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Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Titel: Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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und eine Handvoll weitere Nachtwandler diesen verfluchten Berg wieder verlassen, während einige Naturi im umliegenden Dschungel verschwunden waren.
    Als Jabari losgezogen war, um die Naturi zu jagen, hatte er mir den verwundeten Nerian dagelassen, damit ich ihn erledigte. Ich brach ihm die Beine und schlitzte ihm den Bauch auf, dann graute der Morgen. Mir ging die Zeit aus. Ich ließ den im Sterben liegenden Nerian zurück und flüchtete von dem Berg in den Dschungel, wo ich mich in dem sicheren Glauben, dass Nerian inzwischen verendet war, tief in der Erde vergrub, um mich vor dem Sonnenlicht zu schützen. In der folgenden Nacht war Jabari zurückgekehrt, hatte mich in seine starken Arme genommen und zu sich nach Ägypten geholt. Ich war ein Jahrhundert lang bei dem Alten geblieben. Er hatte mir geholfen, die Albträume in Schach zu halten, sowohl nachts wie auch tagsüber, wenn es mir eigentlich hätte möglich sein sollen, meiner geschundenen Psyche zu entkommen.
    Jabari gab mir etwas, das ich in meiner Zeit als Mensch nur für kurze Zeit und als Vampir niemals hatte: ein Zuhause. In seinem Revier war ich immer willkommen. Er behandelte mich wie eine geliebte Tochter, wie einen begabten Protege, und unterrichtete und förderte mich. Sadira hatte mir das Lesen beigebracht, mich einige Musikinstrumente spielen und sogar mehrere Sprachen sprechen gelehrt. Aber bei Jabari erwarb ich echtes Wissen. Er lehrte mich die Geschichte der Nachtwandler, die der Naturi und Bori und erzählte mir von dem Krieg, der sämtliche Rassen an den Rand der Vernichtung getrieben hatte, bevor Naturi und Bori schließlich verbannt worden waren.
    Jabari hatte mich auch dazu ermuntert, meine Macht über das Feuer zu erforschen und auszubauen. Nicht unbedingt, um es als Waffe einzusetzen - ihm ging es vielmehr darum, dass man ständig an sich arbeitete und seine Fertigkeiten verbesserte. Unter seiner Anleitung verabschiedete ich mich von meinem Dasein als Marionette - denn nichts anderes war ich für Sadira und die Naturi gewesen - und übernahm wieder die Kontrolle über mein Leben.
    Ich öffnete die Augen und runzelte die Stirn, denn ich verspürte ein beklemmendes Kältegefühl. In dieser Gegend gab es keine anderen Nachtwandler. Wegen Jabari hatten sich meinesgleichen nur höchst selten in Ägypten niedergelassen. Niemand wollte unter der Beobachtung eines Ältesten stehen. Es war sehr lange her, seit ich zuletzt in eine Region gekommen war, in der sich gar keine Nachtwandler herumtrieben. Ich suchte zwar nicht die Nähe zu meinesgleichen, aber irgendwie war es doch tröstlich, wenn man wusste, dass jemand da war. Dass ich nicht völlig allein in der Dunkelheit war.
    Als ich den Kopf zur Seite drehte, sah ich aus den Augenwinkeln Danaus näher kommen. Er war hinter mir aufgetaucht, als ich den Blick über die Stadt hatte schweifen lassen. Seinen Ledermantel hatte er abgelegt, aber er trug immer noch seine schwarze Hose und das schwarze ärmellose T-Shirt. Um die Taille, um Handgelenke und Oberschenkel hatte er sich diverse Messer geschnallt. Er war kampfbereit.
    „Wie ich sehe, hast du dich gestärkt", sagte er und trat an die Reling. Ich wollte mir schon den Mund abwischen, doch das verkniff ich mir, denn in aller Regel bekleckerte ich mich nicht beim Essen. „Du bist so ... rosig", fügte er nach einer Pause stockend hinzu, als hätte er nach dem passenden Wort suchen müssen.
    Ich drehte mich lachend zu ihm um, und mehrere Deckhelfer schauten zu uns herüber. Nach einer guten Mahlzeit hatte ich immer eine gesundere Farbe, die einige Stunden anhielt, aber dass ihm das auffiel, hatte ich nicht erwartet. Er schien nicht sehr erfreut über mein Tun zu sein - das war er zwar nie, aber nun war sein Blick noch strafender als sonst.
    Ich lehnte mich an die Reling. „Hast du etwas gegessen?" Er nickte und schaute zu dem Kai, auf den wir zusteuerten. „Ich wette, irgendetwas musste dafür sterben." Er sah mich grimmig an. „Das ist nicht das Gleiche!" Er brodelte vor Zorn, und die glühend heißen Wellen, die mich erreichten, hatten so viel Kraft wie die Sonne im ägyptischen Sommer. „Wieso?" Ich drehte mich um und ging zum Bug, denn ich erwartete keine Antwort und wollte auch keine hören. Für mich gab es da keinen Unterschied, und was er dachte, war mir egal. Wir taten ganz einfach beide, was wir tun mussten, um zu überleben.
    Kurz darauf legten wir bereits an dem etwas ruhigeren Kai an, nachdem unser kleines Boot mehrere größere

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