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Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Titel: Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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kurzärmelige Bluse. Michael setzte sich auf und lehnte sich an das Kopfteil, als ich mich auf die Bettkante setzte. Er war ein bisschen blass um die Nase, aber ich trank nie so viel von seinem Blut, dass sein Leben in Gefahr war oder die Kraft ihn verließ - ich stillte immer nur meinen ärgsten Hunger. Mit etwas Glück konnten wir uns in der kommenden Nacht auf die Heimreise machen, sodass ich bald wieder in meinem Revier jagen konnte.
    „Bist du sicher, dass Gabriel und ich dich nicht begleiten sollen?", fragte er, als ich mir die Strümpfe anzog. „Nein, ich komme allein zurecht."
    Das war eine Lüge. Ich war besorgt und verwirrt, aber ihm meine Ängste anzuvertrauen hätte nichts an meinem Befinden geändert. Es war seine Aufgabe, mich tagsüber zu schützen, wenn ich mich nicht selbst verteidigen konnte. Michael und Gabriel schützten mich nur vor Menschen. Den dunklen Kreaturen der Nacht waren sie nicht gewachsen. Vor Danaus oder den Naturi konnten sie mich beim besten Willen nicht bewahren.
    Ich zog kniehohe schwarze Stiefel mit flachen Absätzen an. Sie waren besser für das Gelände geeignet als meine hochhackigen Lederstiefel. Ich fuhr mir mit den Fingern durch das zerzauste Haar und wünschte, ich hätte die Möglichkeit gehabt, kurz unter die Dusche zu springen. „Aber ihn nimmst du mit", sagte Michael mit einem Anflug von Bitterkeit. Sein Ton überraschte mich, und die letzten Anwandlungen der Lust fielen von mir ab. „Ich mache, was ich will", ermahnte ich ihn sanft. „Entschuldige, Mira", entgegnete er und fasste mich zögernd an der Schulter. Ein furchtsamer Ausdruck blitzte in seinen blauen Augen auf. Unsere angehende Beziehung war eine schwierige, komplizierte Sache, das wussten wir beide, denn wir waren noch dabei, die Grenzen des jeweils anderen auszuloten. „Ich habe es nicht so gemeint."
    Ich legte seufzend die Hand an seine Wange. Er entspannte sich sofort und drückte einen Kuss in meine Handfläche. „Ich weiß", sagte ich. „Danaus gehört zu den Problemen, um die ich mich kümmern muss. Ruh dich ein bisschen aus. Ich gehe an Deck. Wir treffen uns dann vor Sonnenaufgang im Hotel."
    Als ich auf dem Weg nach oben an Gabriel vorbeiging, ließ ich meine Hand über seine Schulter gleiten. Als ich an die Reling trat, folgte er mir und hielt sich diskret im Hintergrund. Am schwarzen Nachthimmel funkelten die Sterne. So viele hatte ich schon lange nicht mehr gesehen, doch sie wurden rasch von den hellen Lichtern Assuans überstrahlt. Bei meinem letzten Besuch hatte die Stadt lediglich aus verstreuten Hütten, niedrigen Gebäuden und einem Holzkai bestanden. Inzwischen war sie viel größer geworden, obwohl sie sich natürlich nicht mit Kairo oder Alexandria messen konnte. Aber die Touristen wurden der Pyramiden allmählich überdrüssig und reisten weiter den Nil hinunter, um sich Philae und die Tempel von Abu Simbel anzusehen.
    Der Wind spielte mit meinen Haaren und warf sie auf meinem Rücken hin und her. Ich schloss die Augen und breitete langsam meine Sinne aus. Es war, als streckte ich die Hände über den Menschen in der Stadt aus, um jedes Bewusstsein einen Sekundenbruchteil lang zu berühren. Ich ließ meine Sinne bis zu den Gräbern von Syene und nach Abu Simbel schweifen, bevor ich meine Kräfte wieder einholte. Ich konnte Jabari nicht spüren, aber ich war mir auch gar nicht sicher, ob er hier zu finden war.
    Die Schlacht von Machu Picchu vor fünfhundert Jahren war nicht gut gelaufen, obwohl wir siegreich daraus hervorgegangen waren. Zwei Wochen zuvor war ich aus Spanien, wo ich unter Sadiras Obhut gestanden hatte, entführt und in die Inkastadt gebracht worden. Unter ständiger Bewachung durch Mitglieder des Naturi-Lichtclans war ich im Mondlicht von Nerian gefoltert worden, während allzu süße Stimmen mir versprachen, dass die Schmerzen aufhören würden, wenn ich nur schwor, die Naturi vor den bösen Vampiren zu schützen. Wäre mein ständiges Verlangen nach Blut nicht gewesen, hätte ich unter dem Einfluss der unaufhörlichen Schmerzen glatt vergessen, dass ich selbst ein Vampir war. Zwei Wochen lang hatte meine Welt nur aus Schmerzen und Hunger bestanden.
    Und dann war Jabari mit der Triade und einer großen Armee Nachtwandler gekommen, doch wenn ich daran zurückdachte, hatte ich nur ihn vor Augen: sein weißes, im Schein des Feuers leuchtendes Gewand und sein beinahe pechschwarzes Antlitz. Er hatte mich gerettet und die Naturi bekämpft. Dennoch hatten nur die Triade

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