Jaegerin der Daemmerung
Gregoris Hauptaufgabe war es, für die Sicherheit des Prinzen zu sorgen. Er hatte immer noch daran zu knabbern, dass es Razvan gelungen war, seinem Prinzen ein Messer an die Kehle zu setzen. Obwohl es zunächst anders ausgesehen hatte, war die Situation nicht gefährlich gewesen, aber Gregori konnte sich immer noch nicht damit abfinden, dass Razvan dem Prinzen so nahe gekommen war.
Als sie über einen gefrorenen Fluss hasteten, hörten sie die Wölfe wieder. Mikhail hob den Kopf und antwortete ihnen. Obwohl mit jedem Schritt, den sie taten, weitere Eissäulen aus dem Boden schossen und sie gezwungen waren, Slalom zu laufen, konnte Mikhail spüren, dass der Angriff an Stärke verlor. Der Vampir war nicht mehr weit vom Rudel entfernt und konzentrierte seine Kräfte auf die Tiere. Ohne zu wissen, welche Fähigkeiten die Wölfe besaßen, verdoppelte Mikhail seine Anstrengungen, sie zu erreichen, und warf sich in die Luft. Um nicht von den herabregnenden Eiszapfen getroffen zu werden, mied er jedoch die höheren Schichten.
Wenig später erblickte er das Rudel, das gerade um eine Biegung auf dem Eis des Flusses auf ihn zueilte. Eines der Kinder hing wie leblos auf dem Rücken des Leitwolfes, dessen silbriges Fell rot war vor Blut. Aus den Augenwinkeln heraus entdeckte Mikhail eine gewaltige schwarze Wolke, die in hohem Tempo auf die Gruppe zuhielt.
Schlagt euch in den Wald. Geht weg vom Fluss, wo er euch sehen kann, warnte er das Rudel.
Beinahe wäre Vikirnoff mit ihm kollidiert, ehe er auf das zugeschneite Flussufer zuhielt. Mikhail warf ihm einen genervten Blick zu, während er zwischen den Bäumen in Richtung Rudel flog. Die beiden Alphatiere mit den Kindern auf den Rücken hatten die Bäume bereits erreicht. Mikhail griff nach dem kleinen Mädchen, als Raja mit bebenden Flanken erschöpft neben ihm zum Stehen kam. Am Hals der Kleinen, wo der Vampir sie gebissen hatte, klaffte eine hässliche Wunde.
Natalya ging neben dem Kind in die Knie. »Kannst du sie retten?«
Sobald sich die beiden Tiere ihrer Last entledigt hatten, machten sie kehrt, um dem restlichen Rudel zu Hilfe zu eilen. Es fehlte nicht viel und der erste Angriff hätte den Wolf erwischt, der den Bauern trug. Blaze versuchte nicht einmal auszuweichen, sondern lief gradewegs auf die Karpatianer zu.
Vikirnoff trat ins Freie und stellte sich dem wütenden Vampir, der die Gestalt einer wirbelnden dunklen Wolke angenommen hatte, entgegen. Unterdessen gaben sich Natalya und der Prinz alle Mühe, das kleine Mädchen zu retten. Gregori näherte sich Sergij von rechts und schleuderte ihm unzählige Blitze entgegen. Dermaßen in das Kreuzfeuer von zwei erfahrenen Jägern geraten und in geschwächtem Zustand, zog sich der Untote zurück. Mit einer letzten Kraftanstrengung schleuderte er aber noch den Eisspeer zwischen den Prinzen, das Wolfsrudel und die Menschen, in der Hoffnung, den Boden unter ihren Füßen einbrechen zu lassen.
Doch Falcon wählte genau diesen Augenblick, um eine Hitzewelle zu erzeugen, die den Eisspeer zum Schmelzen brachte, ehe er Schlimmeres anrichten konnte.
Gregori!, rief Mikhail den Jäger zurück. Jag ihm nicht nach. Die Wölfe sagen, dass wir dringend auf dem Bauernhof der Familie gebraucht werden. Ivory und Razvan haben bereits mit dem Vampir gekämpft. Er hat sie verletzt zurückgelassen. Natalya und Falcon, ihr bringt die Familie in Sicherheit. Sorgt dafür, dass man sich im Wirtshaus gut um das Kind kümmert. Richte Slavica, der Wirtin, aus, sie möge die vier auf mein Geheiß hin gut unterbringen. Sie wird sich um sie kümmern.
Ich würde gerne mitkommen und meinen Bruder sehen.
Mir wäre es aber lieber, wenn du dich um die Kinder kümmern könntest. Falls der Vampir mit Verstärkung zurückkehrt, brauchen die Menschen jeden Schutz, den wir ihnen bieten können.
Nach kurzem Zögern nahm Natalya Kontakt mit ihrem Seelengefährten auf. Sag mir die Wahrheit, Vikirnoff. Braucht er mich wirklich für diese Aufgabe, oder versucht er, mich vor dem zu schützen, was wir auf dem Bauernhof finden werden?
Vikirnoff, Mikhail und Gregori hatten sich bereits in die Lüfte geschwungen und flogen im Eiltempo in Richtung Bauernhof, während das Wolfsrudel sich seinen Weg durch den Schnee bahnte.
Mikhail macht sich große Sorgen. Der Untote ist ein Meistervampir. Sieh dir nur das Durcheinander an, das er hier veranstaltet hat. Das Rudel ist in größter Sorge um Ivory. Ich kann ihre Angst spüren, und Mikhail als unser Prinz spürt sie
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