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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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gesagt, dass ich böse war. Hätte ich immer noch den Verlust meines Engels betrauert, wenn ich böse wäre? Hätte ich mir noch die Erinnerung an meine süße Calla und an das Leben bewahrt, das ich einst geführt hatte, wenn ich böse wäre? In der zunehmenden Dunkelheit mit Danaus an meiner Seite waren diese Fragen alles, was mir noch blieb.

11
    Ein lang gezogenes Zischen entfuhr meinen zusammengebissenen Zähnen, als ich am Rand des mit Gras bewachsenen Innenhofs stehen blieb. Jabari spielte ein Spiel. Erst verlangte er, dass ich nach Venedig kam, wo mir die Verschwörung des Konvents mit den Naturi fast unmöglich verborgen bleiben konnte, und jetzt das. Wir waren nicht länger allein. Ich hatte mich so ausschließlich auf Danaus und unser Gespräch konzentriert, dass ich Nicolai gar nicht bemerkt hatte, bis er im zweiten Stock eines leer stehenden Hauses am Fenster stand und uns beobachtete. Er war früh dran. Ich hatte angenommen, dass Jabari seinen Attentäter nicht vor dem nächsten Opferritus schicken würde. Natürlich bedeutete das, dass der Älteste sein Versprechen gebrochen hatte, nicht eine der Hofschranzen mit meiner Beseitigung zu beauftragen.
    Aber mir war klar, dass es Jabari nicht darauf angelegt hatte, mich hier und jetzt zu töten. Ich war zu alt und zu erfahren, um von einem Lykanthropen ausgeschaltet zu werden. Es ging ihm um etwas anderes. Nicolai war nur ein Bauer im Spiel, der die Partie eröffnete.
    Unglücklicherweise war ich nicht mal Jabaris Gegnerin; ich war nur eine weitere Schachfigur. Was sollte ich erreichen, indem ich mit Nicolai kämpfte? Erwartete Jabari von mir, dass ich den Werwolf umbrachte? War er wichtiger, als mir klar war? Ich hätte am liebsten geschrien. Mich selbst im Nachhinein zu kritisieren und zu versuchen, Jabaris nächsten Zug vorauszuahnen, würde mich das Leben kosten. Im tiefen Schatten des Gebäudes, in dem der Werwolf Position bezogen hatte, schob ich die Hand in die Tasche und zog den silbernen Ring hervor, an dem der Bootsschlüssel befestigt war. Das kleine Metallstück klimperte, bevor ich die Finger darum schloss. „Bring das Boot zum Hotel zurück", raunte ich, ohne Danaus anzusehen, als er neben mir stehen blieb.
    „Wie kommst du zurück?", fragte er, ohne nach dem Schlüssel zu greifen. „Ich schwimme." Ich streckte die linke Hand aus und drehte sie herum, in der Erwartung, dass er seine geöffnete Handfläche unter meine halten würde, um den Schlüssel auffangen zu können, aber Danaus wollte nicht nachgeben. „Was geht hier vor?" Die Anspannung presste seine Worte zu kurzen, abgehackten Silben zusammen, die kaum durch seine zusammengebissenen Zähne drangen.
    Bevor ich „gar nichts" nuscheln konnte, breitete sich eine Kraftwelle von seinem Körper aus und überflutete die winzige Insel. Ich wusste nicht, ob er Werwölfe so gut spüren konnte wie Nachtwandler, aber das würde ich jetzt herausfinden. Auf der gesamten Insel gab es nur ein paar Dutzend Menschen, von denen alle schon im fortgeschrittenen Alter waren. Sie waren vermutlich auf der Insel geboren und entschlossen, dort auch zu sterben, wie schon so viele ihrer Vorfahren.
    „Das geht dich nichts an, Jäger", sagte ich scharf. „Mach, dass du wegkommst." „Was will der Lykaner?", fragte er, als seine Kräfte wieder in den Körper zurückgesaugt wurden. Ihre plötzliche Abwesenheit ließ mich frösteln, als ob eine feuchte Kälte sich den Weg in meine Knochen gebahnt hätte. „Ihr Herz." Die Worte klangen von dem dunklen Fenster zu uns herunter und wurden durch ein leichtes Echo verzerrt, als sie kurz das verlassene Gebäude umtanzten, um dann in der Nachtluft zu verwehen. Es lag nichts Bedrohliches in ihrem Klang, vielmehr hörte es sich an wie das sanfte Kosen eines besorgten Liebhabers, der sich fragt, warum seine geliebte Gefährtin im verblassenden Mondlicht mit einem anderen Mann spazieren geht.
    Danaus trat von mir weg und sah an dem Gebäude hoch, während seine Rechte unwillkürlich nach dem Messer an der Hüfte griff, nur um festzustellen, dass es nicht da war. Nach der Audienz beim Konvent hatte keiner von uns beiden daran gedacht, ins Hotelzimmer zurückzukehren und unsere Waffen zu holen. Ich war von den Ereignissen auf San Clemente zu sehr abgelenkt gewesen, um mir über solche Kleinigkeiten wie Selbstverteidigung Gedanken zu machen. Der Jäger presste seine Lippen zu einem harten, schmalen Strich zusammen und ließ die Hand mit irritiert zuckenden Fingern wieder

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