Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
die Feinheiten des Lebens auffielen. Auf dem Flug nach Venedig hatten wir uns geschworen, dass wir beide die Stadt lebendig wieder verlassen würden. Ich hatte das als Zusage meinerseits verstanden, ihn zu beschützen. Es war mir nie in den Sinn gekommen, dass er seinerseits versuchen würde, mein Leben zu schützen.
Ich lockerte den Griff um sein Hemd und trat einen halben Schritt zurück. Der Gedanke an Nicolai, die Naturi und den Konvent - all das trat für ein paar Sekunden in den Hintergrund. Eine unangenehme Stille hing schwer in der Luft, die nur von Danaus' Herzschlag gestört wurde. Das Pochen war schneller als sonst, schneller als während unserer Kämpfe und schneller als bei einem Streit. Der Rhythmus war hypnotisch und versuchte mir ein weiteres seiner großen Geheimnisse zu verraten, aber ich verstand nicht, was es mir zuflüsterte.
„In Ordnung", sagte der Lykanthrop unbekümmert und riss mich aus unserer gemeinsamen, abgeschlossenen Welt. „Du bleibst hier." Der muskelbepackte blonde Adonis langte um mich herum und packte Danaus bei den schwarzen Locken. Indem er den Kopf leicht nach vorne riss, rammte Nicolai Danaus' Hinterkopf gegen die Mauer hinter ihm, bevor einer von uns etwas unternehmen konnte. Der Jäger gab keinen Laut von sich, als er zusammensackte und meinem Griff entglitt.
Mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen sah ich zu Nicolai auf. „Du solltest besser hoffen, dass ich dich umbringe, denn er wird ernsthaft sauer sein, wenn er aufwacht." „Ich schätze, dann bringen wir's lieber schnell hinter uns", gab er zurück und trat von Danaus' bewusstlosem Körper zurück. Seine dunkelbraunen Augen schweiften über die Umgebung, auf der Suche nach etwas. Sein großer, muskulöser Körper war in Erwartung meines Angriffs gestrafft. Er hätte sich bewegen können, bevor ich auch nur mit der Wimper gezuckt hätte. Aber ich würde diesen Kampf nicht beginnen. „Dort", sagte er mit einer Kopfbewegung. „Auf dem Campo."
Mein Blick folgte dem seinen zu dem verwilderten Platz mit den verwitterten Säulen und dem verfallenen Gehweg. Er lag jenseits der Kirche, in der Danaus und ich gewesen waren. Es sah so aus, als sei der Platz an drei Seiten von kleinen, leer stehenden Gebäuden begrenzt, während die vierte Seite aufs Meer hinausging. Ich schlug diese Richtung ein und blieb am Rand des Platzes neben einer hohen Säule stehen, wo ich die Hände in die schmalen Hüften stützte und den vorgeschlagenen Kampfplatz in Augenschein nahm.
Nur ein leichtes Zittern in der Luft warnte mich einen halben Atemzug, bevor Nicolai seinen Körper gegen meinen schleuderte. Ein Stöhnen entrang sich meiner Kehle, als er mich gegen die Säule presste. Der kühle, raue Stein kratzte und schrammte über meine nackten Arme hin und her wie grobes Schleifpapier und schmirgelte mir fast eine Hautschicht ab. Knurrend schüttelte ich ihn ab, bevor er wieder festen Stand gewinnen konnte, und schleuderte ihn quer über den halben Platz. Katzengleich landete er auf den Füßen und glitt nur etwas auf den Steinbrocken aus, die hier überall herumlagen.
Mit einer Hand am Boden abgestützt, die Beine gespreizt, schickte sich der Lykaner an, mich erneut anzuspringen. Seine Augen glühten vor Kraft in einem seltsamen kupferfarbenen Licht, während ein tiefes Knurren in seiner Brust grollte. Er würde keine Verwandlung riskieren. Der Vorgang nahm zu viel Zeit in Anspruch und würde ihn ungeschützt meinem Angriff ausliefern.
Wind kam auf und trieb die massive Wand aus Sommerhitze und schwerer Feuchtigkeit zurück. Der Geruch der Lagune reizte meine Nase ebenso wie Nicolais Moschusduft. Der Geruch von Furcht umgab ihn, und der Geruch nach Verzweiflung. Mit einem scharfen Atemzug warf er sich mir quer über den Platz entgegen. Er war ein dunkler Schemen, mehr Wind als Mensch, wenn er sich bewegte. Ich schoss nach rechts und wollte ihm eigentlich nur ausweichen, schätzte aber seine Geschwindigkeit falsch ein. Schmerz explodierte in meinem linken Unterarm, und bei einem Blick nach unten entdeckte ich drei lange, gezackte Schnitte auf meiner bleichen Haut. Blut sickerte hervor und lief mir den Arm hinunter, bevor es am Ende zu Boden tropfte.
Mein Blick schoss zurück zu Nicolai, und ich bemerkte, dass seine Finger sich verlängert hatten und nun von langen schwarzen Klauen gekrönt waren. Stirnrunzelnd unterdrückte ich einen Fluch und wich langsam ein Stück zurück, wobei ich ihn umkreiste. Er konnte sich auch nur zum
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