Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
scheint die schriftlichen Unterlagen über ihn zu haben. Ich habe einen Anruf zu Higgens durchstellen lassen, aber er hat mich noch nicht zurückgerufen.«
»Verflucht noch mal, Lily.« Ryland ließ den Kopf hängen und ballte die Hände an seinen Seiten zu Fäusten. »Russell ist ein guter Mann. Das darf doch nicht sein.«
»Nein, es darf nicht sein«, stimmte sie ihm zu. »Nichts von alle dem darf sein.«
»Lily …« Ihre blauen Augen glitten über sein Gesicht und hielten seine Worte zurück, bevor er sie aussprechen konnte.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich will nicht, dass die Dinge, die sich zwischen uns abgespielt haben, noch weitergehen. Auch das darf nicht sein. Da stimmt etwas nicht, und ich werde immer misstrauisch bleiben. Du kennst mich nicht, und ich weiß nicht, was dich auf den Gedanken bringt, du könntest mich lieben. Ich kenne mich selbst nicht. Wir haben noch nicht einmal miteinander geredet.«
»Ich war in deinem Kopf und habe mich dort umgesehen. Ich weiß genau, woran ich bei dir bin. Ich weiß genau, wer du bist, Lily, auch wenn du glaubst, ich wüsste es nicht. Ich sehe, was du bisher getan hat und was du im Moment gerade für uns tust. Das ist ganz außerordentlich, ob du es nun so sehen willst oder nicht.« Er ließ sie nicht aus den Augen, als er ihre Hand zu seinem Mund führte und seine Zunge über ihre Haut gleiten ließ.
»Du spielst mit unfairen Mitteln, Ryland.«
Das Lächeln stieg tatsächlich bis in seine Augen auf, ein kurzes Aufblitzen, das tief in ihrem Innern einen Funken aufflammen ließ. »Für mich ist es kein Spiel, Lily. Ich habe dich gesehen und vom ersten Moment an gewusst, dass du für mich bestimmt bist. Dass wir im Moment in diesem ganzen Dreck stecken, ändert nichts daran, denn du bist für immer. Du bist kein Hirngespinst, du bist real.« Als er ihr Handgelenk widerstrebend losließ, wich sie von den Stäben zurück und schmiegte ihre Hand dicht an ihren Körper. Ihre Finger pochten und brannten, von dem kurzen sengenden Kontakt mit seinem Mund für alle Zeiten gebrandmarkt.
»Und falls du dir einbilden solltest, du seist vor mir in Sicherheit«, fuhr er fort, »dann denk daran, dass die Kameras nicht funktionieren.«
»Es tut mir leid«, flüsterte sie und wusste, dass er sie trotzdem hören konnte. Sie drehte sich nicht um und hielt ihr Gesicht abgewandt. Das Wissen, dass sie die lodernden Flammen des Verlangens nicht bändigen konnte, die sie in seiner Nähe jedes Mal verschlangen, war demütigend. Lily hatte sich immer unter Kontrolle gehabt, und jetzt fühlte sie sich verwirrt und aus dem Gleichgewicht gebracht.
»Sieh mich an.«
Lily schüttelte stumm den Kopf.
»Du bist ein kleiner Feigling, stimmt’s?«, verhöhnte er sie.
Daraufhin drehte sie sich zu ihm um. Ihre Augen sprühten Funken, und ihre Schultern waren zurückgezogen. »Du solltest lieber beten, dass ich kein Feigling bin, denn sonst hast du nicht die geringste Chance, oder hast du dir das noch nicht überlegt?«
Er fluchte, und seine Hände ballten sich zu Fäusten.
Er zwang sich, einzuatmen und seine Frustration zu ersticken. Dann wandte er ihr seine Aufmerksamkeit zu. Sie war immer so professionell, und das ärgerte ihn tierisch. Er wollte sie auf übelste Weise. Er verzehrte sich nach ihr. Und der gemeinsame Traum hatte keine Abhilfe dagegen geschaffen. Jetzt wollte er sie nur umso mehr.
Das Verlangen nach ihr hatte ihn Tag und Nacht zerfleischt, seit er ihr das erste Mal begegnet war. Es fraß sich durch seinen Körper, bis ihm die Bedeutung des Wortes »Besessenheit« klar wurde. Jede Fantasie, die er jemals gehabt hatte, wollte er gemeinsam mit ihr ausleben. »Es tut mir leid, Lily. Du bist nicht in diesen Käfig eingesperrt. Mein Körper schmerzt von Kopf bis Fuß, und mein Verstand dröhnt und brüllt. Presslufthämmer zerreißen meinen Kopf.«
Lily hörte die nackte Wahrheit aus seiner Stimme heraus und eilte zu dem Käfig, um ihn sich genauer anzusehen. »Mein Gott, Ryland!«
Es war zu spät, um sie davor zu bewahren. Er hatte die Schranken aufrechterhalten, so gut es ihm in seiner geschwächten Verfassung möglich war. Aber er kam nicht gegen den Wunsch an, sie zu beschützen. Sie verstärkte Gefühle und intensivierte sie, ebenso wie er. Sie fühlte seinen Schmerz und warf ihm den Hall verzehnfacht zurück. Er umklammerte die Stäbe seines Gefängnisses so fest, dass seine Knöchel weiß wurden.
»Warum hast du mich das nicht sehen lassen?« Plötzlich begriff sie
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