Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
ein langes Schwert und eine Scheide herauszog. Mit einem erleichterten Auflachen riss ich ihm die Waffe aus der Hand und presste sie an meine Brust. Das Heft war schlicht gehalten, mit zwiebelförmigem Knauf und einer leicht gebogenen Parierstange mit flacher Fehlschärfe dahinter. Ich zog es ein Stück aus der Scheide und entdeckte, dass es sich um ein zweischneidiges Breitschwert in hervorragendem Zustand handelte.
Tatsächlich war es eine Art Mischform, mit dem verlängerten Knauf, der für Anderthalbhänder typisch ist. Der Gurt an der Scheide war so angebracht, dass ich ihn quer über die Brust schlingen und das Schwert hinter der Schulter hervorziehen konnte. Ich blickte auf und sah ihn den Kopf schütteln, während ein Lächeln um seine Lippen spielte.
„Ich bin wohl nicht die Einzige, die es lieber altmodisch hat." Ich verzog den Mund zu einem Grinsen und wölbte die Augenbrauen. Danaus benutzte selten eine Pistole, und so wie er das Schwert hielt, nahm ich an, dass er damit geboren worden war. „Aber wer überleben will, lernt auch, sich anzupassen", sagte er grimmig. „Stimmt", flüsterte ich und blickte erneut auf die Pistolen hinunter, die zu beiden Seiten meiner Brust ruhten. Sie gefielen mir nicht, aber sie würden ein Mitglied der Naturi schneller aufhalten, als ich es mit meinem Schwert in Stücke schneiden konnte. „Danke."
Danaus brummte und kehrte auf die Sitzbank aus weißem Leder zurück. Vorsichtig nahm ich das Schulterholster ab und legte es mit dem Schwert auf einen der freien Sitze. Ich streckte mich wieder auf dem Ledersofa aus, froh, dass ich die Pistolen los war.
Eine tiefe Stille breitete sich im Jet aus. Außer dem Geräusch des heulenden Windes war nichts zu hören. Mit geschlossenen Augen ließ ich mich in die Polster sinken, und wir beide verloren uns in unserer eigenen Welt. Ich verdrängte den Gedanken an meinen verletzten Gabriel und versicherte mir selbst, dass er bei Ryan und James in Sicherheit war. Ich versuchte, nicht an den Konvent, Jabari oder die Naturi zu denken. Ich versuchte außerdem, nicht an die Tatsache zu denken, dass ich fast ein Jahrhundert lang mit Jabari in Ägypten zusammengelebt hatte. Fast hundert Jahre lang hatte er seine kleinen Experimente durchgeführt, bei denen er anderen Nachtwandlern versuchsweise die Kontrolle über mich überließ, woran ich nicht die geringste Erinnerung hatte. Ich hatte nur ein verschwommenes Bild von diesen Jahren, aber sie waren auch kein gähnendes schwarzes Loch in meiner Vergangenheit. Ich erinnerte mich an Nächte bei Jabari zu Hause in der Nähe von Karnak, in denen wir zusammensaßen und über das sprachen, was wir gesehen hatten. Wir diskutierten darüber, was es hieß, ein Nachtwandler zu sein, und über andere, die uns vorausgegangen waren. Der uralte Nachtwandler hatte mir ein Gespür für Geschichte und Philosophie vermittelt. Er war ein Mentor und Führer in der Nacht gewesen.
Ich schob diese Gedanken beiseite und tauchte tiefer in die Dunkelheit meines Bewusstseins, nur um mitzuerleben, wie Bilder von Michael an die Oberfläche trieben. Seine weichen goldenen Locken tauchten vor meinem inneren Auge auf, und ich sehnte mich danach, seine geschmeidige Haut zu berühren, die sich über Meilen von festen Muskeln erstreckte. Mir fiel sein wunderbares Lächeln wieder ein, und wie schief und unsicher es war, wenn er sich damit abmühte, meine Stimmung einzuschätzen. Doch diese schönen Erinnerungen wurden vom Gefühl seines Körpers in meinen Armen überschattet, als er starb; ein bleiernes Gewicht, das mir auf die Beine drückte und das ich unbeholfen in den Armen hielt.
Die leichte Berührung seiner Seele jagte mir immer noch Schauer über die Haut. Sie hatte in ihrem Kampf um die Freiheit gegen seine Brust geschlagen, während ich so verzweifelt wollte, dass er blieb. Ich hatte ihn zurückgelassen, als er endlich das Bewusstsein verlor, weil ich die letzten Augenblicke nicht ertragen konnte, als seine Seele sich befreite und mich für immer verließ.
Ich legte den Kopf in den Nacken, stützte einen Ellbogen auf die Lehne der Bank und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. Ich spürte, wie sich mir die Kehle zuschnürte, und in meinen Augen brannten Tränen, die darauf drängten, mir über die kühlen Wangen zu rinnen. Ich hatte Michael getötet, gerade so, als hätte ich ihm die Klinge selbst in den Rücken gebohrt. Ich hatte mit angesehen, wie er langsam immer tiefer in meine Welt abgeglitten war und sich
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