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Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Titel: Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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konnte.
    Ich glaubte nicht, dass jemand von ihnen versucht hatte, Jabari zu vernichten. Er war der höchst betagte und stärkste Älteste und kam in der Hierarchie gleich nach unserem Regenten. Außerdem hatte es sich als Zeitverschwendung erwiesen, auf Antworten vom Konvent zu warten. Und zum ersten Mal, seit ich Nachtwandler geworden war, hatte ich das Gefühl, nicht genug Zeit zu haben.
    Nach einem halbstündigen Ritt durch die Wüste erreichten wir die gewaltigen Steinberge. Als ich von meinem Kamel stieg, zog sich mir vor Anspannung der Magen zusammen. Der Wind war abgeflaut, und die Wüste schien den Atem anzuhalten, während uns die hoch aufragenden Berge aus zerbrochenen Steinblöcken stumm beobachteten.
    Danaus wollte an mir vorbei in den Steinbruch gehen, doch ich hielt ihn zurück. Ein letztes Mal breitete ich meine Kräfte in alle Richtungen aus, weit in die Wüste hinein und bis hinüber nach Assuan, und suchte nach Hinweisen auf die Anwesenheit eines Nachtwandlers, doch ich fand nichts, und das schmerzte. Es schmerzte sogar mehr, als ich zugeben wollte. Jabari war nicht da.
    Und dass er dieser Gegend so lange fernblieb, konnte nur einen ernsten Grund haben. Vielleicht wusste er bereits von den Naturi und war beim Konvent, doch das glaubte ich eigentlich nicht. Ich hatte bei allen meinen Kontaktleuten Nachrichten hinterlassen, aber überhaupt nichts gehört. Ich hatte es noch ein letztes Mal versucht, als ich in Ägypten aufgewacht war, aber niemand hatte geantwortet. Ich schüttelte den Kopf und ging mit dem Jäger an meiner Seite in den Steinbruch. Wir waren allein.
    Langsam bahnten wir uns einen Weg zwischen großen Steinblöcken und Platten hindurch, die einst mit altem Werkzeug behauen, jedoch nie zu den Monumenten transportiert worden waren, für die sie ursprünglich vorgesehen gewesen waren. Ich blieb vor einem Obelisken stehen, der auf dem Boden lag. Drei Seiten waren geglättet und mit Hieroglyphen und anderen Bildern versehen, doch die vierte Seite war nach unzähligen Jahrhunderten immer noch unvollendet.
    Man hatte ihn nie aufgerichtet und einfach dort liegen lassen. „Warum hier?", fragte Danaus. „Warum sollte er ausgerechnet hier sein?" Als ich mit der Hand über den Obelisken fuhr, kamen mir Bilder von meinem letzten Besuch in diesem Steinbruch in den Sinn. Ich sah es vor mir, als wäre es erst gestern gewesen. Weil ich seinerzeit sehr unruhig gewesen war und die Erinnerungen an die Naturi mich bis in den Schlaf verfolgt hatten, wollte ich nicht im dicht bevölkerten Alexandria sein, und Jabari hatte mich nach Assuan gebracht. Um Ruhe zu finden, waren wir den Nil auf der einen Seite hinauf- und auf der anderen wieder hinuntergewandert. Dabei hatte Jabari mir genau erklärt, was alles dazugehörte, um einen Obelisken von einer solchen Größe herzustellen.
    „Jabari war einer der Architekten von Amenophis II. Er hat Teile von Karnak entworfen", sagte ich zu Danaus und lächelte stolz, während ich in die Finsternis starrte. Jabari hatte mir einmal von einer Reise erzählt, die er noch als Mensch nach Assuan unternommen hatte, um die Steine in zwei Steinbrüchen zu prüfen, die nach Karnak verschifft werden sollten. Er hatte zwar nie darüber gesprochen, aber ich hatte den Eindruck gewonnen, dass er sein Lebenswerk in Karnak nicht hatte vollenden können, weil seine menschliche Existenz irgendwo zwischen Assuan und Luxor geendet hatte.
    „Und was suchen wir?", fragte Danaus. Ich streckte die linke Hand aus und zauberte eine kleine Flamme hervor, die im auffrischenden Wind flackerte. „Ein Zeichen." Ich schloss meine Hand um die Flamme und schleuderte sie in die Dunkelheit. Sie teilte sich in sechs Feuerbälle, die in die Tiefen des Steinbruchs schwebten. Die rings um uns tanzenden Schatten wichen zurück und gaben ihre Geheimnisse preis. Wenn Jabari hier gegen die Naturi gekämpft hatte, müssten Spuren zu finden sein. Die Steinwände müssten frische Narben haben, und der Boden wäre zerfurcht und aufgerissen, aber vor allem würde ich Jabaris Tod spüren. Ich hatte schon oft mit ansehen müssen, wie Nachtwandler vernichtet wurden, und ein paar Alte hatte ich sogar selbst getötet. Beim Tod eines Nachtwandlers blieben noch jahrelang Spuren von Magie in der Luft zurück, und je älter der Nachtwandler, desto deutlicher die Spuren. Wenn Jabari an diesem Ort getötet worden war, würde ich es sehen und spüren.
    „Das ist ja eine Überraschung!", sagte eine tiefe Stimme hinter uns. Wir

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