Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
Kontrolle der Naturi gestanden hatten. Es lag immer noch Spannung in der Luft, aber im Großen und Ganzen war die Gegend friedlich.
Nachdem ich Barrett fürs Erste besänftigt hatte, ging es dann ans nächste Gespräch mit meiner menschlichen Assistentin Charlotte, die sich um den Privatflug von Venedig nach Savannah kümmern würde. Sie hatte genügend bizarre Telefonanrufe wie diesen bekommen, um zu wissen, dass sie jetzt nicht allzu viele Fragen stellen durfte. Nach dem Gespräch mit ihr kontaktierte ich meinen Bodyguard Gabriel, der sich in England noch von unserem letzten Kampf mit den Naturi erholte. Beim sanften Klang seiner vertrauten Stimme bekam ich einen Kloß im Hals. Als ich die Augen schloss, konnte ich sein schiefes Grinsen vor mir sehen. Gabriel hatte mich seit Jahren beschützt und meine Geheimnisse geteilt. Er würde ebenfalls noch heute Nacht einen Flieger nehmen und Tristan und Nicolai in Savannah erwarten. Mein Engel würde dafür Sorge tragen, dass Tristan gut versorgt wurde, wenn er in meiner Domäne ankam.
Ich wollte auch noch Knox anrufen. Obwohl er noch ziemlich jung war, hatte er sich als fähig und intelligent genug erwiesen, die Region in meiner Abwesenheit zu führen. Ich wollte seine Stimme hören, jenen Hauch von trockenem Humor, der in jedem seiner Kommentare mitschwang. Ich musste von ihm hören, dass immer noch alle Nachtwandler, die ich in meiner Domäne zurückgelassen hatte, in Sicherheit waren. Aber als ich mein Gespräch mit Gabriel gerade beendet hatte, kamen Tristan und Danaus zurück und ließen sich in die weichen Sofakissen fallen, sodass ich gezwungen war, das Telefon wegzulegen.
Der Nachtwandler war diskret genug gewesen, um auf die Jagd zu gehen, während ich mit Nicolai beschäftigt gewesen war. Keiner von beiden verlor ein Wort darüber, wie ich den Abend verbracht hatte, weil Tristan es sich in den Kopf gesetzt hatte, mit mir darüber zu diskutieren, ob er mich zum Schauplatz des nächsten Opferritus begleiten und die Naturi bekämpfen würde.
Schlussendlich setzte ich mich durch, und er stimmte zu, in meine Domäne zu reisen. Er hatte genug durchgemacht, und ich hatte nicht die Absicht, ihn an die Naturi zu verlieren. Ich betete, dass das für mich der Beginn einer Reihe von richtigen Entscheidungen sein würde.
Wäre ich ein Mensch gewesen, hätte ich mich schlaflos herumgewälzt und die glatten Baumwollbettlaken zerknittert. Ich hätte an die Decke gestarrt, während die Minuten vorüberkrochen, und hätte mir Hunderte von Bedrohungen und Gefahren ausgemalt, denen Tristan möglicherweise ausgesetzt war, während er tagsüber hilflos herumlag. Ich hätte voller Hass auf Danaus und Nicolai dagelegen und gefürchtet, dass sie mein verzweifeltes Vertrauen missbrauchen würden. Ach, zur Hölle, wenn ich ein Mensch gewesen wäre, hätte ich Tristans reglosen Körper zum Flughafen gebracht und ihn eigenhändig im Privatjet festgeschnallt.
Aber ich war kein Mensch, und manchmal fragte ich mich, ob ich eigentlich jemals einer gewesen war, wenn ich so an meine grauenhafte Vergangenheit dachte. Ich war eine Nachtwandlerin. Wenn die Sonne endlich am Horizont zerrte und die Nacht ihren letzten schaudernden Seufzer ausstieß, verlor ich das Bewusstsein, ganz egal, wie sehr ich mir wünschte, wach zu bleiben. Es gab keinen Gedanken an Tristan mehr, keine kleine Sicherheitsvorkehrung, die ich ihm hätte anbieten können. Es gab nur noch die trostlose Schwärze und eine Leere, der ich mich nicht entziehen konnte. In diesen letzten Sekunden verfluchte ich, nicht zum ersten Mal seit meiner Wiedergeburt, den Sonnenaufgang und meine Schwäche.
Und doch waren meine Tageslichtstunden nicht ganz mit ungestörtem Nichtstun angefüllt. In der letzten Stunde vor dem Erwachen strömten mir Bilder von Tristan in den Kopf und blitzen in meinem Verstand auf wie eine dämonische Diashow. Das waren nicht die Albträume, unter denen ich in Ägypten und England gelitten hatte. Jene düsteren Schauspiele waren eine Mischung aus meinen eigenen Erinnerungen und wachsender Furcht gewesen.
Diese erschreckenden Bilder hingegen stammten aus Macaires Erinnerungen an die Nacht, in der Tristan vom Hofstaat gefoltert worden war. Aber die Bilder folgten keiner Ordnung, keiner logischen Reihenfolge. Die Erinnerungen des Ältesten flackerten durch mein Hirn wie eine schlecht geschnittene Filmsequenz. In einem Augenblick kauerte sich Tristan noch blutverschmiert zusammen, mit wundem Rücken und vor
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