Jaegerin der Daemmerung
meine Obhut. Dein Leben, dein Glück und dein Wohlergehen werden für mich immer an erster Stelle stehen. Du bist an mich gebunden und für immer in meiner Obhut. Razvan schlug die Augen auf und sah Ivory mit festem Blick an. Te avio päläfertiilam.
Ivory spürte, wie sich ein Band aus unzähligen Fäden zwischen ihnen spannte. So, als würden zwei Hälften derselben Seele zusammenfinden und unwiderruflich miteinander verschmelzen. Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn und flüsterte mit sanfter Stimme: »Mit meinem Herzen und meiner Seele nehme ich dein Angebot an. Ich nehme deine Seele an. Ich nehme deinen Leib an. Ich nehme dein Herz an. Du bist eins mit mir. Ich nehme dich in meine Obhut, binde dich bis in alle Ewigkeit an meine Stärke, meinen Willen und unsere Entscheidung. Te avio päläfertiilam - du bist mein wahrer Gefährte, und ich verbiete dir, aus dieser Welt zu scheiden. Verschmelze deine Seele mit meiner.«
Razvan schloss seine Augen mit den unglaublich langen Wimpern. Ein kleines zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen. Ich habe mich dir gegeben, Gefährtin meines Lebens. Tu, was du tun musst.
Damals, als Xavier und Draven Ivory zu einem grausamen Tod verurteilt hatten, waren es nicht nur das karpatianische Blut und ihr Körper, die sich in der Erde selbst heilen konnten, die sie vor dem Tode retteten. Es war vielmehr eine Kombination daraus, ihrem eisernen Willen und dem, was Xavier ihr beigebracht hatte. Der Magier hätte sich die Haare gerauft, wenn er gewusst hätte, dass sie viele seiner Zaubersprüche auswendig gelernt und für sich umgearbeitet hatte. In jeden Spruch wob sie den Glauben an eine höhere Macht ein, sodass er sich ins Positive umkehrte.
Was jetzt kommt, wird genauso schmerzhaft oder noch schlimmer sein als das, was Xavier dir je angetan hat. Löse dich von deiner Seele und deinem Verstand und lasse sie in meiner Obhut.
Ivory unterdrückte ein Schluchzen und versuchte, ihn zu warnen. Aus eigener Erfahrung wusste sie, was auf ihn zukommen würde.
Als sie spürte, wie ein warmes Gefühl flackernd durch ihr Bewusstsein strömte, konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Seine Lebenskraft war nur noch ein schwaches Licht, das sie jetzt in ihren Händen hielt. Sie begann ihre Arbeit damit, seinen Körper von den Parasiten zu befreien, bevor sie die Wunden mit ihrer Zunge verschloss. Die ganze Zeit wechselte sie zwischen einem karpatianischen Heilgesang und dem Heilzauber, mit dem sie Mutter Natur bei ihrer eigenen Heilung um Hilfe gebeten hatte:
Ich rufe die Kraft der Erde an, sie, die uns allen das Leben gibt. Höre mich an, Mutter.
Ich bitte dich um einen klaren Blick - die Fähigkeit, auch das Verborgene zu erkennen.
Führe mich, Mutter. Nimm meine Hände und mache sie zu deinen.
Benutze sie, um zu heilen, was gebrochen und aufgerissen ist.
Führe mich, Mutter. Spende einer gepeinigten Seele Ruhe und Heilung.
Umarme ihn, Mutter. Heile seine Wunden. Begleite ihn, Mutter.
Ich rufe all die höheren Mächte an. Benutzt mich als Gefäß, schaut durch meine Augen.
Blickt in meine Seele. Macht mich zu eurem Werkzeug. Wacht über uns. Nehmt uns in eure Obhut.
Nährt uns, als wären wir Kinder. Leitet uns mit eurem Wissen, sodass wir uns wieder erheben und den Kampf erneut aufnehmen können.
Ivorys klare Stimme hob und senkte sich, während sie die Mächte anrief, die ihr Jahrhunderte zuvor ebenfalls geholfen hatten. Selbstvergessen wog sie sich im Takt der uralten Melodie, ohne an ihre eigenen Wunden zu denken. Für sie zählte nur, dass
Razvan, ihr Seelenpartner, weiterleben würde.
* * *
Das Heulen der Wölfe erreichte Mikhail Dubrinsky, den Prinzen der Karpatianer, lange bevor sie sein Haus in den Tiefen des Waldes erreichten. Gregori, rief er seinen Stellvertreter und besten Freund, ehe er sich auf dem geistigen Pfad an alle Karpatianer wandte, die sich in der Nähe aufhielten. Ich brauche euch dringend. Jäger, folgt meinem Ruf. Ich brauche sofort eure Hilfe.
Nachdem der Prinz sein Haus gesichert hatte, warf er sich in die Lüfte, um dem Wolfsrudel entgegenzufliegen. Die große Verzweiflung in den Stimmen der Tiere bereitete ihm Sorgen. Pfeilschnell glitt er durch die Bäume und versuchte mit all seinen Sinnen herauszubekommen, was die Tiere beunruhigte.
Der Wind trug ihm den unverkennbaren Geruch von Blut zu, in den sich der faulige Gestank der Untoten mischte. Verrottendes Fleisch und Gift. Menschen.
Warte auf mich, ermahnte Gregori ihn. Ich bin
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