Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
man den Alarm einstellt."
„Danke, mein Engel", seufzte ich und ließ die Augen zu fallen. Das Sicherheitssystem in meinem Haus entsprach nicht ganz dem von Fort Knox, aber es würde die meisten Menschen aufhalten und Tristan rechtzeitig warnen, wenn sich nachts ein anderes Wesen näherte. Im Keller befand sich außerdem ein Gewölbe mit eigenem Sicherheitssystem, wo er tagsüber in Sicherheit wäre. Nicht mal Gabriel wusste, wie man die Schlösser am Gewölbe öffnete. Ich hatte Tristan die Codes dafür gegeben, bevor er heute Morgen eingeschlafen war.
„Wie schlimm ist es?", fragte Gabriel, nachdem eine vertrauensvolle Stille zwischen uns eingetreten war. „Schlimm genug." Mehr wollte ich nicht sagen. Es hätte zu lange gedauert und zu nichts geführt. „Hast du dich wieder erholt?", fragte ich und wechselte das Thema. Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte er sich mit einer Wunde am Bauch und am Schenkel herumgeschleppt und außerdem noch mit einer Armverletzung von einem Kampf in Ägypten zu tun gehabt.
„Genug, um wieder eine Gefahr darzustellen." Ich konnte mir gut vorstellen, wie ihm bei diesem Satz ein seltenes Lächeln um die Lippen spielte. Als mein eigenes Lächeln verblasste, gab ich ihm Anweisungen, sich mit meiner Assistentin Charlotte in Verbindung zu setzen und über sie für heute Nacht einen Charterflug aus Venedig zu organisieren. Neumond war in zwei Nächten. Uns blieb genügend Zeit, zu dem Ort zu gelangen, an dem das nächste Opfer stattfinden würde, wo immer das auch sein mochte.
Genügend Zeit, um den Naturi gegenüberzutreten - zum letzten Mal, wie ich hoffte.
Ich wälzte mich aus dem Bett, duschte und zog mich an. Leider blieb mir jetzt nur noch mein letztes sauberes Kleidungsstück -ein ärmelloses Baumwollkleid, das mir bis zu den Knöcheln reichte. Ich hatte gehofft, es in Ägypten beim Spaziergang unter den verfallenden Monumenten tragen zu können, während ich dem Klang des Nils lauschte, der zwischen seinen Ufern dahin-strömte. Der lockere marineblaue Stoff würde mich im Kampf nur behindern, aber mir war ohnehin klar, dass ich nicht mit Macaire kämpfen würde, wenn er sich endlich zum Auftauchen entschloss. Der Älteste mochte verdammt sauer auf mich sein, aber er schätzte zugleich den Wert einer guten Waffe. Und wenn ich im Lauf der langen Jahre überhaupt etwas bewiesen hatte, dann, dass ich eine effiziente Killerin war.
Ich hatte gehofft, aus der Suite verschwinden zu können, ohne aufgehalten zu werden, aber Danaus saß Kaffee trinkend im Wohnzimmer. Die Reste seines Abendessens standen auf einem Wagen, den der Zimmerservice gebracht hatte. Der Hauch eines Lächelns flog beim Anblick des gemütlich auf dem Sofa hockenden Jägers über meine Lippen. Es amüsierte mich immer, ihn bei etwas so Gewöhnlichem wie Essen zu sehen oder dabei, wie er die Wärme einer schönen Tasse Kaffee genoss. Es kostete mich einige Mühe, mir ein klares Bild von ihm zu machen, wenn er in meiner Wahrnehmung ständig so zwischen rücksichtslosem Killer und Mensch hin und her wechselte.
Er trug ein dunkelblaues Leinenhemd mit kurzen Ärmeln, die seine tief gebräunten muskulösen Arme offenbarten. Seine schulterlangen Locken waren aus der Stirn gebunden, sodass mein Blick über die kräftigen Gesichtszüge wandern konnte. Der Bartschatten war von seinem Kinn verschwunden, aber das änderte nichts an den Schatten, die in der Höhlung seiner Wangen lagen. Danaus sah aus wie ein wohlhabender indischer Gentleman auf Urlaubsreise, aber in seinen saphirblauen Augen lagen ein Ernst und eine Dunkelheit, die keine noch so teure Kleidung verbergen konnte.
Unter anderen Umständen wäre ich zufrieden gewesen, die Nacht damit zu verbringen, ihn bloß anzustarren und mir sein Gesicht einzuprägen. Nur allzu gern hätte ich die Nacht in einen Sessel gekuschelt zugebracht, während ich mit ihm Philosophie, Mythologie und unseren Platz im Universum diskutierte.
„Du bist ja schon früh auf den Beinen", sagte er und stellte die Tasse vor sich auf den Tisch. Er erhob sich vom Sofa und steckte die Hände in die Hosentaschen. Wieder baumelte ein Messer an seinem Gürtel, und am rechten Arm trug er einen Handgelenksschutz aus festem Leder. Die Bewaffnung und der Handgelenksschutz passten nicht recht zu seiner Kleidung und erinnerten mich daran, dass kein Weg an dem vorbeiging, was er wirklich war - ein Jäger.
„Noch ein Treffen, schätze ich", sagte ich. Nach allem, was im Lauf der letzten
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