Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
Schiffsbug schlugen. Wir fuhren den Nil hinunter. Mir zog sich vor Aufregung der Magen zusammen, und ich musste an mich halten, um nicht wie ein aufgedrehtes Schulmädchen herumzuzappeln. Es war Jahrhunderte her, seit ich die ägyptischen Dünen zuletzt gesehen hatte.
Ich kletterte gerade aus meiner privaten Ruhestätte, als jemand an die Tür klopfte. Es war Michael, wie ein schneller Check mithilfe meiner Kräfte ergab; genau zur rechten Zeit. „Komm rein!", rief ich, und er betrat den Raum. Er trug noch dieselben schwarzen Sachen wie in der Nacht zuvor, aber kein Schulterholster, doch ich spürte, dass Gabriel seinen Posten vor der Tür übernommen hatte.
Mein junger, blond gelockter Bodyguard sah so gut aus wie immer, und er roch bereits nach Ägypten, nach seinen exotischen Gewürzen und seiner Geschichte. Mit scharfem Blick sondierte er rasch den Raum, bevor er mich ansah. Er erledigte seine Arbeit stets gewissenhaft und nahm die Aufgabe, mich zu schützen, sehr ernst. Es war ein gutes Gefühl, jemanden zu haben, der mich jeden Abend wohlbehalten aufstehen sehen wollte.
Sicher, es war sein Job, aber die meisten meiner eigenen Leute würden mir eher einen Holzpflock ins Herz rammen. Bevor er bei mir als Bodyguard angefangen hatte, war er bei der Marine gewesen, die weitgehend für seine Ausbildung verantwortlich zeichnete. Ich wusste nicht, wie es dazu gekommen war, dass Gabriel ihn rekrutiert hatte, und ich hatte nie danach gefragt. Mein Schutzengel hatte seine Kontakte, mehr wollte ich nicht wissen. Anfangs war es nur ein Job für Michael gewesen, ein gut bezahlter zwar, aber nichtsdestotrotz ein Job. Nach ein paar Jahren hatte sich das geändert. Ich wurde zu einer Quelle der Stärke und des Vergnügens für ihn. Und er konnte seinen Beschützerinstinkt bei mir ausleben.
Für mich war er derjenige geworden, der mich tröstete und ablenkte, wenn meine Gedanken zu finster wurden. Aus seinen Augen sprach etwas sonderbar Unschuldiges sowie der Wille, mir zu gefallen, was ich ungeheuer liebenswert fand. Er behandelte mich, als wäre immer noch etwas Menschliches in mir. Für ihn war ich kein Monster, was auch immer er mich tun sah. Ich streckte die Hand nach ihm aus, weil ich mich nach Körperkontakt sehnte. „Alles in Ordnung?" Er sah mich unverwandt an, als er seine langen Finger um meine Hand schlang. „Ja." Das Motorengeräusch wurde schwächer, und ich konzentrierte mich auf Michaels Herzschlag, der sich beschleunigte, je näher er mir kam. „Gab es irgendwelche Probleme in Luxor?" „Nein, alles verlief ordnungsgemäß und nach den Anweisungen von Ms Godwin. Assuan ist bereits in Sichtweite. Der Kapitän hat gesagt, wir legen in einer Viertelstunde an."
Als Michael vor mir stand, ließ ich meine Hände über seine Arme und Schultern gleiten. Ohne meine Stiefel, die ich vor Tagesanbruch ausgezogen hatte, maß ich gerade einmal eins siebenundsechzig, was recht stattlich war, wenn man bedachte, dass die Leute vor sechshundert Jahren viel kleiner gewesen waren, doch mein Schutzengel überragte mich um gut dreißig Zentimeter. Seine warmen Lippen streiften zärtlich meine Stirn. „Du hast mir gefehlt." Er legte die Hände behutsam um meine Hüften, als hätte er Angst, mich zu zerbrechen. „Ich sollte mehr reisen", flüsterte ich, während ich mit seinen seidigen Locken spielte. Er pflasterte mein Gesicht von der Schläfe bis zum Kinn mit kleinen Küssen. „Wir könnten uns auch privat treffen."
Ein leises Schnurren entstieg meiner Kehle, und ich ging auf die Zehenspitzen, damit er mit seinen weichen Lippen meinen Hals liebkosen konnte. Ich brauchte Michael. Ich brauchte seine Wärme und seine Lebenskraft. Sie erinnerten mich daran, dass ich auch einmal ein Mensch gewesen war. Und sie unterdrückten das finstere Verlangen in meinem Inneren, ihn einfach auf den Boden zu werfen und auszusaugen. „Ich denke, da lässt sich etwas machen." Ich berührte seinen Hals mit den Lippen. Ihm so nah zu sein erregte mich. Noch einen Zentimeter näher, und meine Zähne würden sich in sein Fleisch bohren.
„Ja", hauchte er und schloss die Hände fester um meine Hüften. Seine Arme zitterten beinahe, und ich spürte seine Begierde. Aber er bezwang das Verlangen, mich stürmisch in die Arme zu schließen und an sich zu ziehen. Er wusste, dass ich den Moment gern hinauszögerte, wenn es die Zeit erlaubte, um in den vielfältigen Empfindungen zu schwelgen, von denen mein Bewusstsein überflutet wurde. „Leg
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