Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
Sekunde zu Sekunde. Er hätte um so vieles lieber seine Nase an Sebas Hals gedrückt und an ihr geschnuppert. Sie roch so betörend. Irgendwie nach Blumen und süßen Kräutern. Er rückte näher an sie heran.
»Ringe, Finn?«, gurrte sie und rückte ein Stückchen von ihm weg.
»Mhm.«
»Dann hör zu und lass deine Pfoten bei dir.«
»Ich kann auch zuhören, wenn ich sie auf dir lasse«, grummelte er.
»Nein, das kannst du nicht.«
Womit sie vermutlich recht hatte, dachte er frustriert.
»Also, es gibt diese einfachen Ringe, solche, wie du und die drei Kater sie tragen. Diese Verständigungsringe erlauben es uns, die Sprache anderer Tiere und auch der Menschen zu verstehen. Zusätzlich dienen sie dem Übergang zwischen den Welten. Es gibt ein paar Dutzend von ihnen, und sie werden an jene vergeben, die diplomatische Aufgaben wahrzunehmen haben oder sich unter Menschen begeben müssen.«
»Ich kann aber die Sprache der Tiere nicht verstehen.«
»Nein, du bist ja auch ein Mensch. Aber ohne den Ring würdest du auch uns nicht in unserer Katzengestalt verstehen.«
»Gibt es auch Ringe, mit denen Menschen die Tiere verstehen können?«
»Genau weiß ich nicht, wie die höheren Ringe wirken. Vielleicht die Traumringe, ja, das könnte sein. Es gibt nämlich noch zwei andere Arten von Ohrringen, die bei besonderen Aufgaben getragen werden. Die Wandlungsringe befähigen ihren Träger, jederzeit die Gestalt zu wechseln. So können große Trefélin-Katzen kleine Hauskatzen werden oder auch als Menschen auftreten, beides in dieser Welt. Auch ein Mensch kann damit zur Katze werden. Die höchste Stufe der Ringe, die Traumringe, verschaffen zusätzliche Geisteskräfte wie Gedankenlesen und Vorhersagen, Beeinflussung der Träume anderer, Hypnose. Sie sind äußerst selten und werden nur von den Seelenführern und einigen Beratern der Königin getragen.«
Seba nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Kaffeeglas und schleckte den Milchschaum vom Rand ab.
Finn starrte auf ihre Lippen.
Sie spitzte sie wie zu einem Küsschen.
Er stöhnte auf.
Und wurde herb aus seinen Fantasien gerissen.
»Ha, hab ich mir doch gedacht, dass ich dich hier finde!«
Rudi, in Waidgrün, steuerte auf den Tisch zu, stolperte und fiel Seba auf den Schoß.
Finn knurrte. Seba lachte. Rudi seufzte und versuchte aufzustehen, dabei stütze er sich auf Sebas Busen ab. Die packte sein Handgelenk und bog es zurück.
»Aua!«
Rudi rappelte sich auf und schüttelte seine Hand. Dann grinste er.
»War aber schön. Hey, Finn, ist das deine Freundin?«
Er quetschte sich auf die Bank neben Seba, die nun zwischen beiden Männern eingeklemmt war.
»Was willst du hier?«, fuhr Finn ihn an.
»Wegen morgen. Deine Schwester hat mir gesagt, dass du hier bist.«
»Was ist morgen?«
»Ich hab mit deinem Freund Sem geredet. Der ist klasse, Mann. Der und die beiden Kater. Echt. Und Sem will mir in der Frühe das Pirschen beibringen.«
Rudi trippelte mit Zeige- und Mittelfinger Sebas Arm hoch. Ihren drohenden Blick bemerkte er nicht.
»Rudi, wenn du nicht gleich deine Flossen von Seba nimmst, verlierst du noch eine Hand«, mahnte Finn.
»Och ja? Nö, nicht?«
Unverdrossen krabbelten seine Finger an Sebas Hals und zu ihrem Blusenausschnitt. Seba schlug einmal kurz zu, und ihre Nägel hinterließen drei lange, blutige Kratzer. Rudi betrachtete konsterniert seinen Handrücken.
»Du, das war aber gemein.«
»Ich habe dich gewarnt«, sagte Finn, »Sei froh, dass dein Arm noch dran ist.«
Rudi leckte sich das Blut von den Kratzern und sah Seba gekränkt an.
»Bist du immer so fies zu Männern?«
»Immer«, sagte Seba und nickte ernsthaft.
»Seba, lass Gnade walten. Rudi ist kein Mann. Rudi ist ein Nerd.«
»Ach ja? Und die dürfen grabbeln?«
»Nein, dürfen sie nicht, aber sie kennen den Unterschied zwischen einer Tastatur und einer Frau nicht.«
»Ich soll ihm vergeben?«
»Vergiss ihn einfach.«
»Gut.«
»Und du, Rudi, gehst jetzt besser. Du musst morgen früh aufstehen, wenn du durch den Wald pirschen willst.«
»Du kommst nicht mit?«
»Ich habe eine Verabredung mit meinem Vater.«
»Oh, toll. Na gut, dann noch viel Spaß.«
Rudi quetschte sich aus der Bank, stützte sich dabei noch einmal auf Seba ab und riss ihr dabei das Tuch in ihren Haaren über die Augen.
Seba schob es wieder hoch und sah den dicklichen Rudi fassungslos an.
»Nerd also.«
»Und Jäger!«
»Der?«
»Er macht seinen Jagdschein.«
»Muss man hier einen Schein dafür
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