Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
Teil verwandeln. Das bedeutete, dass er entweder viel älter war, als ich zunächst angenommen hatte, oder viel mächtiger. Einzelne Körperteile zu verwandeln war ausgesprochen schwierig und verlangte ein hohes Maß an Energie und Kontrolle. Ich hatte es Alex nur einmal tun sehen, und danach hatte sie gebebt und geschwitzt. Ich wusste, dass ich den Kampf in die Länge ziehen konnte, um ihn zu ermüden, aber ich dachte, dass wir es wohl beide vorzogen, diese Sache über die Bühne zu bringen, bevor Danaus aus seinem Schönheitsschlaf erwachte.
Nicolai stürzte sich erneut auf mich, aber dieses Mal blieb ich stehen, die Füße fest auf dem Boden und die Beine angespannt. Indem ich mich unter den gewaltigen Armen duckte, die mich umschlingen wollten, schlug ich ihm hart unterhalb der Bippen in die Seite. Mit einem scharfen Keuchen wich die Luft aus seinen Lungen. Seine rechte Ferse schlurfte über den Boden, als er nach dem unerwarteten Schlag um sein Gleichgewicht kämpfte. Bevor er erneut Luft holen konnte, hämmerte ich ihm meine linke Faust gegen den Kiefer und zuckte beim Aufprall selbst zusammen. Ich wollte Nicolai nicht wehtun, aber um diesem Kampf ein Ende zu bereiten, musste ich ihn bewusstlos schlagen.
Der Schlag setzte ihn auf den Hintern. Ich ruderte sofort ein paar Schritte zurück, während er wieder auf die Füße kam und einige Male stoßweise Atem holte. „Wie lauten deine Befehle?", herrschte ich ihn an. Wir umkreisten einander, nur durch ein paar Meter leere Luft getrennt. „Dich zu töten", antwortete Nicolai gleichmütig. Der Werwolf wirbelte vor und stieß mit der Faust nach meinem Magen. Ich sprang zurück, wich dem Schlag aus und landete im Gleichgewicht auf den Zehenspitzen. Er ließ sich fallen, noch bevor ich das Gewicht wieder auf den ganzen Fuß bekommen konnte, und schwang das eine Bein herum. Fuß und Knöchel berührten meine Zehen und warfen mich zu Boden.
Statt flach auf dem Rücken zu landen, fing ich mich mit den Fingerspitzen ab und verlängerte die Bewegung zu einem Überschlag. Es sah nicht hübsch aus, aber es gelang mir, auf einem Fuß und einem Knie zu landen, bereit, mich auf ihn zu werfen. Nicolai zog sich ein paar Schritte zurück, als er erkannte, dass sein Versuch, mich auf den Rücken zu werfen, fehlgeschlagen war. Mit erhobenen Fäusten wartete er, dass ich wieder auf die Füße kam.
„Mich einfach so töten?", fuhr ich fort. „Was ist mit Danaus? Oder Tristan?" Ich musste verstehen, was für ein Spiel Jabari spielte. Ich hatte gewusst, dass der Älteste mir Nicolai auf den Hals hetzen würde, aber aus welchem Grund? Wollte er, dass ich seinen Gespielen für ihn tötete? Oder war Nicolai eine größere Bedrohung, als ich ihm zugestehen wollte? Mein Tod hier würde sowohl Danaus als auch Tristan in große Gefahr bringen. Und nach dem Auftauchen der Naturi im Thronsaal begann ich mich ernsthaft zu fragen, ob Jabari mich wirklich noch länger lebend brauchte. Ich wusste, dass meine Nächte gezählt waren, aber jetzt kam es mir vor, als hätte ich weniger übrig, als ich bis jetzt geglaubt hatte.
„Er hat nur von dir gesprochen", stellte Nicolai fest. Sein schwerer Atem und der rasende Herzschlag waren die einzigen Geräusche auf dem leeren Campo. Seine Füße verursachten keinen Laut, als wir begannen, uns aufs Neue zu umkreisen. „Und Alex?" Ich schlug nach ihm, aber er wich aus. Leider hatte ich mich zu weit vorgewagt, weil ich mir sicher gewesen war, dass der Schlag ihn treffen würde.
Das warf mich aus dem Gleichgewicht und machte mich langsamer. Ich schluckte einen Fluch hinunter, als ich spürte, wie sich Nicolais schwere Hände um meine Schultern legten. Weißes Licht explodierte vor meinen Augen, als er seinen Kopf gegen meinen rammte. Diesem Schmerz folgte ein zweites Aufflackern, als seine Faust mein Kinn traf und mir den Kopf herumriss. Irgendwie blieb ich auf den Beinen, obwohl ich erst mal die Augen wieder aufkriegen musste. Ich brauchte ihn nicht zu sehen. Ich konnte ihn hören. Ich konnte ihn riechen. Ich konnte die Wärme spüren, die von seiner massiven Gestalt ausging. Ich knirschte mit den Zähnen und bohrte die rechte Faust in seine Seite. Das Geräusch von mindestens zwei brechenden Rippen war unverkennbar.
„Nur dich", grunzte er. Ich wich ein paar schwankende Schritte zurück und blinzelte ein paarmal, um den Blick wieder klar zu bekommen. Gute Güte, der Mann hatte einen verflucht harten Schädel! Nicolai stand ein paar Schritte
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