Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
Blick über die Schulter zu. „Der Jäger fühlt sich durch die Fürsorglichkeit des Konvents geehrt, der uns vier Nachtwandler als Eskorte schickt", gab ich zurück. Danaus Gesichtsausdruck blieb unergründlich, aber ich war mir sicher, dass dies nicht die Worte waren, die er gewählt hätte. „Er kann sie spüren?", fragte Roberto, während seine Augen kurz zu Danaus hinüberhuschten. Er fuhr sich mit der Hand über das zurückgekämmte dunkelbraune Haar. „Naturalmente", schnurrte ich.
Roberto warf Danaus noch einmal einen Blick zu, wobei seine Zungenspitze nervös über die Lippen tanzte, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Kanal zuwandte. „Der Konvent kann es kaum erwarten, ihn kennenzulernen", sagte er so leise, dass seine Stimme über dem Dröhnen des Motors und Klatschen der Wellen kaum zu vernehmen war.
Daran hatte ich keinen Zweifel, aber ich war klug genug, meine Kommentare für mich zu behalten. Stattdessen beobachtete ich die vorbeifliegenden Gebäude und das Schimmern der Laternen, die sich im Wasser des Kanals spiegelten. Wir hatten den Canale Grande überquert und fuhren nun den Giudecca-Kanal hinunter. Die Nachtwandler, die uns verfolgten, hielten Abstand und unternahmen nichts, um die Passagiere des Motorboots zu provozieren. Ihre Aufgabe bestand allein darin, uns von irgendwelchen Dummheiten abzuhalten, obwohl mir nicht ganz klar war, was der Konvent von uns erwartete.
Nach etwa dreißig Minuten drosselte Roberto das Tempo und legte vorsichtig an einem wunderschönen Landeplatz auf der Giudecca-Seite von Venedig an. Ich runzelte die Stirn, während ich mit dem Blick und meinen Kräften die unmittelbare Umgebung absuchte.
Dies war nicht der Ort, an dem der Konvent normalerweise Hof hielt. Der lag weitere zehn Minuten entfernt auf einer einsamen Insel in der Lagune. „Treten wir nicht vor den Konvent?", fragte ich Roberto, als er den Motor abschaltete. „Angesichts der vorgerückten Stunde haben die Ältesten gnädig entschieden, euch zunächst etwas Ruhe zu gönnen. Man erwartet dich morgen eine Stunde nach Sonnenuntergang bei Hof, erklärte er. „Allein?" Ich richtete mich auf, während meine Beine mit dem Schaukeln des Bootes kämpften. Das bezweifelte ich zwar, aber es konnte nie schaden, ganz genau zu wissen, womit man zu rechnen hatte, wenn man den Ältesten gegenübertrat. „Alle sollen kommen", verkündete Roberto und ließ den Blick über Tristan und Danaus gleiten, bevor er ihn wieder auf mein Gesicht richtete.
Ich warf dem immer noch sitzenden Tristan einen Blick zu. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber seine Knöchel waren weiß, so fest hielt er meine Tasche umklammert. Nach mehr als einem Jahrhundert mit Sadira war ich mir sehr sicher, dass er die romanischen Sprachen ebenso gut verstand wie ich. „Bist du schon einmal bei Hof erschienen?", wollte ich wissen und wechselte zurück ins Englische. „Nein", antwortete Tristan kopfschüttelnd und starrte mich aus weit aufgerissenen Augen an. Eine Welle der Furcht brandete von dem jungen Nachtwandler durch mich hindurch und glitt meine Arme hinab wie ein kalter Schauer. Der Hof des Konvents war ein Ort des Schreckens und der Albträume, besonders für die Schwachen. An diesem Ort war auch der Begriff „Gefährte" geprägt worden.
Ich wandte meinen Blick wieder Roberto zu, der Tristan beobachtete wie ein Raubtier, das auf Beute lauerte. „Überbringe den Ältesten eine Bitte von mir", sagte ich und ließ mich mühelos wieder ins Italienische fallen. „Sag ihnen, dass ich demütig um Erlaubnis ersuche, Tristan zurücklassen zu dürfen. Er weiß nichts von der Angelegenheit, die wie hier besprechen wollen, und er wird nur unsere kostbare Zeit verschwenden." Roberto lächelte angesichts meiner bemerkenswerten Wortwahl. Ich war noch niemals bei irgendetwas demütig gewesen. „Er befindet sich in ihrer Domäne. Er muss den nötigen Respekt zeigen", erinnerte er mich und richtete den dunklen Blick wieder auf mein Gesicht.
„Einem Ruhetag haben sie bereits zugestimmt. Wenn sie meine Bitte ablehnen, kann ich ihn nach Sonnenuntergang immer noch nach London zurückschicken. Kein Problem." „Ich werde deine Bitte ausrichten", sagte Roberto ungerührt, aber sein hageres Gesicht verzog sich missbilligend. „Grazie", sagte ich und lächelte breit genug, um ihm die Zähne zu zeigen. Das war keine Drohung, sondern mehr ein freundlicher Hinweis, mir nicht in die Quere zu kommen. Lakai des Konvents hin oder her, ich hatte schon
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