Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
Männer.
»Mach den Mund zu, du Trottel«, schnauzte sie Arly an, als sie mit hoch erhobenem Kopf an ihm vorbeirauschte. »Sonst kriegst du noch die Maulsperre.«
Arly stapfte hinter ihr her und beeilte sich, um mit ihr Schritt zu halten. Er beugte sich vor, um ihr übertrieben laut ins Ohr zu flüstern: »Wir haben dich nicht zu einem kleinen Flittchen erzogen.«
Ryland sah, wie ihre Lippen für einen Sekundenbruchteil zuckten, doch es gelang ihr, keine Miene zu verziehen und ihn mit ihrem aristokratischen Gesicht herablassend anzusehen. »Ich weiß nicht, was du gesehen zu haben glaubst, aber ich wollte dir schon seit längerer Zeit raten, deine Versicherung für die Anschaffung einer Brille in Anspruch zu nehmen. Gläser von der Dicke von Cola-Flaschen könnten hilfreich sein.«
»So, du willst mir also weismachen, du hättest ihn nicht gestreichelt wie deine Lieblingskatze. Ich bin schon allein vom Zusehen rot geworden. Wo hast du gelernt, dich so zu benehmen?«
»Du weißt schon, diese Filme, die du dir ständig ansiehst, was aber keiner wissen soll?«, sagte Lily honigsüß. »Du hast sie versehentlich auf dem falschen Kanal abgespielt. Es ist ganz erstaunlich, wie man sich dadurch weiterbilden kann.«
Arly lief unbeirrt neben ihr her und geriet nicht einmal aus dem Takt. »Weißt du überhaupt, wie er heißt? Das werde ich Rosa sagen.«
»Von mir aus. Ich erzähle ihr dann von deinen gesammelten Filmen.«
Ryland lachte leise. »Ihr beide klingt wie zänkische Geschwister. «
»Sie hat mich schon immer um meinen überlegenen Intellekt beneidet«, erklärte Arly.
Lily warf den Kopf zurück. »Ha! Das Einzige, worum ich dich je beneidet habe, ist dein magerer Körper.«
Ryland stieß die Tür zum Zimmer des Bewusstlosen auf. Obwohl Lily für blaues Licht in den Zimmern gesorgt hatte, waren selbst diese Lichter heruntergedreht, und daher konnte sie Jeff Hollister nicht gleich sehen. Er lag so still da, und sein Gesicht war so blass und sein Haar so platinblond, dass er wie eine Wachsfigur aussah. Sie hörte die CD, die die Geräusche des Regens mit sanften Klängen überdeckte. Das war trotz der dicken Hausmauern eine Notwendigkeit, um den Männern wohltuende Ruhe zu gönnen.
»Jeff kommt aus San Diego im Süden Kaliforniens. Er ist ein großartiger Surfer«, sagte Ryland und beugte sich vor, um die Schulter des Mannes zu tätscheln. »Er redet wie ein Idiot und benutzt vorwiegend Slangausdrücke, aber er hat einen hohen IQ und ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Seine Familie wäre am Boden zerstört, wenn ihm etwas zustoßen sollte. Seine Mutter schickt ihm jeden Monat Plätzchen, und er bekommt Briefe von all seinen Geschwistern.«
Lily beobachtete, wie sanft Rylands große Hände, die von zahlreichen Kämpfen vernarbt waren, auf Jeff Hollisters Schulter lagen. Ihre Kehle schnürte sich noch enger zu. Für Ryland würde es ein ebenso großer Schlag sein wie für Jeff Hollisters Familie, wenn sie keine Möglichkeit fand, ihn zu retten.
»Du wirst mich ihn untersuchen lassen müssen. Rosa, meine Haushälterin, ist Krankenschwester, und notfalls kann ich immer noch einen verschwiegenen Arzt hinzuziehen. «
Arly räusperte sich. »Lily, du kannst Rosa nicht hierher bringen. Sie darf nichts davon wissen. Sie ist … seltsam.«
»Sie ist nicht seltsam«, brachte Lily augenblicklich zu Rosas Verteidigung vor. »Sie hält nur nichts von Experimenten. « Sie sah Arly finster an.
»Ich wollte damit doch gar nichts gegen sie sagen, Schätzchen«, sagte Arly und berührte zur Bekundung seiner Solidarität flüchtig ihre Schulter. »Du weißt doch, wie Rosa immer über ihre Familie gesprochen hat – sie ist sehr religiös.«
Lily lehnte sich einen Moment an ihn und machte sich dann daran, Hollister zu untersuchen.
Ryland schüttelte den Kopf. »Wir können es nicht riskieren, einen Arzt hierher zu holen. Falls er ärztliche Versorgung brauchen sollte, die über deine Fähigkeiten hinausgeht, werden wir ihn fortbringen. Ich denke gar nicht daran, deine Sicherheit noch mehr zu gefährden, als wir es ohnehin schon getan haben.«
Lily blickte in sein Gesicht auf und sah Stahl in seinen Augen funkeln. Sein Entschluss stand fest. Bedauern huschte über seine Züge und war sofort wieder verschwunden.
»Also gut. Wer hat mit eigenen Augen gesehen, was ihm zugestoßen ist?«
»Das wäre ich dann wohl, Ma’am.« Die Stimme drang aus dem finstersten Winkel des Raumes. Lily wäre vor Schreck fast aus der
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