Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
Schmerzen bebenden Gliedern. Doch im nächsten stand er schon wieder unverletzt inmitten anderer Nachtwandler und erwartete sein Schicksal.
Das Einzige, was in diesen Träumen einer Ordnung folgte, waren Tristans Gedanken; Sie flüsterten in meinem Kopf wie eine gespenstische Tonspur, angefangen mit Ungläubigkeit, dass seine geliebte Herrin ihn seinem Schicksal überlassen würde, bis hin zu gebrochenem Flehen, dass sie ihn doch vor dem Schmerz bewahren möge. Vor der Dunkelheit, die seine Hoffnung verschluckte. Am Ende klammerte sich sein zerbrechlicher, gebrochener Verstand an ein einziges, unablässig wiederholtes Wort: Mira. Er wusste, dass ich kommen und die Qualen beenden würde.
Als ich endlich aus dem höllischen Albtraum entlassen wurde und erwachte, begann mein Körper zu zittern, und ich schluckte ein Schluchzen hinunter. Ich rollte mich im Bett auf die Seite und krümmte mich in die Fötushaltung, während ich darauf wartete, dass das Zittern endlich nachließ. Meine Gedanken waren träge, als wären sie von einer dicken, teerartigen Schicht bedeckt, einer widerwärtigen Spur von Macaires geistiger Berührung.
Als ich endlich die Fäuste öffnen konnte, zu denen ich die Finger in den Laken geballt hatte, streckte ich meinen Geist nach Tristan aus, traf aber nur auf Leere. Ich fuhr sofort im Bett auf, kreuzte die Beine vor mir, schloss fest die Augen und konzentrierte mich neu. Ich lenkte all meine Energie darauf, seine Gedanken zu berühren, mich in die Lage zu versetzen, seine Gegenwart zu spüren. Ich musste wissen, ob er in Sicherheit war.
Als an jenem Morgen die Sonne aufgegangen war, hatte Tristan noch neben mir gelegen. Nicolai und Danaus hatten sich bereit erklärt, ihn sicher an Bord des Charterflugzeugs zu bringen. Jeder von beiden hätte ausreichend Gelegenheit gehabt, ihn im Schlaf zu pfählen. Nein. Ich schüttelte den Kopf bei diesem Gedanken, weil ich wusste, dass Danaus niemals einen Nachtwandler im Schlaf töten würde. Der Jäger mochte meinesgleichen hassen, aber sein Ehrgefühl war stärker. Wenn er Tristan töten wollte, würde er das erledigen, wenn der Nachtwandler wach und in der Lage war, sich zu verteidigen.
Nicolai dagegen vertraute ich nicht so sehr. Er war dazu imstande und hatte gelogen. Vielleicht war er ein Sympathisant der Naturi, und ich hatte ihm Tristan ausgeliefert. Verdammt! Ich war eine Idiotin. Ich wälzte mich auf dem Bett herum, schnappte mir mein Handy vom Nachttisch und rief Gabriels Nummer an. Mein Leibwächter hob nach dem zweiten Klingeln ab, und etwas von der Anspannung in meiner Magengegend begann sich schon beim Klang seiner Stimme zu lösen.
„Hast du Tristan?", wollte ich sofort wissen und zuckte innerlich beim forschen Klang meiner Stimme zusammen. „Ja. Steckst du in Schwierigkeiten?", fragte er. Ich ignorierte die Frage. Ich steckte in allen möglichen Schwierigkeiten, aber daran konnten weder er noch Tristan etwas ändern. „Ich will mit ihm sprechen." „Mira", setzte Gabriel zögernd an, „er schläft noch. Es ist ungefähr halb drei Uhr nachmittags."
Ich ließ mich in die Kissen zurücksinken und grinste stumm in mich hinein, während ich über meine eigene Dummheit lachte. Bei dem ganzen Chaos um mich herum hatte ich nicht mehr klar denken können. Ich hatte mir solche Sorgen um Tristans Sicherheit gemacht, dass ich den Zeitunterschied von sechs Stunden völlig vergessen hatte.
„Tut mir leid", murmelte ich. „Er ist in Sicherheit", versicherte Gabriel mir, und seine Stimme nahm einen weicheren Ton an. „Er und Nicolai sind gegen eins gelandet." „Ist Nicolai bei dir?" „Nein. Du hast nichts davon gesagt, dass er bei dir unterkommen sollte, also hab ich ihn in deinem Haus in der Stadt gelassen. Das hat ihm nicht gepasst."
Der Gedanke zauberte mir ein schwaches Lächeln auf die Lippen. Nicolai wollte Gabriel den verletzlichen Tristan wahrscheinlich nicht anvertrauen, aber immerhin hatte ich dem Lykaner gesagt, dass Gabriel mein Leibwächter war.
„Ich musste versprechen, dass Tristan Nicolai sofort anruft, wenn er aufwacht", fuhr er fort. „Hast du Tristan auch wirklich gesehen?" „Ich habe den Kofferraum aufgemacht, nachdem ich bei dir zu Hause in die Garage gefahren war. Er hat sich eingemummelt, und Herz und Hirn sind da, wo sie sein sollen", zog er mich auf, und ich konnte es ihm nicht mal verdenken. Meine Paranoia war noch schlimmer als gewöhnlich. „Ich lasse ihn nicht allein, bevor er nicht im Haus ist und weiß, wie
Weitere Kostenlose Bücher