Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
zu wenig Ruhe und Essen bekommen. Bevor ich mich das nächste Mal in ein Kräftemessen mit Gaizka stürzte, musste ich wenigstens ein paar Stunden die Augen zumachen. Während ich an die weiße Decke starrte und der Nebel um meine Gedanken sich langsam lichtete, ertönte wieder das Klopfen. Jemand war an der Haustür.
Ich warf die schwarze Decke beiseite, schwang die Füße aus dem Bett und schlüpfte in die Hosen von letzter Nacht. Für den Fall, dass ich mich schnell anziehen musste, hatte ich sie zusammengeknüllt neben meiner Schlafstatt liegen lassen. Ich zog das Messer unter dem Kopfkissen hervor und schlich mich die Treppe hinunter. Das Licht der Nachmittagssonne fiel schräg in den Raum und warf lange Schatten.
»Wer ist da?«, rief ich, bevor ich an die Tür trat. Meine Stimme war immer noch rau und schlaftrunken.
»Peter Teague«, antwortete eine Männerstimme gedämpft durch die Tür. »Wir haben uns letzte Nacht flüchtig auf der Party kennengelernt.«
Gerade hatte ich den Mund geöffnet, um ihm zu sagen, dass er sich in der Adresse geirrt hatte, als mir dämmerte, dass er die Erstkommunionsfeier meinen musste. Ich warf einen Blick durch das schmale Fensterchen neben der Tür und entdeckte den Hauptgang des vergangenen Abends auf der Schwelle.
Das Messer immer noch fest gepackt, schloss ich auf und öffnete. Ich blieb im Türspalt stehen und blockierte den Eingang. »Was willst du?«
»Ein kleiner Willkommensgruß«, sagte er und verzog die dünnen Lippen zu einem spöttischen Lächeln. Peter trug ein zerknittertes weißes Hemd, das ihm aus der verwaschenen Jeans hing. Sein braunes Haar war so feucht, als wäre er gerade aus der Dusche gestiegen. Tiefe Ringe lagen unter den braunen Augen. Die Haut war blass. Er hatte ohne Zweifel eine anstrengende Nacht hinter sich.
»Hau ab!«
Peter drängte sich zwischen Tür und Rahmen. »Sie wollen nur ein paar Informationen«, sagte er schnell, bevor ich ihm die Tür vor der Nase zuschlagen konnte. »Dir würde es doch genauso gehen, wenn deine Mutter einen Serienmörder in ihr Haus eingeladen hätte.« Ich hielt inne und musterte den Mann durch den Spalt. Er verzog erneut den Mund, weniger spöttisch diesmal. »Ich bin einfach eine Art Diplomat, der die Wogen glätten soll.«
Die Nachtwandler waren nervös, weil ich mich an Miras Seite gezeigt hatte. Das überraschte mich keineswegs. Leider konnte sich diese Nervosität auch als Ablenkung für Mira entpuppen, und ich brauchte eine Feuermacherin, die sich ganz und gar auf das anstehende Problem konzentrierte. Dass sie sich bei erster Gelegenheit verkrümelte, um irgendetwas mit ihren Vampirfreunden zu klären, wenn ich sie an meiner Seite brauchte, kam gar nicht in die Tüte.
Ich trat missmutig beiseite und gab die Tür frei, sodass Peter eintreten konnte. Er ließ den Blick durch die Eingangshalle wandern, spähte nach links in die umfangreiche Bibliothek und nach rechts ins Wohnzimmer. Die Hände hatte er tief in den Taschen vergraben, die Schultern ließ er hängen.
Er schlenderte ins Wohnzimmer und blieb vor der Fensterfront stehen. »Sie hat mit die schönste Aussicht in der gesamten Stadt«, murmelte er leise zu sich selbst und schüttelte den Kopf. Dann fuhr er auf dem Absatz herum und sah mich an. Er setzte eine missbilligende Miene auf, als er mein schmutziges Haar, die nackte Brust, die zerknitterte Hose und die nackten Füße bemerkte. »Hab ich dich aus dem Bett geklingelt?«
»War ’ne lange Nacht«, grummelte ich und folgte ihm. »Wie spät ist es denn?«
Peter zog die linke Hand aus der Tasche und warf einen Blick auf die Uhr. »Ein paar Stunden vor Sonnenuntergang.«
Ich kehrte meinem Überraschungsgast den Rücken zu und schlurfte in die Küche, wobei ich mich reckte und streckte und vergeblich versuchte, ein bisschen wacher zu werden. Ich hatte länger geschlafen, als beabsichtigt. Peters Antwort überraschte mich außerdem. Er maß die Zeit wie ein Nachtwandler, nämlich in Bezug auf Sonnenauf- und -untergang. Bestimmt hatte er ein Jahr oder zwei unter ihnen gelebt.
Ich hörte seinen weichen Schritt auf dem Teppich, als er mir in die Küche folgte, und gab mir Mühe, ihn nicht weiter zu beachten, während ich die schwarzen Schränke öffnete. Eine kleine Kaffeemaschine stand auf der Arbeitsfläche neben der Spüle. Ich hoffte, irgendwo Kaffee und ein oder zwei Filtertüten zu finden. Mein letzter Aufenthalt hatte nur ein paar Tage gedauert, und da hatten wir ausschließlich vom
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