Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
dass mir irgendwelche Details entgehen. Ich habe ein fotografisches Gedächtnis. Was ich lese oder sehe, merke ich mir. Es wird einige Zeit dauern. Die letzten beiden Todesfälle hatten meinen Vater argwöhnisch werden lassen, Ryland, und ich mache mir Sorgen um dich und die Männer. Er wollte dringend, dass ihr von hier verschwindet. Deshalb hat er mich um Hilfe gebeten. Nachdem ich seinen Bericht gelesen habe, glaube ich, seine Sorge könnte begründet gewesen sein. Ich bin seiner Meinung, dass ihr hier nicht sicher seid, du und die anderen. Es gibt Aufzeichnungen von Telefongesprächen meines Vaters mit diversen Beamten des Militärs, und doch hat niemand Higgens von dem Projekt abgezogen. Ich habe keine Ahnung, wie hoch oben in der Befehlskette etwas faul ist. Dafür bist du zuständig. Du musst dahinterkommen, wem
du vertrauen kannst. Ich werde versuchen, General Ranier unter die Lupe zu nehmen, aber bisher ist es mir nicht gelungen, ihn zu erreichen. Er war schon ein Freund der Familie, als ich noch ein kleines Kind war.«
Er nickte und sah sie mit seinen grauen Augen eindringlich an. »Lily, wir müssen über den gestrigen Abend reden. Wir können nicht so tun, als sei nichts gewesen.«
Lily schüttelte den Kopf. Er wollte ihr einreden, er könnte sich in sie verlieben, obwohl er sie überhaupt nicht kannte. Sie wussten nichts voneinander. Er glaubte, es würde sie trösten, dass sie auf ihre Weise liebenswert war, aber es bestärkte sie nur in dem Glauben, dass ihr Vater die Chemie zwischen ihnen intensiviert hatte.
Ryland Miller und seine Männer brauchten einen sicheren Zufluchtsort. Sie konnte sich nicht von ihm distanzieren, wenn er derart auf sie angewiesen war. »Arly, der Chef meines Sicherheitspersonals, hat mir zwei Eingänge zu Tunneln gezeigt, die durch das Anwesen zu meinem Haus führen. Mein Vater hat sie benutzt, wenn er Leute mitgebracht hat, die niemand im Haus sehen sollte.«
»Bist du ganz sicher, dass du diesem Mann vertrauen kannst?«
Lily zuckte die Achseln. »Ich habe mir längst jede Gewissheit abgeschminkt, Ryland. Ich kann nur hoffen, dass er auf meiner Seite steht. Der gesamte Ostflügel meines Hauses wird für dich und deine Männer bereitstehen. Dort könnt ihr euch verstecken. Außer meiner Suite gibt es dort noch etwa fünfzehn Zimmer. Dieser Flügel ist eine komplett in sich abgeschlossene Wohneinheit. Arly schleust bereits Vorräte dort ein, und ihr könnt das Haus als euren Stützpunkt benutzen, aber sowohl drinnen als auch draußen gibt es Wachposten und Überwachungskameras. Ich
werde dir die Codes geben, die ihr braucht, um ins Haus zu gelangen.«
»Danke, Lily.« Sein Herz schwoll vor Stolz auf sie an. Sie war wirklich verdammt mutig und noch dazu bereit, sich für seine Männer in Gefahr zu bringen. Für ihn.
»Ich bin der Überzeugung, Higgens wird es so einrichten, dass es zu weiteren Unfällen kommt, und ich glaube, er hat seinen eigenen Schattengänger, wenn nicht sogar mehrere, es sei denn, einer deiner Männer arbeitet mit ihm zusammen. Wenn das der Fall sein sollte, wird aus eurer Flucht nichts werden.«
»Meine Männer sind keine Verräter.«
»Ich hätte niemals geglaubt, dass jemand in meinem Haushalt meinen Vater verraten würde, aber es war so. Ich hätte niemals geglaubt, dass jemand hier bei Donovans dabei helfen würde, meinen Vater zu ermorden, aber es war so. Und ich hätte auch niemals geglaubt, dass mein Vater ein Kind aus einem Waisenhaus geholt und an ihm experimentiert haben könnte, aber es war so. Verlass dich bloß nicht zu sehr auf Loyalität, Ryland. Du könntest bitterlich enttäuscht werden.«
Er sagte nichts dazu, denn er fühlte die Wogen von Kummer und Scham, die über sie hinwegspülten.
»Deine Männer habe ich bereits aufgesucht, unter dem Vorwand, sie um ihre Mitarbeit bei weiteren Versuchen zu bitten. Russell Cowlings konnte ich nicht finden. Den Aufzeichnungen zufolge hat er vor mehr als einer Woche einen Anfall erlitten und ist augenblicklich ins Krankenhaus von Donovans gebracht worden. Ich habe das überprüft, und dabei hat sich herausgestellt, dass sie ihn binnen zwanzig Minuten nach seiner Einlieferung für den Krankentransport in einem Rettungshubschrauber freigegeben
haben. Das nehme ich denen nicht ab. Wenn sein Zustand tatsächlich derart instabil war, hätten sie Zeit gebraucht und ihn nicht gleich transportieren können. Ich versuche weiterhin, ihn aufzuspüren, aber ich fürchte, ihn hast du verloren. Niemand
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