Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
ihr Nefers Zunge über die Stirn. Dann über die Ohren, den Nacken, gründlich bürstend zusammen mit einem tiefen Grummeln. Schließlich wurde das Grummeln leiser, und sie versank wieder in ein leichtes Dösen.
Es war so schön hier. So schön, mit Nefer den warmen Nachmittag in der Sonne zu verschlafen, so friedlich, sich um nichts sorgen zu müssen. Sie drehte sich ein bisschen herum und schlappte Nefer über das schwarze Gesicht, spürte die Narbe, dort wo einst sein Auge gewesen war, streifte über seine starren Barthaare, die unter ihrer Zunge leicht zu zucken begannen. Putzte ihm die makellos sauberen Ohren und schnurrte dabei vor lauter Vergnügen.
Das blaue Auge öffnete sich, leuchtete wie ein Saphir in der Sonne.
»Du könntest hierbleiben, Feli«, sagte er leise.
»Ja, das könnte ich.«
Sie kuschelte sich an seine Brust. Hier in Trefélin bleiben, mit Nefer über die duftende Heide laufen, mit Che-Nupet am See sitzen, mit jungen Katzen spielen, mit Amun Hab lange Gespräche führen, Majestät necken …
Die Schlangen waren vernichtet, die Stelle, aus der sie gekrochen kamen, versiegelt. Gefahren drohten ihr nicht mehr. Nicht hier. In ihrer Welt sehr wohl.
Aber es warteten auch Aufgaben auf sie, und Freunde und Familie würden sie vermissen.
»Ich muss zurück, Nefer. Auch wenn es noch so schön hier ist.«
Nefer setzte sich auf und streckte sich. Er trug sein Kopftuch nicht und wirkte dadurch weit weniger autoritär.
»Es war ein Vorschlag. Eine Bitte vielleicht.«
Eine heiße Welle durchlief sie. Für einen Moment wurde sie schwankend.
»Ach Nefer.«
»Es gibt andere, richtig? Ich bin nur ein zerschrammter, einäugiger Kater.«
»Du bist ein wundervoller schwarzer Kater, stark und wendig und klug. Ich mag dich sehr, Nefer. Ehrlich. Nur … sieh mal, ich bin erst einen Monat lang eine Katze. Ich weiß nicht, ob ich das bleiben kann. Ich würde gerne wiederkommen, oft, wenn es geht. Und immer, wenn ich euch helfen kann. Aber ich bin ein Mensch.«
»Ja, das bist du. Mit einem Katzenherzen.«
Er sah unglücklich aus. Es tat ihr weh, ihn so enttäuschen zu müssen.
»Du kannst zu mir kommen, Nefer, wann immer du willst. Für einen kleinen schwarzen Kater werde ich immer ein Döschen Futter aufmachen«, versuchte sie ihn aufzuheitern.
»Meine Pflichten liegen hier, Feli.«
»So wie meine in meiner Welt. Trotzdem, Nefer …« Sie rieb ihren Kopf an seiner Schulter. »Ich würde auch einem großen schwarzen Mann ein Döschen Futter aufmachen.«
Er grummelte, beugte sich vor und drückte seine Nase an die ihre.
»Mal sehen. Ja, mal sehen. Aber jetzt bringe ich dich zum Laubental, damit du dich verabschieden kannst.«
»Gut, laufen wir gemeinsam. Ich hoffe, Che-Nupet begleitet mich durch die Grauen Wälder.«
»Sie tut, was immer sie will.«
Drei Tage dauerte ihre Reise. Gemächlich wanderten sie durch die Witterlande, durchstreiften den Kratzforst mit seinen hohen, dunklen Nadelbäumen. Nefer jagte für sie, sie selbst angelte sich hier und da ein Fischlein. In den warmen Mittags- und Nachmittagsstunden ruhten sie gemeinsam, und wann immer Feli Fragen hatte, gab Nefer ihr Antwort. Sie erfuhr viel über die Bedeutung der Namen, die Geschichte des Landes, die Aufgaben und Ämter, das Wesen der Ringe und lernte einige der gängigen Mythen kennen. Besonders aufmerksam lauschte sie jenen, die vom Land unter dem Jägermond handelten, in dem die löwenköpfige Sechmet und ihre katzenköpfige Schwester Bastet über die Geschicke der Felinen wachten. Feli fragte, aber sie sprach nicht darüber, dass sie vor einem Jahr tatsächlich das Land unter dem Jägermond betreten hatte. Und dass Sechmet nicht eine Gestalt aus den Sagen war, sondern höchstselbst über das Heldenwasser wachte. Aber sie erkundigte sich nach den Wächtern.
»Die Sphingen – sie sind unheimlich. Ich bin ihnen noch nicht begegnet, und ich reiße mich auch nicht darum. Aber eines Tages werde ich sie aufsuchen müssen.«
»Sie bewachen den Schwarzen Sumpf, nicht wahr?«
»Den und andere Bereiche. Um die letzte Prüfung zu bestehen, muss man mit einem von ihnen sprechen. Sie sind nicht nur Wächter, Feli, sie sind auch Ratgeber. Sie wissen alles, antworten aber nur, wenn sie gefragt werden. Sie sind mächtig und stark, doch sie handeln nur auf Bitten – sie übernehmen keine Verantwortung für das, was sie raten. Die liegt immer beim Bittsteller.«
»Sie würden nie von sich aus eingreifen, wenn Gefahr droht?«
»Nein. Das
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