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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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oben die Sterne funkelten. Während der letzten Minuten waren die Wellen auf der Lagune stärker geworden und zeigten mit dem aufkommenden Sturm erste Schaumkronen.
    „Wo wir gerade von besonderen Beziehungen sprechen", setzte ich zögernd an und wich dem Blick meines Gefährten aus. „Was hat Jabari gegen dich in der Hand?" Ich wartete auf seine Antwort, aber es kam nur Schweigen. Stirnrunzelnd wandte ich mich vom Fenster ab und trat mit verschränkten Armen an das Fußende des Bettes. Nicolai lag totenstill da. Sein goldener Körper glänzte im Sternenlicht, das durch die Fenster fiel.
    „Vor den Augen des Konvents habe ich dich in meine Obhut genommen. Ich habe dich von einem Ältesten erobert", sagte ich und betonte sorgfältig jedes Wort. „Ich habe geschworen, dich vor allem und jedem zu beschützen, das dir gefährlich werden könnte, selbst vor dem Rat. Ich weiß nicht, ob die Lykaner einen ähnlichen Schwur kennen, aber unter den Nachtwandlern ist das nichts, was man auf die leichte Schulter nimmt. Wenn Jabari kommt, um deinen Kopf zu fordern, und ich mich opfere, um ihn aufzuhalten, wüsste ich gerne, warum er mir das Herz rausreißt."
    Als Nicolai endlich sprach, klang seine Stimme leise und emotionslos, aber seine Worte zwangen mich fast auf die Knie. „Angehörige meines Rudels haben die Naturi unterstützt." „Nein", keuchte ich mit plötzlich rauer Stimme. Mein Verstand geriet ins Stocken, während ich versuchte, den Gedanken zu verarbeiten. Warum sollte irgendjemand die Naturi unterstützen? Sie waren schreckliche Geschöpfe, deren einziges Ziel darin bestand, alles zu zerstören, was nicht zu ihnen gehörte.
    „Freiwillig? Haben sie den Naturi freiwillig geholfen?", fragte ich und griff verzweifelt nach jedem denkbaren Strohhalm, um zu begreifen, was er mir da erzählte. Vielleicht waren sie gezwungen worden, vielleicht hatte Gedankenkontrolle ihnen jede Wahlmöglichkeit geraubt. Ja." Ich bewegte mich, ohne darüber nachzudenken. In einem Moment stand ich noch am Fußende des Bettes, und im nächsten kniete ich schon neben ihm und streckte mit entblößten Eckzähnen die Hände nach seinem Hals aus. Nicolai packte in letzter Sekunde meine Handgelenke und rang mit mir, um mich zurückzuhalten.
    „Und du? Hast du den Naturi auch geholfen?", fauchte ich. „Nein!", rief er. „Ich würde den Naturi niemals helfen. Ich weiß, was sie getan haben. Ich weiß, wozu sie fähig sind." „Und warum hat Jabari dich dann gewollt?", fuhr ich ihn an und entwand meine Handgelenke seinem Griff.
    Nicolai richtete sich auf, sodass er sich auf Unterarme und Ellbogen stützte. „In meinem Rudel gab es drei Naturi-Sympathisanten. Jabari hat das irgendwie herausgefunden und gedroht, den anderen Rudeln davon zu erzählen. Mein gesamtes Rudel wäre ohne irgendwelche Nachfragen getötet worden. Stattdessen hat er zwei der Sympathisanten auf der Stelle getötet und wollte den dritten als Gespielen behalten. Ich habe einen Handel mit Jabari geschlossen, damit er mich an ihrer Stelle nahm."
    Ich ließ mich auf die Fersen zurückfallen und unterdrückte mein Mitgefühl für ihn zugunsten des Hasses, den seine Worte in mir auslösten. Selbstverständlich hätte ich an Jabaris Stelle, ohne mit der Wimper zu zucken, das gesamte Rudel getötet und bei dieser Tat auch keinerlei Gewissensbisse gehabt. In diesem Krieg standen wir gegen die Naturi. Mitleid oder Verrat durften nicht geduldet werden. Aber immer wenn es um die Naturi ging, schien ich von Verrat umgeben zu sein. Vertrauen war nur noch ein in der Sonne verwesender Leichnam. Vampire und Lykaner machten mit den Naturi gemeinsame Sache. Hexen und Lykaner ließen sich mit der Daylight Coalition ein. Und ich stand ganz allein da, nur mit einem Bori-Bastard als Verstärkung.
    „Deine Freundin?", fragte ich nach einem langen Moment der Stille, in dem ich darüber nachgedacht hatte, wen er mit „sie" gemeint haben mochte. „Sie war meine Schwester", antwortete er leise.
    Aufstöhnend kletterte ich aus dem Bett und ging wieder zum Fenster, wobei ich erneut die Arme fest unter den Brüsten verschränkte, als wollte ich mich gegen die bloße Vorstellung wappnen. Das „war" in seiner Antwort ließ keinen Platz für Zweifel. Wir wussten beide, dass sein Rudel seine Schwester getötet haben musste, kaum dass Jabari mit ihm fort war. Sie hatte nicht nur ihre eigenen Leute verraten, sondern auch den Pakt, den alle anderen Geschöpfe zu Bekämpfung der Naturi geschlossen hatten.

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