Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
ein Spuk verfolgen. Dein Vater hat Dinge getan, die gegen die Natur waren, und ich habe ihm dabei geholfen. Ganz gleich, was wir jetzt tun, wir müssen für das büßen, was wir damals getan haben. Das ist alles, was ich zu diesem Thema sage. Geh ins Bett, Lily. Du siehst so blass und müde aus.«
»Rosa, womit habe ich Peter Whitneys Aufmerksamkeit
überhaupt erst auf mich gelenkt? Was habe ich getan? Wodurch habe ich mich so sehr von den anderen unterschieden? Es muss doch auch andere gegeben haben, die tun konnten, was ich getan habe.«
Rosa ließ den Kopf hängen. »Was er getan hat, war unrecht, Lily. Ich habe mich sehr bemüht, wiedergutzumachen, dass ich ihm geholfen habe. Ich will nicht mehr an diese Zeiten denken.«
»Bitte, Rosa, ich muss es unbedingt wissen.«
»Schon als Kleinkind konntest du Dinge durch die Luft fliegen lassen. Wenn du deine Milch haben wolltest und es dir nicht schnell genug ging, konntest du sie zu dir dirigieren. Es hat keinen Zweck, an diese Dinge zu denken. Wir führen ein angenehmes Leben, und all das ist lange her. Und jetzt geh ins Bett und schlaf.«
Rosa gab Lily einen Kuss und ging aus der Küche. Lily blieb allein zurück und sah ihr nach. Dann ließ sie den Kopf hängen und murrte frustriert. Rosa war schon immer in den seltsamsten Zusammenhängen stur gewesen. Jeder Versuch, weitere Informationen aus ihr herauszuholen, war zwecklos. Lily gab sich einen Ruck und lief durch das dunkle Haus zur Treppe.
Sie rümpfte die Nase, als sie sah, dass Arly sie auf der untersten Stufe erwartete. Sie hätte sich ja denken können, dass er dort sein würde. Ihre Familie hatte den Hang, ständig irgendwo herumzulungern und ihr aufzulauern.
»Ich dachte schon, du kämest nicht mehr. Du hast mir ganz schön was eingebrockt, Lily.«
Lily blickte finster, als sie die Verärgerung und den Vorwurfaus seiner Stimme heraushörte. »Tja, ich musste mich heute Abend auch mit ein paar kleinen Problemen befassen, Arly. Es tut mir schrecklich leid, dass du Unannehmlichkeiten
hattest und um deinen Schönheitsschlaf gebracht worden bist.«
»Du bist reichlich übellaunig.«
»Haben sie es geschafft?«
Arly erhob sich und ragte über ihr auf. »Dann willst du es also doch wissen. Das Ärgerliche an Frauen ist, dass sie das Wesentliche nie vom Unwesentlichen unterscheiden können.«
»Wenn du mir heute Nacht auch nur den geringsten Ärger machst, Arly, dann scheuere ich dir eine, ich schwöre es dir. Ich bin nicht dazu aufgelegt, deinem aufgeblasenen Ego zu schmeicheln, dein aufgeplustertes Gefieder zu glätten oder mir anzuhören, wie du dich über deine liebsten Kümmernisse auslässt.«
»Ich habe deinem Vater schon immer gesagt, du hättest einen ausgeprägten Hang zur Gewalttätigkeit. Warum konntest du nicht eines dieser Kinder sein, die man nur sieht und nie hört?«, murrte Arly.
»Nach den ersten fünf Minuten in deiner Gesellschaft habe ich beschlossen, der Quälgeist zu sein, der dir das Leben zur Last macht.« Lily lehnte ihren Kopf ermattet an seine Brust und blickte zu ihm auf. »Das bin ich doch, oder nicht, Arly?«
Er drückte ihr einen Kuss aufs Haar und zerzauste es dann, als sei sie noch ein Kind. »Ja, Lily, du bist eindeutig der größte Quälgeist in meinem Leben.« Er seufzte. »Einer der Männer ist in einer sehr schlechten Verfassung. Sie haben gesagt, er hätte einen Anfall gehabt, und sie alle machen sich Sorgen wegen einer Gehirnblutung.«
Ihr Herz sank. Ihre Knie wurden weich. Ihre Hände klammerten sich an Arlys Ärmel. »Wer? Wer ist es?«
Er zuckte die Achseln und kniff die Augen zusammen,
als er bemerkte, wie aufgewühlt sie war. »Ich weiß es nicht, jemand, den sie Jeff genannt haben. Er ist total hinüber.«
Lily hauchte ein Dankgebet, weil es nicht Ryland war. »Bring mich zu ihnen, Arly. Ich werde unseren Notfallkoffer brauchen.«
»Bist du dir deiner Sache ganz sicher? Wenn diese Männer hier erwischt werden, könnten wir uns eine ganze Menge Scherereien einhandeln. Bist du darauf gefasst?«
»Bist du auf die Alternative gefasst?«
9
RYLAND EMPFING SIE an der Tür. Seine silbernen Augen verschlangen ihr Gesicht und nahmen jeden Schatten wahr. Auch ihre Blässe entging ihm nicht. Ohne ein Wort zog er sie in seine Arme. Er brauchte sie und musste ihre Nähe fühlen, sie an sich ziehen und seine Hände über ihren Körper gleiten lassen, um sich zu vergewissern, dass sie unversehrt war. »Warum zum Teufel kommst du so spät? Konntest du dir denn
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