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Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Titel: Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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bezweifelte sehr, dass Jabari in der Nähe des hektischen Zentrums von Assuan zu finden war. Es gab zwei Arten Nachtwandler: Die einen liefen - wie ich - vor ihrer Vergangenheit davon, und die anderen, zu denen Jabari zählte, lebten mit ihrem früheren Dasein als Mensch im Einklang. Ich ahnte, wohin er sich möglicherweise zurückgezogen hatte. Ich musste nur irgendwie dort hinkommen.
    Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich einen jungen Mann mit kaffeebrauner Haut erblickte, der gerade seine Feluke festzurrte. Sie war kleiner als die meisten Touristenboote; es passten höchstens sechs Personen hinein, aber für individuelle Exkursionen war sie hervorragend geeignet. Ich handelte einen guten Preis für die Fahrt zur Anlegestelle auf der anderen Seite des Nils aus, von der man die antiken Grabanlagen erreichte. Der Mann war so höflich, mich wenigstens zu fragen, ob mir klar sei, dass die Gräber bereits geschlossen waren, aber dabei ließ er es bewenden. Es war schließlich nicht sein Problem. Er bekam sein Geld, auch wenn ich am Eingang abgewiesen wurde.
    Danaus und ich gingen an Bord des kleinen Boots, und der Kapitän stieß es vom Kai ab und setzte sofort das weiße Segel. Wegen der frischen Brise und der kräftigen Strömung erreichten wir bereits nach ein paar Minuten das westliche Nilufer. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit gehabt, denn ich hätte mir gern die Bauwerke von Philae an ihrem neuen Standort weiter flussaufwärts angesehen, wie sie im goldenen Scheinwerferlicht er-strahlten. Auch wäre ich gern flussabwärts nach Edfu gefahren, um den beeindruckenden Horus-Tempel zu besichtigen, der unter elf Pharaonen in hundertachtzig Jahren Bauzeit errichtet wurde. Doch für all das hatte ich keine Zeit. Ich saß mit einem Vampirjäger in einem kleinen Boot, um nach einem alten Vampir zu suchen, von dem ich nicht einmal wusste, ob er noch lebte.

10
    Danaus ergriff erst wieder das Wort, als wir zwei Kamele gemietet hatten und in nordwestlicher Richtung in die Wüste ritten. Auf dem gewaltigen Berg mit den Felsengräbern angekommen, warf ich einen Blick über die Schulter und sah in der Tiefe die Lichter von Assuan und den Nil, der wie eine schwarze Natter an der Stadt vorbei nach Norden glitt. Nun ließen wir die letzten Zeichen der Zivilisation hinter uns.
    „Wohin reiten wir?", rief der Jäger mir zu. Ich schaute unverwandt zu der Gesteinsformation im Westen, bei der es sich um einen der großen Steinbrüche rings um Assuan handelte. Sie wurde immer größer, je näher wir ihr kamen. „Wir suchen den Schlüssel zur Triade." „Und was soll das sein?", fragte er nach einer kurzen Pause. „Wer, meinst du wohl." „Mira ..." Ich grinste. Es gab nicht viele Wesen, aus deren Mund mein Name klang wie ein leises, warnendes Knurren, aber Danaus war darin ziemlich gut. „Jabari." „Hast du nicht gesagt, er sei tot?"
    Ein warmer Wind aus Süden trug den Geruch des Nils in die Wüste, und außer den gedämpften Schritten der Kamele im weichen Sand war kein Laut zu hören. Abgesehen von Schlangen und Skorpionen gab es hier draußen kein Leben. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob dies der Grund dafür war, dass die Alten dahinschwanden: Jabari hatte im Lauf seines Lebens immer weniger Zeit in der Gesellschaft der Lebenden verbracht und ihr die Einsamkeit des riesigen Wüstengebiets vorgezogen, über das er herrschte. Und Tabor, der kaum halb so alt gewesen war wie Jabari, als er ermordet wurde, hatte weitaus mehr Zeit in der eisigen russischen Tundra verbracht als in Moskau und Sankt Petersburg.
    Meine Spezies alterte zwar nicht und war völlig immun gegen Krankheiten, doch älter als ein paar Jahrtausende wurden die wenigsten. Was taugte Unsterblichkeit, wenn man über eine solche Lebensspanne nicht hinauskam? Ich verkniff mir einen Seufzer, tätschelte zerstreut den Hals meines Kamels und ließ meine Finger durch das struppige Fell gleiten. „Ich weiß es nicht. Jabari war immer der Stärkste der Triade. Wenn er tatsächlich tot ist, will ich wissen, ob die Naturi dafür verantwortlich sind." Ich wusste nicht, was Jabari widerfahren war. Ich hätte mich vermutlich an den Konvent wenden sollen, aber dann hätte ich den Jäger nicht mitnehmen können, und vorerst wollte ich ihn im Auge behalten. Abgesehen davon hatte ich bisher nur über Jabari mit dem Konvent kommuniziert. Ich wusste nicht, wie ich direkt mit Macaire oder Elizabeth, den beiden anderen Mitgliedern des Konvents, Kontakt aufnehmen

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