Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
und Großkatzen machen. Nützlich ist es allemal.«
Sie schlenderten mit der Woge der Besucher an den Erdmännchen vorbei, die sie wachsam musterten, ignorierten das Affenhaus und schenkten den Dickhäutern samt ihren zwei Elefantenbabys keine Beachtung.
»Haben sich deine Katzen in Nathans Haus eingelebt?«, fragte Feli, während sie die Giraffen mit einem beiläufigen Blick streifte.
»Scheint so. Sem ist sehr ordentlich, das muss man ihm lassen. Und Ani und Pepi vergnügen sich im Wald. Mit Sylvester haben sie sich schon einmal herzhaft in die Wolle bekommen. Und angeblich haben sie auch einen Dackel verprügelt.«
»Sylvester?«
»Eine der Waldkatzen. Sem hat sich mit ihnen unterhalten.«
»Ich wünschte, das könnte ich Iris erzählen.« Feli fasste an ihren Ohrring, der wieder ganz leise zu summen begonnen hatte. »Du wirst es wenigstens Nathan sagen können.«
Finn nickte und sah versonnen einem Zebra nach.
»Wann kommt er zurück? Hat er sich bei dir mal gemeldet?«
»Was? Ach so, ja, eine Mail habe ich erhalten. Er kümmert sich um seinen Neffen, den er überreden will, nach Deutschland zu kommen. Ende Juni will er wieder hier sein.«
Dann war Che-Nupet schon wieder in Trefélin, sie würden einander nicht begegnen, dachte Feli. Es stimmte sie traurig.
»Morgen begleitet mich mein Vater auf meinem Rundgang.«
»Oh«, war alles, was Feli dazu sagen konnte. »Schön für dich.«
»Ja, ich finde das schön. Auch wenn Kristin und Nerissa immer nur misstrauisch sind. Aber er ist in Ordnung.«
Feli nickte und trat näher an die gläserne Absperrung des Geländes. Ihr Herz begann zu klopfen, als sie die große, gefleckte Katze entdeckte, die auf einem flachen Stein ruhte. Panther gab es in diesem Zoo nicht, wohl aber Leoparden. Da jedoch Panther lediglich die schwarze Variante der Leoparden waren, würde es vielleicht reichen, sich ihnen zu stellen.
So wie die Katze dort lag, bot sie ein friedvolles Bild. Und auch als der zweite Leopard die hohen Gräser teilte und mit geschmeidigen Schritten über den ausgetretenen Pfad wandelte, verspürte sie keine Angst. Kinder drängelten sich hinter ihr, eine Frau zeterte, ein Baby plärrte, jemand stieß sie mit dem Ellenbogen in die Rippen. Doch die Glaswand schien die Geräusche von den Tieren fernzuhalten.
Der Schwanz der ruhenden Raubkatze wedelte hin und her, als ihr Gefährte sich näherte. Und dann schlug er die Augen auf und ließ seinen Blick gelangweilt über das Publikum schweifen. Feli fühlte ihn über sich hinweggleiten, uninteressiert, gleichgültig.
»Er will nichts von mir«, flüsterte sie.
»Von mir auch nicht. Vermutlich werden sie gut gefüttert.«
Sie wandten sich ab und gingen weiter. Von den drei an der Tafel angekündigten Löwen war keiner zu sehen, und der bengalische Tiger hielt seine Siesta. Doch dann kamen sie an ein Gehege, in dem Berglöwen zu Hause waren. Das Summen an Felis Ohr wurde stärker.
Und dann sah sie ihn.
Silbern, elegant, arrogant in der Astgabel eines Baumes liegen. Weiß die Schnauze, von schwarzen Streifen umgeben, ebenso die Augen schwarz umrandet. Sein Blick war alles andere als gelangweilt, er starrte sie an. Eindringlich. Durchdringend. Feli fasste nach ihrem Ohrring und starrte zurück.
Golden waren die Augen des Pumas, verwirrend und abgründig. Sie fühlte sich durchschaut und wusste nicht, was diese Katze in ihr sah. Aber es musste etwas sein, etwas, das sie interessierte. Gänsehaut flog über ihren Rücken.
Der Puma öffnete sein Maul und gähnte.
Die Reißzähne schimmerten.
Dann sprang er von seinem Lager und verschwand hinter einem farnbewachsenen Felsen.
»Hallo, Feli! Feli, bist du noch da?«
Finn schüttelte sie leicht an der Schulter.
»Oh, mhm. Ja, ich bin da. Mhm – das war seltsam.«
»Was war seltsam?«
»Der Puma. Wie er mich angesehen hat. Mir ist irgendwie schwindelig.«
»Dann gehen wir besser ein Eis essen.«
»Du hast nichts bemerkt, oder?«
Finn rieb sich das Ohrläppchen. Dann nickte er.
»Doch. Es juckt irgendwie. Lass uns gehen. Das Eis finden wir besser draußen. Hier ist es zu voll.«
Sie verließen beinahe fluchtartig den Zoo. Finn spendierte ihnen je eine Eistüte, und sie wanderten schweigend zum Parkplatz zurück. Als sie das Motorrad erreicht hatten, meinte Finn: »Dieser Puma – er wusste etwas, oder? Glaubst du, er stammt aus Trefélin?«
»Ich weiß es nicht, Finn. Es gibt so vieles, das wir nicht wissen.«
Finn nickte und rieb sich noch einmal das
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