Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
heftige Empfindungen von uns Übrigen ab. Dann sind wir mächtig und einsatzbereit. Aber ohne diese Magneten …« Er ließ seinen Satz abreißen und zuckte die Achseln. »Es ist, als schnitten sich Glasscherben oder Rasierklingen ins Gehirn. Er ist ausgerastet … Anfälle, Gehirnblutungen, alles, was man sich denken kann. Es war nicht schön anzusehen, und dieser flüchtige Blick in unsere Zukunft hat mir überhaupt
nicht gefallen. Und auch keinem der anderen Männer in der Einheit.«
Lily presste sich die Finger gegen die Schläfen, und Ryland drängte sich einen Moment lang der Eindruck von rasendem Schmerz auf. Sein Gesicht verfinsterte sich, und seine grauen Augen wurden schmaler. »Kommen Sie her.« Ihr Schmerz löste eine echte körperliche Reaktion bei ihm aus. Seine Bauchmuskulatur spannte sich an und zog sich krampfhaft zusammen. Seine Beschützertriebe und seine männlichen Regungen erwachten, und er verspürte ein übermächtiges Verlangen, ihr Unbehagen zu lindern.
Ihre riesigen blauen Augen wurden sofort wachsam. »Ich berühre andere Menschen nicht.«
»Weil Sie nicht wissen wollen, wie es wirklich in ihrem Innern aussieht, stimmt’s? Sie spüren es also auch.« Ihm graute bei dem Gedanken, ihr Vater könnte auch an ihr experimentiert haben. Seit wann besitzt du telepathische Fähigkeiten? Aber vor allem wollte er sich nicht vorstellen, sie niemals zu berühren. Nie ihre Haut unter seinen Fingern und ihre Lippen auf seinem Mund zu spüren. Das Bild stand so lebhaft vor seinen Augen, dass er sie fast schmecken konnte. Sogar ihr Haar flehte darum, berührt zu werden, eine dichte Masse schimmernder Seide, die seine Finger aufforderte, die restlichen Haarnadeln herauszuziehen, damit er ihre Mähne ungehindert betrachten konnte.
Lily zuckte lässig die Achseln, doch eine sanfte Röte zog sich über ihre hohen Wangenknochen. Schon immer, mein ganzes Leben lang. Und es ist wahr, es kann unangenehm sein, die finstersten Geheimnisse anderer Menschen zu kennen. Ich habe gelernt, innerhalb bestimmter Grenzen zu leben. Vielleicht ist das Interesse meines Vaters an übersinnlichen Phänomenen nur deshalb erwacht, weil er mir helfen wollte. Was auch immer
seine Gründe sein mögen, ich kann dir versichern, dass es nichts mit persönlicher Bereicherung zu tun hatte. Sie atmete langsam aus. »Es muss furchtbar für Sie sein, auch nur einen Ihrer Männer zu verlieren. Sie müssen einander sehr nahestehen. Ich hoffe, es wird mir gelingen, eine Möglichkeit zu finden, Ihnen allen zu helfen.«
Ryland spürte ihre Aufrichtigkeit. Trotz ihrer Proteste verdächtigte er ihren Vater. Besitzt Dr. Whitney übersinnliche Fähigkeiten? Er wusste, dass er seine sexuellen Fantasien etwas zu stark übertragen hatte, aber das konnte sie offenbar nicht erschüttern. Sie schien die Intensität der Chemie zwischen ihnen locker wegzustecken. Und er wusste, dass die Chemie auf Gegenseitigkeit beruhte. Plötzlich verspürte er das Verlangen, sie wirklich aufzurütteln, dieses eine Mal hinter ihre kühle Fassade vorzudringen und herauszufinden, ob unter diesem Eis Feuer loderte. In Anbetracht der üblen Lage, in der er sich befand, war das ein Unding.
Lily schüttelte den Kopf, als sie ihm antwortete. Wir haben viele Experimente durchgeführt und einige Male unter extremen Bedingungen telepathisch Kontakt miteinander aufgenommen, aber die Verbindung wurde ausschließlich von meiner Seite aus aufrechterhalten. Diese Gabe muss ich von der Familie meiner Mutter geerbt haben.
»Wenn du ihn berührst, kannst du dann in sein Inneres blicken?«, fragte Ryland, der jetzt wirklich neugierig geworden war, mit gesenkter Stimme. Er beschloss, der Schritt vom Mann zum Höhlenmenschen sei nicht allzu groß. Die Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte, war primitiv und heftig und ging über jede Erfahrung hinaus, die er jemals gemacht hatte. Er war nicht in der Lage, seine körperlichen Reaktionen auf sie zu beherrschen. Und das
wusste sie. Im Gegensatz zu Ryland schien sie kühl und unbeteiligt zu sein, während er bis ins Mark erschüttert war. Sie setzte das Gespräch mit ihm fort, als sei er keine Feuersbrunst, die unkontrolliert loderte. Als siedete sein Blut nicht, und als sei sein Körper nicht steinhart vor Verlangen. Als merkte sie es gar nicht.
»Selten. Er gehört zu den Menschen, die natürliche Barrieren haben. Ich glaube, es liegt daran, dass sein Glaube an übersinnliche Fähigkeiten so stark ist, während die meisten Menschen
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