Jaegerin der Daemmerung
Sergij.
Der Vampir ist hinter euch her. Nehmt Kontakt zum Prinzen auf. Und zu den Jägern. Ich kann euch nicht helfen, ihr seid auf euch alleine gestellt, warnte sie ihre Wölfe. Es brach ihr fast das Herz, dass sie nicht mehr tun konnte. Aber sie konnte unmöglich zulassen, dass Razvan ihr unter den Händen wegstarb.
Etwas rührte an ihr Bewusstsein. Schwach und flackernd. Rette die Kinder.
Ivory wollte darüber nicht diskutieren. Sie würde Razvan nicht sterben lassen. Sie drehte um, umkreiste den Bauernhof, um nach einer verborgenen Gefahr zu suchen, und landete in den Trümmern der Bauernkate. Blut, Fleisch und Knochen, wohin das Auge reichte; die Wände lagen zersplittert im Schlamm. Und mittendrin, in einer riesigen Blutlache, fand sie Razvan. Sein Arm lag in einiger Entfernung von ihm.
Sie legte das abgetrennte Körperteil neben seinen Körper. Fünf der Speere steckten noch in seinem Körper, gleich neben einer großen Wunde, in der der sechste gesteckt hatte. Seine Seiten zitterten, als er nach Luft rang. Seine Augen waren geschlossen und alle Wunden versiegelt. Bei den Unmengen von Blut hatte sie zunächst gedacht, dass es zu spät war, noch etwas zu heilen.
Ich muss wissen, dass du lebst. Aus weiter Ferne drang seine Stimme in ihre Gedanken. Kümmere dich schnell um deine Wunden, damit ich in Frieden gehen kann.
»Du darfst nicht gehen, hast du mich verstanden? Ich werde das nicht zulassen. Das ist mein voller Ernst, Razvan. Du musst leben.« Ivory beugte sich über Razvan, damit ihr Atem seine kühle Haut wärmte. »Ich brauche dich. Hörst du, was ich sage? Ich brauche dich. Du musst für mich weiterleben.«
Zieh die Speere heraus.
»Ich weiß, dass sie höllisch schmerzen, Razvan, aber du würdest verbluten, wenn ich das täte. Gib mir noch eine Minute.«
Ich bin schon so gut wie tot.
»Das darfst du nicht denken.« Ivory sank neben ihm in die Knie und zog vorsichtig seinen Kopf auf ihren Schoß, ehe sie sich abermals zu ihm hinunterbeugte. »Hör mir gut zu. Du darfst nicht aus diesem Leben scheiden. Wir haben noch nicht das getan, von dem wir wissen, dass wir es erreichen können.«
Du verlangst das Unmögliche von mir.
Um es ihm leichter zu machen, wechselte Ivory zur gedanklichen Kommunikation über. Ich weiß, wie schwierig das ist. Ich weiß, was ich von dir, meinem wahren Gefährten, verlange. Wenn du gehst, dann nur zusammen mit mir. Sprich die bindenden Worte. Jetzt! Dadurch werde ich die Kraft bekommen, die ich brauche, um dich zu retten.
Ohne dass Razvan die Augen öffnete, legte er seine blutverschmierte Hand in die ihre. Du willst wirklich, dass ich mich quäle, um weiterzuleben?
Wir können Xavier besiegen. Wir müssen ihn besiegen. Sprich die bindenden Worte. Jetzt bestimme ich, aber in Zukunft werde ich dir folgen. Binde uns aneinander, bevor du von mir fortgehst.
Ivory unterdrückte die aufsteigenden Tränen und den ungeheuren Druck auf ihrer Brust. Die Wunden, die ihr eigener Körper erlitten hatte, und die damit verbundenen Schmerzen, rückten in den Hintergrund, wenn sie darüber nachdachte, was er gerade durchmachen musste. Er musste sie einfach so sehr mögen, um weiterleben zu wollen. Musste Xavier unbedingt zerstören wollen. Sein starker Wille kam dem ihren gleich. Nach langen Jahren der Einsamkeit hießen Krieger oft den Tod willkommen. Sie würden so lange wie möglich hier ausruhen, doch sie würde ihn nicht kampflos aufgeben.
Razvan berührte Ivorys Gedanken, als wäre er auf der Suche nach etwas Bestimmtem. Was immer das war, als er es fand, half es ihm, eine Entscheidung zu treffen. In meinem Leben habe ich nie jemanden getroffen, mit dem ich lieber zusammen wäre. Wenn du mich akzeptierst ...
Ja, das tue ich, sagte Ivory, in dem Wissen, dass ihnen die Zeit davonlief. Er verlor zu viel Blut. Durch die vielen Verletzungen, die Sergij ihm bei dem Kampf zugefügt hatte, sah er aus wie eine Patchwork-Imitation ihrer selbst. Zwar hatte er die Wunden verschlossen, aber der Blutverlust war viel zu hoch.
Du bist dir ganz sicher, dass du dein Leben mit meinem verbinden willst? Mit allen Konsequenzen?
Ivory musste nicht lange nachdenken. Ja, bin ich.
So soll es denn sein. Seine Stimme gewann mit jeder Silbe an Stärke. Du bist meine wahre Gefährtin. Hiermit erhebe ich Anspruch auf dich. Ich gehöre zu dir. Ich gebe mein Leben für dich. Ich schenke dir meinen Schutz und meine Treue, mein Herz, meine Seele und meinen Körper. Ich nehme alles, was dein ist, in
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