Jaegerin der Daemmerung

Jälleen jamaak - Mutter Erde, deine Tochter steht vor dir, schwer verletzt.
    Maye mayed - Erde zu Erde.
    Sív síved - Herz zu Herz.
    Me juttaak elidaban és kalmaban - Wir sind miteinander verbunden, im Leben und im Tod.
    Pusmasz ainam, juttad lihad - Heile diesen Körper, schließe die Wunden.
    Te magköszunam, sívam sívadet - Ich danke dir, von Herz zu Herz.
    Ihre Stimme passte sich dem Herzschlag der Erde an, wurde lauter und wieder leiser.
    Drehe diese Wurzel, verbiege und breche sie,
    bis sie mir gut in der Hand liegt. Schleife die Kanten, schärfe sie,
    damit ich das, was alt und dunkel ist, durchbohren kann.
    Ich brauche dich, erfülle meine Bitte,
    mit deiner Hilfe kann ich das Böse aufhalten.
    Genau wie Ivory es sich gedacht hatte, kam Sergij zu ihr, im Glauben, sie sei von ihren Wunden völlig in Anspruch genommen und würde kaum hörbar mit sich selbst sprechen. Als er sich zu ihr herabbeugte, riss sie ihre Hand aus der Erde, fast geheilt und die Spuren der tiefen Wunden kaum noch sichtbar. In ihrer Hand hielt sie eine zu einem scharfen Eispickel geformte Wurzel. Mit einer weichen, flüssigen Bewegung stieß sie sie nach oben, genau in sein linkes Auge.
    Sergijs Faust traf sie am Hals und stieß sie zurück, als er von ihr wegwirbelte. Im Landen trat er gegen Razvans Kopf. Doch Ivorys Gefährte schwang ihr Schwert gegen die Wade des Vampirs. Obwohl Sergij schnell beiseitesprang, erwischte Razvan ihn an der Achillessehne. Um weiteren Schlägen auszuweichen, warf sich der Vampir in die Luft.
    Ivory nahm eine Angriffsposition ein, ihre Waffe immer noch leuchtend, und schrieb damit einen weiteren Buchstaben in Sergijs Stirn: ein R für Razvan.
    »Wenn wir hier fertig sind, wird für jeden unserer Brüder sichtbar sein, dass du ein elender Verräter bist und wie gut sie mich unterwiesen haben. Sie werden sich darüber amüsieren, dass du es nicht einmal mit einer Frau - und dazu noch deiner kleinen Schwester - aufnehmen konntest«, zog sie ihn auf.
    Vampire waren eingebildete Kreaturen, insbesondere die Meistervampire. Ihre Brüder waren schon immer sehr stolz gewesen. Sie glaubten, dass sie die Karpatianer viel besser regieren und den Prinzen besser beschützen könnten als die Daratrazanoffs. Sergij war klar, wenn seine Niederlage und seine Verletzungen erst einmal seinen Brüdern zu Ohren gekommen waren, würde er in der gesamten Welt der Vampire ausgelacht werden.
    So als wüsste Razvan das, stieß er ein tiefes, kehliges Lachen aus, das vom Himmel und den umliegenden Bergen zurückgeworfen wurde.
    Sergij, dem Blut und Speichel aus dem Mund liefen, stieß ein wütendes Kreischen aus. »Du bist so gut wie tot, Schwächling. Glaubst du, ich weiß nicht, dass du wie ein Hund hinter Xavier hergekrochen bist, um seinen Abfall wegzuräumen? Du bist weniger wert als ein Wurm. Wenn einer einen grausamen Tod verdient hat, dann bist du es. Du bist ein jämmerlicher Waschlappen. Und sie wird einen scheußlichen Tod sterben, bevor sie dich im nächsten Leben wiedertrifft.«
    Als Ivory antwortete, legte sie all ihre Verachtung in ihre Stimme. »Ich werde ein glückliches Leben an der Seite meines Gefährten führen, während du heulend und zeternd durch das Fegefeuer watest und wie ein Kind nach Blut schreist. Du bist ein Nichts, ein Untoter. Ein gefundenes Fressen für unsere Brüder, die dich wegen deiner Schwäche auslachen und mit dem Finger auf dich zeigen werden.«
    Wütend klatschte Sergij in die Hände. Seine Stimme, die von weither zu kommen schien, rollte wie Donner, umhüllte sie, wurde vom Himmel zurückgeworfen und brach unter ihren Füßen hervor.
    Lass ihre elende Stimme verstummen,
    reiß hinfort die Worte, die ihre Lippen formen.
    Ivory spürte sofort, wie sich ihre Kehle zusammenzog. Als sie den Mund öffnete, kam kein Ton heraus.
    Er hat einen Zauberspruch benutzt, den Xavier bei seinen Untergebenen angewandt hat, wenn sie ihn mit ihrer Fragerei genervt haben. Er benutzt sogar Xaviers Stimme, erklärte Razvan ihr. Eine durchaus effektive Methode, seine Zöglinge zum Gehorsam zu zwingen, glaubten diese doch, dass er mächtig genug war, sie bis in die Ewigkeit ihrer Stimme zu berauben.
    Ivory riss die Hände gen Himmel und klatschte schnell zweimal hintereinander.
    Töne, kommt hervor, Gedanken, stürmt herbei.
    Luft in die Lunge, für meiner Stimme Schrei.
    Sofort konnte sie wieder freier atmen, ließ den angestauten Atem laut zischend entweichen und belegte Sergij mit einem Gegenfluch. Sie