durchforstete und verarbeitete er die grausamen Erinnerungen, auf der Suche nach dem Moment, in dem er seinen Körper für das Leben seiner Schwester gegeben hatte.
In der Erinnerung, die Jahrhunderte alt war, sahen sie einen Jungen, der sich selbst einem Verrückten, einem Mörder anbot, damit der seiner Schwester kein Leid mehr zufügte. Ivory musste hart mit sich kämpfen, um sich nicht aus ihm zurückzuziehen. Es ging ihr nah, mit ansehen zu müssen, wie dem Jüngling übel mitgespielt wurde, während er versuchte, die, die er liebte, von dem Bösen fernzuhalten, während er jeden Tag aufs Neue das Werk des Teufels sah. Sie untersuchte die Erinnerung aus allen Blickwinkeln, immer auf der Suche nach dem einen Element, das es Xavier erlaubt hatte, den Jungen in Besitz zu nehmen.
Hier werden wir nicht fündig. Rasend schnell arbeitete sich Gregori durch die Zeit, um nach Anhaltspunkten oder Auslösern, zum Beispiel in Form eines Wortes, zu suchen, mit dem Xavier Razvan gefügig machen konnte.
Halt! Ivory hatte sich ein wenig eingehender jenen Erinnerungen gewidmet, in denen Razvan sich mit sich selbst beschäftigte. Die Art und Weise, wie er sich wahrnahm, was um ihn herum passierte. Er selbst konnte es nicht erkennen, aber der Umstand, dass Xavier seinen Körper benutzt hatte, war nichts weiter als eine Illusion gewesen. Eine, die Xavier ins Leben gerufen hatte, um Razvan glauben zu machen, der Magier sei übermächtig.
Als Razvan im stark geschwächten, fast verhungerten Zustand erkannte hatte, dass kaum Hoffnung auf Flucht bestand, hatte er seine verbleibenden Kräfte gebündelt, um aus seinem Körper auszutreten. Seine Hülle aus Fleisch und Blut war dadurch schutzlos geworden. Ivory wurde Zeuge des Moments, in dem Xavier sich des Körpers angenommen und Stücke seiner selbst zurückgelassen hatte. Jetzt wussten sie immerhin, wann und wie
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