Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
Kreole in seinem Ohrläppchen. »Sollte ich es?«
»Es könnte möglicherweise nötig sein.«
Nathan sah sich um. Dann schüttelte er den Kopf.
»Ich habe keine Zeit dafür, Finn. Meine Aufgaben liegen hier.« Dann sah er Finn an und legte ihm den Arm um die Schulter. Überrascht zuckte der zusammen. »Die Sache mit deinem Vater bedrückt dich, nicht wahr?«
»Tierisch. Ich versteh das nicht. Ich meine, ich verstehe es mit dem Kopf, aber ich kann es einfach nicht glauben, dass er meine Mutter und meine Schwester hat umbringen lassen wollen.«
»Das ist auch nicht leicht zu verstehen. Er muss psychisch krank sein.«
»Ja, so was Ähnliches.«
»Ich habe meinen Sohn verloren, er war eben vier Jahre alt. Meine Frau fuhr den Wagen, sie gerieten ins Schleudern, stürzten einen Abhang hinunter. Ich verstehe es auch immer noch nicht, Finn. Aber ich versuche damit zu leben.«
»Tan hat mir davon erzählt. Es tut mir leid, Nathan.«
Nathan ließ ihn los und schlug die Autotür zu.
»Gehen wir rein und überlegen wir, ob wir irgendetwas tun können.«
»Wo ist Tanguy?«
»Mit Jeronimo unterwegs.«
Sie betraten das Haus, und Nathan setzte sich an den Küchentisch.
»Was sind deine Gedanken, Finn?«
»Shepsi braucht die Ringe, und er ist nicht alleine. Er ist nicht klug genug, um eine wirklich große Intrige anzuzetteln, weißt du. Ich habe über die Vorfälle damals viel nachgedacht. Es hat sich gezeigt, dass Imhotep, der jetzt als Namenloser in den Grauen Wäldern umherstreift, die Macht an sich reißen und den Kontakt zwischen Menschen und Trefélin endgültig abbrechen lassen wollte. Majestät hat ihm deshalb Rang, Ring und Namen genommen. Ich habe den Verdacht, dass schon damals eine Verbindung zwischen Shepsi und ihm bestanden hat, und ich vermute, dass er nun zumindest Sebas Ring besitzt. Mit weiteren Ringen könnten die beiden zusätzliche Gefolgsleute gewinnen und ihre Ziele erneut verfolgen.«
»Du hattest mir aber erklärt, dass das Insignium des Königtums das Ankh ist, das Majestät trägt. Und das nur bei ihr seine Macht entfaltet.«
»Richtig. Weshalb mir nicht ganz klar ist, wie sie vorgehen wollen. Vielleicht können sie erst einmal nur Ärger machen. Chaos und Vernichtung verursachen.«
»Rache ist ein starker Antrieb.«
Finn nickte. In diese Richtung gingen auch seine Gedanken.
»Wir müssen diesen verdammen Shepsi finden. Als Mann oder Katze.«
»Dann überlegen wir mal, wie wir ihn ködern können.«
»Ködern, tja. Dazu müssten wir aber wissen, welcher Köder ihm schmeckt. Und dazu wiederum müssten wir wissen, was er vorhat. Er ist so wenig fassbar.«
»Feli kommt am Freitag zurück.«
»Wir werden am Dolmen sein. Oder ich gehe ihr entgegen.«
»Wenn sie klug ist, wählt sie einen anderen Ort, an den sie zurückkehrt.«
»Stimmt auch wieder. Und es wird sie jemand begleiten.« Finn raufte sich die Haare. »Es macht mich wahnsinnig, dass ich nichts tun kann.«
»Ja, das ist ein widerwärtiger Zustand. Und dennoch – solange wir nichts wissen, ist Geduld das Einzige, das uns weiterhilft. Aufmerksamkeit und Geduld.«
Das stille Lauern einer Katze auf der Jagd, schoss es Finn durch den Kopf. Vielleicht. Es war Shepsi, der von Rachsucht getrieben handelte. Er würde sich verraten.
»Ich kann versuchen, Feli zu erreichen, Finn. Es ist mir schon einmal ganz kurz gelungen. Eher zufällig, aber es geht. Ich werde ihr eine Warnung zukommen lassen«, sagte Nathan schließlich. »Und wir alle behalten den Dolmen im Auge.«
»Verdammt, ich muss noch zwei Klausuren schreiben. Ich muss morgen zurück an die Uni!«
»Das musst du, Finn.«
»Und mich auf euch verlassen.«
»Ganz richtig.«
Auf seinen Vater hatte er sich nicht verlassen können. Die Bitterkeit darüber rumorte noch in seinem Magen. Finn sah Nathan an. Ein Mann, gelassen, ruhig und manchmal hart und unnachgiebig. Er hatte Fehler gemacht und Schläge einstecken müssen.
Er war verlässlich wie ein Fels.
»Gut. Donnerstagabend bin ich zurück. Dann habe ich erst einmal Ferien.«
51. Abschied von Trefélin
Feli drückte ihre Nase in das warme, seidige Katzenfell und schnurrte zufrieden. Nefer hatte sich um sie gerollt, eine Pfote lag auf ihrem Nacken, ein Hinterlauf über ihrer Flanke. Es war warm und kuschelig in der Kuhle im Heidekraut. Bienen brummelten in den Blüten, eine Lerche trillerte hoch über ihnen, Ginster duftete. Sie schmiegte sich ein bisschen näher an den schlanken, starken Körper, und müßig schleckte
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