Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
machen?«, fragte er einigermaßen ungehalten.
Sie sah auf, zuckte mit den Schultern.
»Schlafen.«
»Hey, da läuft ein rachsüchtiger Irrer herum, der schon mehrere Menschen getötet hat.«
»Kann ich nichts gegen tun, Tanguy. Ich bin viel zu müde dazu«, antwortete sie, trank ihre Limo aus und erhob sich. »Nathan, ich leg mich aufs Sofa, okay?«
»Ich habe dir schon Kissen und Decken hingelegt. Und wir gehen jetzt auch zu Bett.«
Tanguy wollte protestieren, aber Finn war ebenfalls aufgestanden und griff nach seinem Helm.
»Ich komme morgen früh wieder vorbei.«
Vielleicht war auch Tan müde und nicht ganz Herr seiner Emotionen, denn ein leises Knurren bildete sich in seiner Kehle. Die Katze schoss aus ihrer Decke und funkelte ihn an.
Eis kroch seine Wirbelsäule hoch.
Nathan und Finn starrten die Katze verblüfft an.
»Ähm – geh in dein Zimmer, Tan«, bemerkte Nathan trocken, und Tanguy war sich vollkommen sicher, dass er nur mühsam ein Lachen unterdrücken konnte.
Die Katze wuselte sich wieder in ihre Decke, Kopf voraus, mit peitschendem Schwanz.
»Was hat sie gesagt? Verdammt, ihr macht euch über mich lustig!«
»Du würdest es gar nicht wissen wollen«, feixte Finn und machte die Tür hinter sich zu.
»Che-Nupet ist eine ganz besondere Persönlichkeit, Tan. Frag Feli nach ihr, morgen, wenn wir alle ausgeschlafen haben.«
Tanguy wollte etwas erwidern, aber dann schluckte er die Bemerkung doch herunter. Es war nicht die Zeit sich zu streiten. Doch blendend war seine Laune nicht. Sprechende Katzen, Kampfweibchen, Sphingen, ein mordlüsterner Gestaltwandler – und er hatte schon wieder das Gefühl, dass sein Körper sich mit Fell überzog.
Nathan räumte das Geschirr fort und machte die Lichter aus. Mondlicht fiel durch die Fenster, und lautlos ging er durch das Wohnzimmer. Feli hatte sich unter der Decke eingerollt, ihre schulterlangen Haare ringelten sich auf dem Kopfkissen, ihr junges Gesicht war glatt und friedlich. Ein Mädchen, fast wie eine Tochter, doch von seltsamem Mut und großherziger Freundlichkeit. Vor einem Jahr hatte er sie in der Schule kennengelernt, als sie mit glühender Überzeugung behauptet hatte, dass Tiere eine Seele haben. Es hatte ihn beeindruckt, denn er selber musste diese Tatsache erst in einem schmerzhaften Prozess erlernen. Und auch dann war er zutiefst ergriffen gewesen, als er schließlich erkannt hatte, dass die Welten, die er durch seinen Mentor kennengelernt hatte, nicht ausschließlich in Traum und Trance zu betreten waren, sondern dass die Wesen, die dort existierten, wahrhaftig lebten.
Feli und Finn hatten es klaglos akzeptiert.
Tanguy war inzwischen zumindest bereit, das Prinzip anzuerkennen. Doch das, was ihn verstörte, war von anderer Art. Es hatte nichts mit den Ohrringen zu tun, die Verständigung und Reise möglich machten. Er fragte sich, ob Feli ihm da helfen konnte. Sie oder Che-Nupet.
Che-Nupet?
Wo war die Katze?
Nathan zog die Decke über Feli zurecht und kehrte in die Küche zurück. Die Decke war leer. Leise rief er sie, doch er erhielt keine Antwort.
Auch in den anderen Zimmern fand er sie nicht, erst als er in den Raum seines Neffen schaute, sah er sie auf seinem Bett sitzen. Sie starrte ihn unergründlich an, bemerkte ihn und hüpfte zu Boden.
»Träumt er, ne. Puma-Träume.«
»Ich weiß.«
Sie schlüpfte durch die Tür, er hielt die seines Schlafzimmers auf.
»Wir müssen reden.«
»Müssen wir.«
Er setzte sich auf sein Bett, Che-Nupet sah fragend hoch.
»Komm her. Das ist in Ordnung. Majestät hat auch hier gelegen.«
»Warst du gut zu Bastet Merit. Weiß sie. Hast du Ring, ne.«
»Ja, ich habe den Ohrring, aber mir ist seine Bedeutung nicht ganz klar.«
»Ist großer Ring. Musst du lernen. Gibt er Macht. Sei vorsichtig, ne.«
»Warum?«
»Weiß nicht.«
»Vielleicht doch. Aber das ist wohl meine Angelegenheit, nicht wahr?«
»Ist es.«
»Aber du weißt etwas von Tanguy, Che-Nupet.«
Wenn eine Katze sauer aussehen konnte, dann diese, stellte Nathan fest. Sie tretelte ein paarmal in den Kissen, dann fauchte sie beinahe: »Ist Spielzeug von Tante. Macht sie Cougar aus ihm. Muss er beherrschen lernen.«
»Dass er von dem Geist des Berglöwen besessen ist, habe ich bemerkt. Was es bedeutet, kann ich nicht herausfinden.«
»Muss er selbst. Wird er können. Hilfst du, bist du ein guter Mann, ne.«
Nathan konnte sich nicht mehr beherrschen. Er fuhr Che-Nupet sacht über Kopf und Rücken. Sie hielt ganz still. Er
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