Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
zu sein, sonst hielt er sich am Ende noch länger als nötig hier auf.
»Und jetzt bist du wieder da«, sagte er bedeutungsschwer, als ihm dämmerte, dass aus mir nichts herauszuholen war. »Ein berühmter Vampirjäger. Dass du ihr Spielzeug bist, glaubt hier wirklich niemand.«
Schon der Gedanke ließ mich mit den Zähnen knirschen, bis es wehtat. Ich fand die Vorstellung, das Schoßhündchen eines Vampirs zu sein, einfach abstoßend. Den größten Teil meines Lebens hatte ich der Jagd auf diese Kreaturen gewidmet, und dass ich jetzt zur Zusammenarbeit mit Mira gezwungen war, ging mir ohnehin auf die Nerven, aber ich sagte mir, dass es für einen guten Zweck sei – und außerdem nur vorübergehend.
»Aber sie haben auch gesehen, über welche Macht Mira verfügt. Sie halten es für unwahrscheinlich, dass du sie irgendwie zwingst, deinen Befehlen zu gehorchen«, fuhr Peter fort, als ich schwieg.
»Und was erwartest du jetzt von mir?«, fragte ich und sah den jungen Mann direkt an. »Soll ich dir sagen, dass ich nicht hier bin, um Vampire zu jagen? Dass die Blutsauger sich keine Sorgen machen müssen?«
Peter ballte die Fäuste und hob nun doch die Stimme; offensichtlich riss ihm langsam der Geduldsfaden. »Keine Ahnung! Irgendwas! Warum bist du hier? Hat Mira vollkommen den Verstand verloren?«
»Mira und ich haben ein gemeinsames Ziel. Das ist alles.«
Peter starrte mich lange an und öffnete die Fäuste wieder. Er schloss die Augen und lehnte sich gegen den Türrahmen. »Ich kenne da ein paar Nachtwandler, auf die du von mir aus gerne Jagd machen könntest.« Seine Stimme klang leise und schleppend. »Aber nach allem, was ich gesehen und gehört habe, ist Mira anders. Sie sorgt dafür, dass diese Stadt für Leute wie mich ein sicherer Ort ist. Das bedeutet gute Beziehungen zum hiesigen Werwolfrudel und strikte Kontrolle der Nachtwandler. Anscheinend ist die Stadt damit ziemlich einzigartig.«
Er erwiderte meinen kühlen Blick – und da begriff ich, dass er um Miras Leben bat. »Die meisten Nachtwandler, die in dieser Stadt jagen, sind schon sehr lange hier. Mira steht für Stabilität und das Versprechen auf ein annähernd normales Leben.«
Was er unausgesprochen ließ, war, dass die Stadt im Fall von Miras Tod, sobald die vielen älteren Vampire um die Vorherrschaft kämpften, fast sofort in Chaos und Krieg versinken würde. Leider gab es in der gesamten Gegend keinen Vampir, der es an Stärke mit Mira aufnehmen konnte. Das Machtvakuum würde mit ziemlicher Sicherheit die Aufmerksamkeit anderer Nachtwandler aus anderen Städten auf sich ziehen und sie mit der Aussicht auf Chaos und Blutvergießen hierher locken.
Mira beanspruchte lediglich die Herrschaft über diese eine Stadt, doch ihr Einfluss war auf dem gesamten Kontinent zu spüren. Sie sorgte für Frieden, und alle Schwächeren beugten sich ihrem Willen. Zum Glück schien sich Mira selbst aus ihrer Stellung nicht allzu viel zu machen, aber sie war nicht nur in den Staaten, sondern auch in Übersee wohlbekannt. Dem Konvent war sie ein Dorn im Auge, vor allem jetzt, da sie in aller Offenheit einen Platz in diesem obersten Gremium für sich beansprucht hatte. Und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand im Konvent beschloss, diesen Dorn zu entfernen.
Sosehr es mich auch wurmte, aber nicht ich war die größte Bedrohung für Mira, sondern der Konvent. Und jetzt trat auch noch Gaizka auf den Plan.
»Ich bin hier, um das mit den Naturi zu regeln«, sagte ich und gab mir endlich einen Ruck. »Im Moment sind Vampire nicht meine Hauptsorge.«
»Mehr kann ich nicht erwarten, oder?«, fragte Peter.
»Das war schon eine ganze Menge.«
»Dachte ich mir. Viel Glück!« Peter machte sich auf den Weg. Ich brachte ihn zur Tür und schloss hinter ihm ab. Als ich zurück in die Küche gehen wollte, ließ mich ein seltsames Geräusch in der Stille des Hauses innehalten. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es mein Handy war. Hastig stürmte ich die Treppe hinauf ins Schlafzimmer und nahm das winzige Telefon vom Nachttisch, erkannte aber den Anrufer nicht, obwohl nur James meine Handynummer hatte.
»Guten Morgen, Sonnenschein«, meldete sich Mira fröhlich, als ich endlich ranging.
Ich trottete zurück nach unten zu dem Kaffee, der dort auf mich wartete, und kämmte mir mit der Linken notdürftig das Haar. Als ich an mehr als einer verfilzten Stelle hängen blieb, gab ich den Versuch auf. »Woher hast du diese Nummer?«
»Von
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